Sperre Silvrettastraße: „Wir brauchen kein Geld, wir brauchen Gäste!“

Ende nächster Woche könnte die Silvretta Hochalpenstraße wieder öffnen. Ein NEUE-Lokalaugenschein in Partenen, mit betroffenen Touristikern, auch aus Galtür.
Deutliche Worte fanden Paznauner Wirte und Hoteliers für ihre Situation und nahmen medial auch die Betreiber der Silvretta Hochalpenstraße ins Visier. Man sei viel zu wenig bemüht, die Straße zu sichern, „während man mit unserem Wasser Millionen machen würde“, lautete ein Vorwurf aus Tirol und sorgte überregional für Schlagzeilen, so etwa im Münchner Merkur.

Den Unmut über die durch Murenabgänge bedingte Sperre teilen auch viele Wirte und Gastronomen auf der Vorarlberger Seite, auch wenn man sich der Kritik gegenüber dem Landesunternehmen in diesem Punkt nicht anschließt, hieß es größtenteils beim NEUE-Lokalaugenschein.
Sicherheit hat Vorrang
Einer Meinung zeigten sich die Betroffenen bezüglich der aktuellen Lage, wenn es um die Absicherung der Straße gehe. „Natürlich hat die Sicherheit absoluten Vorrang und dessen sind wir uns hier im Tal alle bewusst“, informiert Ricarda Schöpf, Wirtin des Tirolerhofs, nur einen Steinwurf von der Mautstelle entfernt.

In dieselbe Kerbe schlägt Walburga Schneeweiß, die ebenfalls Fremdenzimmer vermietet: „Dass der Betrieb der Straße nur bei sicheren Bedingungen gewährleistet werden kann, ist auch nicht das Problem. Ich habe aber das Gefühl, dass sich die Illwerke vkw gerade in Bezug auf den touristischen Fokus zu wenig auf ihren Ursprung konzentriert. Denn zumindest der Betrieb der Vermuntbahn muss in so einer Situation absoluten Vorrang haben.“

Diese befindet sich nämlich gerade in Revision, was bedeutet, dass Gäste, Einheimische und Wanderer nur über Umwege auf die Bielerhöhe kommen. Sie können zwar mit der Tafamuntbahn in die Höhe, müssen aber einen mehrstündigen Fußmarsch in Kauf nehmen, um zum Silvrettastausee zu gelangen.
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Eine Stimme aus Galtür
Beim Besuch der NEUE am Sonntag in Partenen nahm sich auch Peter Walter, ein Hotelier aus Galtür, Zeit. Ins Montafon kam er über das Ganifertal und über einen privaten Güterweg, der bei entsprechender Bewilligung Privatpersonen zur Verfügung steht.
Er kann den Unmut seiner Kollegen verstehen, wünscht sich aber ebenfalls ein stärkeres Bekenntnis zum Standort: „Besonders hart trifft es beispielsweise das Motorradhotel Luggi, generell liegen die Umsatzeinbußen für uns zwischen 25 und 50 Prozent. Wir haben einfach das Gefühl, dass sich das Unternehmen zu stark auf den Energiesektor konzentriert und die Menschen und die Region, die den Grundstein für seinen Erfolg legen, zu wenig in den Mittelpunkt rückt“, informiert der 54-jährige Galtürer.
Bekenntnis zur Region
„Wir brauchen kein Geld, keine finanzielle Unterstützung oder keine Entschuldigungen, wir brauchen Gäste! Wir fordern schlicht und ergreifend eine gesicherte Infrastruktur, damit wir wirtschaften können“, führt Kurt Klehenz vom Alpenchalet Breitspitz weiter aus. Und dass man genau jene kleinen Pensionen und Betriebe unterstütze, die nicht direkt Teil des touristischen Teils der Illwerke vkw seien, unterstütze. Oder, dass man auch eine Lösung für das Ganifer finde, beispielsweise mit einem Shuttle-Betrieb für die Gäste.

