Die Bierpartei und Dominik Wlazny in Dornbirn: “Er nimmt nicht alles so bierisch ernst”

Die Bierpartei enthüllte ihre einzigen drei Plakate in Vorarlberg. Die NEUE war vor Ort und hat mit Kandidaten und Besuchern gesprochen.
Schenkt man den Umfragen verschiedenster Institute zur Nationalratswahl Vertrauen, dürfte die Bierpartei im Bereich zwischen fünf und sieben Prozent landen. Damit würde jene Partei, die 2015 als Satireprojekt des Wiener Musikers Dominik Wlazny alias Marco Pogo gegründet wurde, in den Nationalrat einziehen. Als Partei, die eine „Entpolitisierung der Politik“ fordert und ein „Menü“ statt eines Programmes hat, entspricht sie so gar nicht dem Bild der etablierten politischen Kräfte.

Im Rahmen der „Plakatiererei“ war Dominik Wlazny mit den Vorarlberger Kandidatinnen zu Gast in Dornbirn, um das Plakat für Vorarlberg zu enthüllen. Rund 30 interessierte Menschen sind am Marktplatz versammelt. Kurz zum Hintergrund: Die Bierpartei hat für jedes Bundesland ein eigenes Plakat entworfen. Allerdings stellt sie nur einen einzigen Dreiecksständer pro Bundesland auf. Man wolle das Land nicht mit Plakaten „zupflastern“, meint Wlazny in seiner Ansprache, außerdem habe man nicht „die Kohle“ für eine österreichweite Kampagne.

Bevor es an die Enthüllung geht, hält Wlazny eine kurze Rede, dann ist es so weit: Die Vorarlberger Kandidatinnen Nadine Lins aus Hohenems und Michaela Haller aus Schnifis enthüllen das Bundesland-Plakat. Das Motiv ist an sich recht unspektakulär. Es zeigt zwei Wahlkabinen, unter denen je zwei Beine zu sehen sind. Die Aufschrift sticht am meisten ins Auge und ist im Dialekt verfasst: „Jo mol du, endlich epas Ghörigs zum wähla!“

Für Schmunzeln im Publikum sorgt Wlazny, als er sich nach dem Ablesen des Spruchs für sein „schlechtes Vorarlbergerisch“ entschuldigt. Nun werden die beiden anderen Plakate, die auch in den anderen Bundesländern stehen, enthüllt. „Eine Partei ohne Politiker“ steht auf dem Einen über dem Konterfei von Wlazny.
Das dritte Plakat enthält – ja richtig gelesen – alle Forderungen der Partei. „Nachdem wir keine Politberater haben, dachten wir uns: Wir drucken einfach unser ganzes ‚Menü‘ aufs Plakat“, erklärt der Parteichef. Laut ihm ein „Novum in der internationalen Parteilandschaft“.
Das “Menü” der Bierpartei
Das „Menü“ basiert auf Stammtischen, wo man mit den Kandidaten über Inhalte sprechen kann. Das Thema gibt oft die Partei vor, aber auch Anliegen der Gäste werden diskutiret. Was besprochen wird, nimmt die Partei mit zu den Expertenstammtischen, wo Expertern ihre Einschätzung dazu abgeben. So sollen Ideen aus der Bevölkerung im „Menü“ landen.
Danach nimmt Wlazny sich Zeit für Gespräche mit den Zusehern, beantwortet Fragen und nimmt Selfie-Wünsche entgegen. Um den klassischen Straßenwahlkampf kommt selbst die Bierpartei nicht herum. Auch einen kurzen Austausch mit SPÖ-Landeschef Mario Leiter, der für einen Imagevideo-Dreh zufällig auch am Marktplatz ist, gibt es.

Die Menschen am Dornbirner Marktplatz finden offenbar Gefallen an der Bierpartei. „Die Plakate treffen genau das, was ich mir erwartet habe“, erzählt Ulrike Sottopietra. „‚Eine Partei ohne Politiker‘ gefällt mir gut, denn ich denke, dass die Politiker zu viel Macht haben und nicht wirklich das tun, was die Menschen wollen.“ Bei der Nationalratswahl sei die Bierpartei eine ernstzunehmende Option, befindet sie. „Er [Wlazny] nimmt nicht alles so bierisch ernst. Dass die Partei nun ernsthafter geworden ist und die wichtigen Dinge anspricht, finde ich gut.“

