Millionenprojekt für junge Perspektiven

15.04.2025 • 17:00 Uhr
Alexandra Stotter
Das Projekt „Clocks“ soll eine Art Kompass für arbeits­suchende Jugendliche sein.
aqua mühle

Jugendarbeitslosigkeit: Aqua Mühle setzt innovatives Projekt „Clocks“ um. 4,9 Millionen Euro Förderung durch AMS, EU und Land. 700 Jugendliche mit Vermittlungshindernissen sollen bis Ende 2028 teilnehmen.

In Vorarlberg sind derzeit durchschnittlich 1363 Jugendliche unter 25 Jahren beim AMS als arbeitslos gemeldet – ein Anstieg um 18,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zudem nehmen aktuell 996 junge Menschen an Ausbildungs- oder Qualifizierungsmaßnahmen des AMS teil – ein Plus von elf Prozent. Diese Zahlen unterstreichen, wie wichtig gezielte Unterstützung beim Einstieg ins Berufsleben ist.

Neue Initiative

Mit dem Projekt „Clocks – Jeder Mensch tickt anders“ wird nun eine neue Initiative zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit gestartet. Das Angebot unterstützt beim AMS Vorarlberg arbeitslos vorgemerkte Jugendliche im Alter vom 15. bis zum vollendeten 24. Lebensjahr mit Vermittlungshindernissen. Von 22. April 2025 bis Ende Dezember 2028 sollen insgesamt 700 Jugendliche und junge Erwachsene am Programm teilnehmen. Durchgeführt wird Clocks im Auftrag des AMS Vorarlberg und mit Unterstützung des Europäischen Sozialfonds (ESF), des AMS und des Landes Vorarlberg mit 4,9 Millionen Euro finanziert. Die Umsetzung erfolgt durch Aqua Mühle im Auftrag des AMS. Für die Projektverantwortlichen ist klar: „Arbeitslosigkeit bedeutet für junge Menschen nicht nur finanzielle Unsicherheit, sondern belastet oft auch die psychische Gesundheit. Der Verlust von Perspektiven kann zu sozialer Isolation und starkem Stress führen. Hier setzt ‚Clocks‘ an: Es bietet Orientierung, Unterstützung und neue Chancen – beruflich wie persönlich.”

Alexandra Stotter
Aqua Mühle: Alexandra Stotter, Projektleitung Unterland.am

Perspektiven eröffnen

Im Mittelpunkt stehen Stabilisierung, Berufsorientierung und Kompetenzentwicklung. Theorie wird mit praxisnahen Trainings verbunden, um individuelle Stärken zu fördern und nachhaltige berufliche Perspektiven zu eröffnen. Die Teilnehmenden erhalten nicht nur persönliche Betreuung, sondern auch Einblicke in verschiedene Berufsfelder und Qualifikationsmöglichkeiten. Besonderer Fokus liegt auf dem Abbau komplexer Barrieren, die den Einstieg ins Erwerbsleben erschweren.

Projekt “Clocks”

Der Name des Projektes „Clocks“ ist ein aus den Anfangsbuchstaben der nachfolgenden Wörter gebildetes Kurzwort und zugleich das Motto beziehungsweise das Programm der Maßnahme.
CL steht für Clearing
O für Orientierung
C für Coaching
K für Kompetenztraining/Kompetenzaufbau
S für Stabilisierung.

Motto und Programm

Der Name „Clocks“ steht für die fünf zentralen Bausteine:
Clearing, Orientierung, Coaching, Kompetenztraining/Kompetenzaufbau und Stabilisierung. „Das ist zugleich Motto und Programm“, erklärt Alexandra Stotter, Projektleiterin „Clocks“ Unterland bei Aqua Mühle. „Unser Ziel ist es, jungen Menschen möglichst viele psychosoziale und strukturelle Hemmnisse zu nehmen und sie mit Kompetenzen auszustatten, die sie auf ihrem Weg in Richtung Ausbildung oder Arbeitsmarkt stärken. So kann ihnen der wichtige Schritt in ein selbstbestimmtes Leben gelingen.“ Ein weiteres Ziel sei die Reduktion von Armutsgefährdung: „Mit der erfolgreichen (Re)Integration in den Bildungs- oder Arbeitsmarkt leisten wir dazu einen wichtigen Beitrag.“

