Politik

Wahlkampf-Finale beim “Fierobad Jazz” in der Alpenstadt

15.03.2025 • 12:08 Uhr
Wahlkampf-Finale beim "Fierobad Jazz" in der Alpenstadt
In den Farben getrennt, im Rhythmus vereint: Cenk Dogan (ÖVP) und Antonio Della Rossa (SPÖ). Stiplovsek

Wahlkampffinale in Bludenz: Die NEUE war für einen Lokalaugenschein mit prominenter Beteiligung beim „Fierobad Jazz“ im Bludenzer Löwen.

Von Joachim Mangard, Martin Begle, Tobias Holzer und Marina Jeremic

Wenige Stunden vor der Wahl war das für ganz Vorarlberg wohl spannendste und engste Duell um das Amt des Bürgermeisters in der Alpenstadt auch beim beliebten Event im Zentrum der Innenstadt Gesprächsthema.

Wenig verwunderlich, zeigten doch Cenk Dogan (Landtagsabgeordneter ÖVP) und Antonio Della Rossa (Nationalratsabgeordneter SPÖ) zwei politische Akteure auf der Bühne ihr musikalisches Können. Die beiden sind nämlich Teil des Kulturvereins „Muscon“, der in unterschiedlichen und in diesem Fall parteiübergreifender Formation die musikalische Landschaft ganz Vorarlbergs bereichert.

Wahlkampf-Finale beim "Fierobad Jazz" in der Alpenstadt
Bürgermeister Simon Tschann im Gespräch mit der Bevölkerung. Stiplovsek

Im Publikum ließen sich neben vielen bekannten Gesichtern aus der Stadtpolitik auch die beiden wohl aussichtsreichsten Kandidaten für den Posten des Stadtchefs sehen. Und sowohl Herausforderer Mario Leiter (SPÖ) als auch Bürgermeister Simon Tschann (ÖVP) stellten das Miteinander in den Vordergrund, wie sie auch im Gespräch mit der NEUE unterstrichen.

Lokalaugenschein

Ein Team der NEUE hat sich unter die Bevölkerung gemischt und ein Bludenzer Stimmungsbild eingefangen. Und einen Abend erlebt, der wohl die trügerische Ruhe vor dem Sturm auf das Rathaus skizziert hat – zumindest musikalisch zeigten sich Schwarz und Rot in Bludenz in seltener Harmonie.

Wahlkampf-Finale beim "Fierobad Jazz" in der Alpenstadt
Gut besucht zeigte sich der Bludenzer Löwen beim “Fierobad Jazz”. Stiplovsek

Das denkt die Bevölkerung

Beim Lokalaugenschein in Bludenz durfte die NEUE spannende Gespräche belauschen – ihren Namen und ihr Foto wollten viele aber leider nicht in der Zeitung sehen. Am Rande des „Firobat-Jazz“ im Löwen fand eine Unterredung zwischen zwei Gästen statt, wobei einer sich beschwerte: „Ich wähle in dieser Stadt sicher keinen mehr, denn dieses unsägliche Radarauto haben sie alle zusammen beschlossen.“ Ein Anderer teilt seine Meinung nicht: „Ich finde das in Ordnung, weil dieses Auto meistens im Bereich von Schulen und Kindergärten dafür sorgt, dass langsamer gefahren wird und so die Sicherheit für die Kinder erhöht wird.“
Die erste Person entgegnet: „Das mag ja stimmen, aber wenn das Radarauto nicht einmal 50 Meter nach einer stationären Radarbox platziert wird, halte ich das nur noch für Abzocke und Schikane“, und zeigt ein Foto auf seinem Smartphone. Sein Gegenüber entgegnet: „Seit es das Radarauto in Bludenz gibt, wird eindeutig weniger gerast. Wer das jetzt immer noch nicht versteht und trotzdem zu schnell fährt, der gehört meiner Meinung nach auch bestraft und soll zahlen.“

