Nukleargefahr am Golf?

Der Krieg gegen den Iran ist derzeit die größere radioaktive Bedrohung als ein mögliches militärisches Nuklearprogramm des Iran.
Seit Israel am 13. Juni seine Luftangriffe auf den Iran begann, sind die beiden lange verfeindeten Staaten nun in einem offenen Luftkrieg miteinander. Täglich und vor allem nächtlich greifen israelische Raketen und Bomben die iranische Hauptstadt Teheran und andere Ziele im Westen des Landes an und der Iran verübt Vergeltungsschläge auf Israel. Davon betroffen sind nicht nur die Bevölkerungen beider Staaten, sondern auch die Staaten dazwischen. Der irakische Luftraum ist für Flugzeuge ebenso gesperrt, wie der syrische, libanesische und jordanische. Mit dem für die Region typischen Galgenhumor kursiert im Irak mittlerweile der Spruch, ob es nicht einfacher wäre, wenn sich Israel und der Iran jeweils selbst bombardieren würden als den langen Weg über Irak und Jordanien zu nehmen.
Insbesondere bei einer Zerstörung des Atomkraftwerks in Bushehr an der Küste des Golfs bestünde eine akute Gefahr für eine radioaktive Verseuchung der gesamten Golfregion mit ungeahnten Konsequenzen für den Irak, Kuwait, Saudi-Arabien, Bahrain, Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Thomas Schmidinger
Sollten die USA auch noch aktiv in den Krieg einsteigen, fürchtet man hier eine weitere Eskalation. Die größere Angst als vor eventuellen Vergeltungsschlägen auf US-Einrichtungen im Irak herrscht allerdings von einem radioaktiven Fallout, sollte Israel weiter die iranischen Atomanlagen bombardieren. Auch die Internationale Atomenergiebehörde IAEO hat diesbezügliche Befürchtungen sehr klar geäußert. Insbesondere bei einer Zerstörung des Atomkraftwerks in Bushehr an der Küste des Golfs bestünde eine akute Gefahr für eine radioaktive Verseuchung der gesamten Golfregion mit ungeahnten Konsequenzen für den Irak, Kuwait, Saudi-Arabien, Bahrain, Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Internationale Organisationen halten diese Gefahr für so akut, dass sie ihren Mitarbeitern im Irak mittlerweile Trainings für den nuklearen Ernstfall bieten.
Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der israelische Angriff auf den Iran, der mit einem Atomwaffenprogramm begründet wird, von dem niemand so genau weiß ob es überhaupt existiert und wenn ja, wie weit es gediehen ist, nun selbst zu einer atomaren Gefahr wird, die weit über den Iran selbst verheerende Auswirkungen haben würde. Iran, der im Gegensatz zu Israel dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten ist, hätte mit weiteren Verhandlungen kontrolliert werden können. Nun droht erst recht die nukleare Katastrophe.