Montafon Tourismus zeigt Verständnis
Ebenfalls vor Ort zeigte Josef Manahl, ein Sprecher von Montafon Tourismus, Verständnis für die Situation der heimischen Touristiker: „Wir sind uns der heiklen Lage voll und ganz bewusst und befinden uns nahezu täglich in Austausch mit den Verantwortlichen. Wir versuchen, so gut wie möglich zu unterstützen und bieten beispielsweise Konzerte oder Events an, um den Gästen Alternativen zu ermöglichen. Ein Shuttleservice im Ganifer ist rechtlich nicht so einfach, da es hierfür ein Taxi- oder Reisebusunternehmen benötigen würde. Und diese sind aktuell ausgelastet.“

Öffnung in Sichtweite
Zumindest ein Licht am Ende des Tunnels, oder besser gesagt Tales, verspricht die aktuelle Situation, sowohl auf der Baustelle, an der die Illwerke vkw mit Hochdruck arbeitet, als auch bei der Vermuntbahn: Eine Freigabe der Silvretta Hochalpenstraße wird mit Ende nächster Woche erwartet. Und auf Anfrage der NEUE am Sonntag werde die Vermuntbahn Mitte August wieder den Betrieb aufnehmen.

Fünf Fragen an … Andreas Neuhauser, Illwerke vkw
NEUE am Sonntag: Eigentlich wäre eine Öffnung der Straße für Mitte Juli geplant gewesen. Woran scheitert es aktuell?
Andreas Neuhauser: Die anhaltenden Regenfälle der letzten Tage haben Sicherungsmaßnahmen und Aufräumarbeiten zeitweise unmöglich gemacht. An einer Freigabe der Passstraße bis Ende nächster Woche wird mit Hochdruck gearbeitet. Die Situation hängt jedoch stark von den Wetterverhältnissen der nächsten Tage ab und wird laufend neu beurteilt.
NEUE am Sonntag: Wie gehen Sie mit der scharfen Kritik von Paznauner Seite aus um?
Neuhauser: Wir verstehen, dass die Situation für Tourismus- und Gastronomiebetriebe im Paznaun und im Montafon schwierig ist. Es gibt aber auch bei vielen Betroffenen großes Verständnis für die notwendigen Maßnahmen. Wer die Situation vor Ort kennt, sieht, wie intensiv an der Öffnung der Straße gearbeitet wird. Dass auch für diese Arbeiten sichere Bedingungen herrschen müssen, muss allen Betroffenen ebenfalls klar sein.
NEUE am Sonntag: Betroffene Touristiker kritisieren das Handling mit der Bahn. Wieso ist die Vermuntbahn nach wie vor nicht für Publikum in den Sommermonaten nutzbar?
Neuhauser: Aktuell finden bei der Vermuntbahn gesetzlich vorgeschriebene Revisionsarbeiten statt. Die Bahn steht deshalb bis Mitte August nicht zur Verfügung. Wir gehen davon aus, dass die Straße Ende nächster Woche geöffnet werden kann. Falls dies nicht möglich ist, wird die Situation neu bewertet.

NEUE am Sonntag: Wie gehen die Illwerke vkw langfristig damit um, die Silvretta Hochalpenstraße dauerhaft zu sichern? Wäre so etwas denkbar? Und mit welchem finanziellen und baulichen Aufwand müsste man hier rechnen (Tunnel, Galerien, Hangsicherungen)?
Neuhauser: Nach Abschluss der aktuellen Sicherungsmaßnahmen ist eine sichere Benutzung der Silvretta-Hochalpenstraße möglich. Selbstverständlich werden auch Überlegungen zu einer langfristigen Entwicklung angestellt.
NEUE am Sonntag: Wie stünde es beispielsweise um eine Shuttle-Lösung für Touristen über das Ganifer?
Neuhauser: Eine Shuttle-Lösung über das Ganifer ist nicht vorgesehen.
(NEUE am Sonntag)