Wie Labour-Chef Keir Starmer heute die britische Parlamentswahl gewinnen dürfte

Keir Starmer, aller Voraussicht nach neuer britischer Labour-Premier, will neue Nüchternheit und Lösungsorientiertheit in den Fokus rücken. Von 14 Jahre Tories hat das Volk offenbar genug – heute wird gewählt.
Der Anti-Populist an der Spitze
Es wäre schon ein mittelgroßes Wunder, wäre er nicht der nächste Premierminister des Vereinigten Königreichs: Heute schreitet das britische Volk zur Wahlurne, und Labour-Chef Keir Starmer dürfte der überragende Sieger werden, auch wenn er selbst keine Begeisterungsstürme auslöst. Die Konservativen dürften indes nach 14 Jahren – metaphorisch gesprochen – aus der Regierung gekickt werden. Es gibt Prognosen, die den Tories das übelste Ergebnis seit 1906 vorhersagen.
Die Hoffnung des spätestens seit dem Brexit Entbehrungen und politische Misswirtschaft gewohnten Briten liegen mehrheitlich auf dem 61-Jährigen. Seine Gegner spotten den ursprünglich als Anwalt tätigen „Mr. Langweilig“, doch das Volk dürfte relativ genau wissen, welchen Typus Politiker es nicht mehr will: Egomane, Populist, Selbstdarsteller – all das ist Starmer nicht.
Vom Anwalt zum Politiker
Er vertritt moderate Positionen, betont immer wieder den Wert der Familie, war seinerzeit gegen einen Austritt Großbritanniens aus der EU – und erhebt im Unterschied zu so vielen anderen europäischen Parteien die politische Mitte zum Motto. Die Umsetzbarkeit einiger Labour-Pläne muss natürlich noch die Praxis zeigen.
Dass ihn Gegner als Teil einer selbstzentrierten liberalen Londoner Elite sehen, lässt der spät berufene Politiker nicht gelten, betont vielmehr immer wieder seine einfache Herkunft: In eine Familie mit vier Kindern geboren, der Vater Werkzeugmacher, die Mutter Krankenschwester und leider selbst krank.
Neue Nüchternheit: Starmers Führungsstil
Seit 2020 hat der zweifache Vater den Vorsitz der Labour Party inne, neue Nüchternheit und Lösungsorientiertheit sollen im Fokus stehen: Charisma mag noch immer in geringen Mengen vorhanden sein, doch Starmer kann anlassbezogen direkt werden: In Richtung Nigel Farage und dessen rechtspopulistischer Partei Reform UK ließ er wissen: „Ich kandidiere als Premierminister, nicht als Zirkusdirektor.“