Politik

Voestalpine: Intensive Debatte über deutsche Bilanzaffäre erwartet

02.07.2024 • 18:14 Uhr
ABD0129_20190201 - LINZ - ÖSTERREICH: ++ THEMENBILD ++ ZU APA0276 VOM 1.2.2019 - Illustration zum Thema voestalpine. Im Bild: Das Logo der voestalpine aufgenommen am Freitag, 1. Februar 2019, in Linz. - FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER,sujet
Das Logo der voestalpine aufgenommen am Freitag, 1. Februar 2019, in Linz. FOTO: APA/HELMUT FOHRINGER,sujet

Bei der Hauptversammlung der Voestalpine dürfte es zu einer Diskussion um die kürzlich bekannt gewordene Bilanzschönung bei einer deutschen Tochter kommen. 

Bei der heutigen Hauptversammlung der Voestalpine wird eine intensive Diskussion um die kürzlich bekannt gewordene Bilanzschönung bei einer deutschen Voestalpine-Tochter erwartet. Diese wurde kurz nach der Vorlage der Bilanz vor rund einem Monat bekannt. Die Vorkommnisse wurden jedoch lediglich weit hinten im Geschäftsbericht erwähnt und wurden nicht bei der Bilanzpressekonferenz thematisiert. Jahrelang wurde offenbar die Bilanz der Tochter geschönt, in Summe geht es um etwa 100 Millionen Euro.

Die Causa wird von der Finanzmarktaufsicht geprüft, es geht auch um die Frage, ob die Voestalpine Aktionäre womöglich früher hätte informieren müssen.

Eibensteiner meldet sich

Mitte Juni hatte sich dann Voestalpine-Vorstandschef Herbert Eibensteiner via Video an die Belegschaft Personal gewandt. Er hielt dabei einmal mehr fest, dass „aus heutiger Sicht keine Geldmittel abgeflossen sind“. Es könnten aber „möglicherweise zu viel Steuern bezahlt“ worden sein. Die Wertberichtigungen von 100 Millionen Euro würden keinen direkten materiellen Schaden verursachen. Die von Kritikern hinterfragte Kommunikationspolitik rechtfertigte Eibensteiner damit, dass der Vorstand erst die Ergebnisse der nach Auftauchen der Manipulation eingeleiteten Untersuchung abwarten wollte, „um ein vollständiges Bild zu haben“. Eine Ad-hoc-Pflicht sei laufend geprüft, aber verneint worden.

Der ehemalige Geschäftsführer der deutschen Voestalpine-Tochter Automotive Components Dettingen hat unterdessen den gegen ihn erhobenen Vorwurf zurückgewiesen, wonach er gemeinsam mit einem Buchhalter die Bilanzen im Ausmaß von rund 100 Mio. Euro geschönt haben soll. Über seinen Anwalt forderte der Manager die Voestalpine vorletzte Woche auf, entsprechende Behauptungen zu widerrufen.

Kritik von allen Seiten

Im Rahmen der Hauptversammlung dürfte die Affäre jedenfalls noch einmal thematisiert werden. So hatte der Interessenverband für Anleger (IVA) die Kommunikation des Unternehmens zu dem Vorfall kritisiert. Diese lasse „am Transparenzwillen zweifeln“, so der Vorstand des Interessenverbands für Anleger (IVA), Florian Beckermann. Aktionäre würden dadurch „zu Recht sehr skeptisch“.

Ungeachtet dieser Aufregungen will sich der Aufsichtsrat der Voestalpine bei der Hauptversammlung geschlossen der Wiederwahl stellen. Als neuer Kandidat stellt sich Martin Hetzer, Präsident des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg, der Wahl.

Vorsitzender des Aufsichtsrats ist der ehemalige Vorstandschef Wolfgang Eder. Weiters sitzen RLB-OÖ-Chef Heinrich Schaller, Oberbank-Chef Franz Gasselsberger, die ehemalige VIG-Chefin Elisabeth Stadler, Rechtsanwalt Florian Khol, die ehemalige stellvertretende Direktorin der Arbeiterkammer Wien, Maria Kubitschek sowie Ingrid Jörg, Präsidentin Aerospace and Transportation bei Constellium Switzerland, in dem Gremium.

Im Falle seiner Wahl stünde Eder für weitere drei Jahre und damit bis 2027 zur Verfügung. Für sämtliche weitere Mandate ist eine Laufzeit von fünf Jahren, also bis zu Hauptversammlung 2029 vorgesehen, heißt es in der Aussendung. Der Molekularbiologe und ISTA-Leiter Martin Hetzer würde bei seiner Wahl den Posten von Joachim Lemppenau einnehmen, der nach dessen Ableben im Jahr 2022 vakant geworden und bis jetzt nicht nachbesetzt worden ist.