Breite Palette an Themen

„In den insgesamt 34 Kurswochen behandeln wir eine breite Palette an Themen – sowohl in der Gruppe als auch in Einzelgesprächen“, so Stotter. „Das Skills-Training soll den Teilnehmenden alltagstaugliche Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie wieder stabil und handlungsfähig werden.“ Themen wie Achtsamkeit, Stresstoleranz, zwischenmenschliche Fähigkeiten und Emotionsregulation stehen dabei im Mittelpunkt. Ziel ist es, die jungen Erwachsenen in ihrer persönlichen Entwicklung zu stärken.

Alexandra Stotter
Aqua Mühle: Cansu Özdemir, Projektleitung Oberland.AM

Die Zielgruppe sei in den vergangenen Jahren stark von der Coronapandemie und globalen Krisen betroffen gewesen. „Diese Entwicklungen haben die psychosozialen Herausforderungen erheblich verschärft“, betont Stotter.

Auf Augenhöhe

„Wir hoffen, mit diesem Projekt vielen jungen Menschen in Vorarlberg auf Augenhöhe und mit Zuversicht neue Wege in eine bessere Zukunft zu eröffnen“, sagt sie. Auch die Sichtbarkeit der Arbeit mit der Zielgruppe und die gesellschaftliche Anerkennung für die beteiligten Akteure seien wichtig: „Gerade in einer Zeit, in der viele soziale Projekte von Kürzungen betroffen sind oder ganz wegzubrechen drohen, muss der Wert dieser Arbeit auch politisch stärker anerkannt werden.“

Startschuss

Im Unterland fand die Informationsveranstaltung bereits statt. „Die Rückmeldungen waren durchwegs positiv. Der Bedarf an Unterstützung ist groß“, berichtet Stotter. Gleichzeitig müsse genau geprüft werden, für wen die Maßnahme geeignet sei, da die Plätze begrenzt sind. Auch erste Einzelgespräche mit potenziellen Teilnehmern fanden bereits statt. „Diese Gespräche sind gewissermaßen die Eintrittskarte ins Projekt. Dabei geht es auch darum, eine Verbindlichkeit sicherzustellen, denn viele Klienten bringen komplexe Themen mit. Eine ernsthafte und nachhaltige Auseinandersetzung ist notwendig, um zuversichtlich in die Zukunft blicken zu können.“ Teilnahmevoraussetzung ist zudem, dass die Jugendlichen psychisch und physisch belastbar sind. Der offizielle Projektstart im Unterland ist der 22. April. Im Oberland, wo Cansu Özdemir das Projekt leitet, beginnt der Kurs zwei Wochen nach der dortigen Infoveranstaltung am 7. Juli. An beiden Standorten – Frastanz und Dornbirn – werden jeweils 25 Jugendliche betreut. „Ziel ist eine Anstellung, eine Lehrstelle oder ein Ausbildungs- bzw. Qualifizierungsplan“, weiß Stotter.

Millionenprojekt für junge Perspektiven
Bernhard Bereuter, AMS-Landesgeschäftsführer.kh

Langfristige Investition

„Das Projekt ist mit 4,9 Millionen Euro eine große, langfristige Investition“, betont AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter. Er sieht das Geld gut angelegt: „Jugendliche mit Vermittlungshemmnissen werden professionell auf ihrem Weg in Ausbildung und Beschäftigung begleitet – das verbessert ihre Chancen auf nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt erheblich.“ Die Teilnahme am Projekt ist grundsätzlich freiwillig. „Ein gewisser Nachdruck ist dennoch gegeben“, sagt Bereuter. Die Zuweisung für die Kurse erfolgt durch das AMS.