Strolz will auch nach seinem Rückzug die “Flügel heben”

Matthias Strolz trat einen Tag nach seinem Rückzug aus der Parteipolitik mit den Neos bei einer Pressekonferenz auf. Er sprach über die Entscheidung und warb für die Bildungspolitik seiner – nun ehemaligen – Partei.
Das Timing dieser Ankündigung war durchaus interessant: Am Dienstag – fünf Tage vor der Nationalratswahl – gab Neos-Mitgründer Matthias Strolz auf seinen Social Media-Profilen bekannt, sich aus der Parteipolitik zurückziehen zu wollen. Wichtig ist die Differenzierung: Aus der Parteipolitik, nicht aus der Politik an sich, das stellte Strolz klar. Den Neos will er trotzdem verbunden bleiben. In den letzten Jahren nach seinem Rückzug aus dem Nationalrat und von der Parteispitze war er nicht sehr aktiv, allerdings heizte der Klostertaler in letzter Zeit die Gerüchte nach einer parteipolitischen Rückkehr medienwirksam an, verkündete zudem, er stehe als Bildungsminister bereit.
Auf Wahlkampf mit dem Kernthema
Nur einen Tag nach dem endgültigen Rückzug luden die Neos und Strolz am Mittwoch zusammen mit der Landesvorsitzenden Claudia Gamon und dem Vorarlberger Spitzenkandidaten für die Nationalratswahl, Johannes Gasser, in der Dornbirner Postgarage zu einer Pressekonferenz. Wenig überraschend adressierten die Neos ihr Kernthema Bildung: “Es ist eine Schande, dass so wenig Fokus auf Chancengerechtigkeit in der Bildung liegt”, begann Claudia Gamon und fordert umfassende Reformen, unter anderem im Ausbau ganztägig verschränkter Bildungformen. Johannes Gasser erklärte, gestützt auf eine parlamentarische Anfragebeantwortung, die Zahl der ganztägigen Schulstandorte sei im Neos-regierten Wien um 48 gestiegen, in Vorarlberg dagegen um einen Standort gesunken. Beide fordern einen Rechtsanspruch auf einen Ganztagesplatz für Kinder.

Dann kam der als “Bildungsexperte” angekündigte Neos-Mitgründer Matthias Strolz zu Wort. Gleich zu Beginn erwänte der in Wien wohnhafte Vorarlberger sein bekanntes Motto, er wolle “jedem Kind die Flügel heben”. Bildung beuge zudem der steigenden Zahl von Depressionen bei jungen Menschen vor, argumentierte der Neos-Mitgründer.
“Ende eines Reifungsprozesses”
Bei der anschließenden Fragerunde stand erwartungsgemäß der Rückzug von Strolz im Vordergrund. Über den Zeitpunkt und die Gründe des Rückzugs sagte Strolz: “Es ist das Ende eines langen, schwierigen Reifungsprozesses. Nach Monaten bin ich letzte Woche in die Klarheit gereift und es ist es mir wichtig, das auch mitzuteilen. Ich bin trotzdem noch bei Pressekonferenzen und Fernsehauftritten. Da könnte ich lügen oder die Wahrheit sagen und vor dieser Entscheidung gestellt, sage ich, was ist.” Nun habe er “die Hände frei” für seine Engagements in überparteilicher Friedens- und Bildungsarbeit. Mit den Neos bleibe er verbunden, wenn er als Experte auf weitere Pressekonferenzen eingeladen wird.

Für sein Engagement als zukünftiger, überparteilicher Bildungsminister, für das sich Strolz selbst in Position brachte, stehe er auch nach seiner Rückzugsankündigung zur Verfügung, stellte er eigens in den sozialen Medien klar. Unter welchen Bedingungen und Regierungskonstellationen er dazu bereit sei, wollte er auf Nachfrage nicht näher kommentieren: “Das löst Spekulationen in alle Richtungen aus, die ich gar nicht befeuern will.” Ein mögliches politisches Engagement in Vorarlberg schloss er aus, obwohl es “nach wie vor viele Verbindungen hierher” gebe.
Spannend wurde es auch, als zum Thema Überparteilichkeit nachgefragt wurde. Da ergriff Claudia Gamon das Wort: “Bei uns dürfen zum Beispiel ja auch Nichtmitglieder bei den Mitgliederversammlungen sprechen oder bei der Listenerstellung kandidieren.” Matthias Strolz witzelte daraufhin: “Ich könnte also immer noch kandidieren”, legte aber sofort nach und betonte, das sei nur ein Spaß gewesen. Ganz vom eigenen Herzensprojekt loslassen ist eben doch schwer.