Simon Kohlbacher ist bei der Bierpartei aktiv und hilft dabei, Stammtische zu organisieren. Was ihm an der Partei gefällt? „Es ist erfrischend neu, das hat es davor in Österreich nicht gegeben.“ Sein Kollege Mario Dünser stimmt ihm zu und hält ganz allgemein fest: „In unserer Politik muss sich etwas verändern.“

Auch Bernhard Otupal ist als langjähriges Mitglied der Bierpartei in Dornbirn dabei. “Bei den Stammtischen sind alle Berufsgruppen dabei und man sieht, dass die Ideen wirklich in das ‘Menü’ eingearbeitet werden”, sagt er zu seiner Motivation. “Ich bin kein Fan der Parteipolitik, aber die Bierpartei stellt mit ihren Themen eine wählbare Alternative dar”, pflichtet ihm Amy King bei. Von den Themen, die sie ansprechen, ist für mich besonders Gewalt an Frauen wichtig. Da muss was getan werden”, erklärt sie.

Nun ist die Haltung des Publikums zur Bierpartei auf einer solchen Veranstaltung freilich eine deutlich positivere, als wenn man eine Straßenumfrage macht. Doch auffällig ist: Besonders viele Menschen, denen die etablierten Parteien nicht (mehr) zusagen, interessieren sich für die Bierpartei. Der Ansatz, nicht so sein zu wollen wie „die Anderen“, scheint unzufriedene Wähler anzusprechen.
Im Gespräch mit den Kandidatinnen
Wie kommt man eigentlich dazu, für die Bierpartei zu kandidieren? “Unser Weg ist ziemlich ähnlich”, beginnt Nadine Lins. “Aufmerksam auf die Bierpartei wurden wir bei der Bundespräsidentenwahl und sind dann auch recht schnell beigetreten und waren bei der Vollversammlung dabei”, berichtet sie. Michaela Haller fügt hinzu: “Wir sehen, wie alles wächst, und das ist total spannend und hilft, wieder Hoffnung zu schöpfen.” Auf die Frage, ob sie einer “etablierten” Partei beigetreten wären, schütteln die beiden Kandidatinnen energisch die Köpfe: “Nein, nie.”

Und welche Themen haben für die beiden den höchsten Stellenwert? “Mir sind als Lehrerin das Bildungssystem und die Jugend große Anliegen. Es ist wichtig, dass junge Menschen wieder eine Stimme im Land bekommen, sie sind schließlich unsere Zukunft.”, erklärt Lins, während Haller aufzählt: “Tiere, Inklusion und Gleichberechtigung sind mir ganz wichtig.” Die Ergotherapeutin hält fest: “Spannend ist, dass wir zusammen mit den Menschen etwas entwickeln können, anstatt dass sie einfach etwas vorgesetzt bekommen.”
3 Fragen an Bierpartei-Chef Dominik Wlazny

1 Warum stellt die Bierpartei nur drei Plakate pro Bundesland auf?
Dominik Wlazny: Erstens wollen wir das Land nicht mit Wahlplakaten zupflastern. Zweitens haben wir die finanziellen Mittel dazu nicht. Aber auch wenn wir das Geld hätten, würden wir das nicht tun. Es stehen bereits so viele Wahlplakate herum, und ich bin – wie viele andere Menschen in Österreich – der Meinung: Das will echt keiner sehen.
2 „Eine Partei ohne Politiker“ liest man auf einem der Plakate Ihrer Partei. Als was, wenn nicht als Politiker, sehen Sie sich, wenn Sie ins Parlament einziehen?
Wlazny: Als künftige Parlamentarierinnen und Parlamentarier. Niemand von uns war vorher im Parlament oder in einem Landtag, ich war Bezirksrat bis Mai. Wir sind Menschen aus ganz normalen Jobs, die zusammenkommen und gemeinsam was tun wollen. Deswegen sind wir auf das Prädikat „ohne Politiker“ auch stolz. Wir arbeiten viel mit Experten und holen unser Know-How von ihnen herein.
3 Welches Vorarlberger Bier trinken Sie am liebsten?
Wlazny: Frastanzer mag ich schon sehr gern und Egger finde ich auch nicht schlecht. Ich trinke aber – das ist viel diskutiert unter meinen Freunden, weil manche sagen, dass sie es nicht so gut vertragen – auch das Mohren Export-Bier gern. Hier und da darf es auch ein Fohrenburger vom Fass sein, vor allem, weil sie einen super Brauereichef haben, den ich sehr gern mag. Lange Rede, kurzer Sinn: Alle.