Prognose aus dem Bauch heraus

An einem anderen Tisch wird über den Ausgang der morgigen Bürgermeisterwahl gerätselt. „Mario Leiter wird Bürgermeister. Frag mich nicht wieso, aber mein Bauchgefühl sagt, er macht’s“, lacht ein Herr im Löwen. Ein anderer Mann liefert mit Augenzwinkern eine weitere steile These: „Simon Tschann macht’s knapp, wird rechtskräftig verurteilt und erhält dann ein höheres Strafmaß. Dann bekommen wir Neuwahlen.“

Stammtischgeflüster

Im Riedmiller ist die Verurteilung gegen den Bludenzer Bürgermeister ebenfalls ein Thema. Ein Gast am Stammtisch erklärt: „Der Tschann war jung und hat sich auf seine Berater verlassen. Eigentlich müsste man die Person, die ihn beraten hat, zur Rechenschaft ziehen. Auch an diesem Stammtisch sind alle der Meinung, dass es ein knappes Rennen zwischen Leiter und Tschann wird. „Nur, wenn ein paar Protestwähler den Weixlbaumer wählen, könnte der zum lachenden Dritten werden“, überlegt einer der Gäste.

Wahlkampf-Finale beim "Fierobad Jazz" in der Alpenstadt
Christian Härtel erklärt, er werde am Sonntag nicht zur Wahl gehen. stiplovsek

Weniger Zuwendung für einen der Kandidaten hat Christian Härtl. „Ich habe keinen Favoriten, weil kein Kandidat mich überzeugt“, erklärter der NEUE an der Bar im Riedmiller. Lachend deutet er zu einem Kumpel, der neben ihm sitzt: „Würde er sich zum Bürgermeister aufstellen lassen, dann würde ich ihn sofort wählen.“

Verurteilung hat “Beigeschmack” im Wahlkampf

Auch im Tschofen war die NEUE unterwegs und traf dort Isolde und Peter Künzle. Die beiden Bludenzer nützten die Gelegenheit, vorab ihre Stimme im Rathaus abzugeben. Peter prognostiziert eine enge Entscheidung zwischen Simon Tschann und Mario Leiter: „Wahrscheinlich wird es wieder relativ knapp. Da spielen viele Faktoren hinein…“ „…zum Beispiel die Wahlbeteiligung“, ergänzt Isolde. „Auch die Gerichtsverhandlung gegen Tschann ist beim ein oder anderen im Hinterkopf“, mutmaßt Peter.

Wahlkampf-Finale beim "Fierobad Jazz" in der Alpenstadt
Isolde und Peter Künzle gaben ihre Stimme schon vor dem Wahlsonntag ab. stiplovsek

„Meiner Meinung nach hätte das Verfahren gegen Tschann vor der Wahl abgeschlossen gehört, damit es nicht in den Wahlkampf hineinspielt“, betont Isolde. „So etwas ist nie gut, das hinterlässt einen Beigeschmack. Wenn so etwas ausständig ist, sollte man nicht kandidieren. Wenn alles geklärt ist, könnte man ja in fünf Jahren wieder antreten.“
Die Belebung der Innenstadt, ist ein großes Thema in Bludenz, da sind sich die Künzles einig. „Es braucht direkt im Zentrum ein gut-bürgerliches Gasthaus, wo man zusammenkommt – so wie der Hirschen früher. Ein Ort, wo man zusammenkommt, wo sich Pensionisten genauso wie die Banker treffen“, plädiert Isolde für ein Wiederaufleben der Wirtshauskultur.

“Stadt macht viel für Kinder”

Im Löwen spricht die NEUE mit Pia Rotner-Mair. Sie erklärt: “Es ist sicher eine große Herausforderung, aber gegen den Leerstand in der Stadt sollte dringend etwas unternommen werden. Ich verstehe auch nicht, dass es am Samstag und Sonntag Zeiten gibt, in denen kein Café offen hat. Da sollte sich die Gastronomie besser abstimmen, was die Öffnungszeiten angeht. Mit verschiedenen Events wurde die Innenstadt gut belebt, aber auch die Parkplatzsituation sehe ich dabei kritisch: 15 Minuten gratis Parken bringt nicht viel, wenn man für den Hin- und Rückweg zu Fuß schon länger braucht. Ich glaube, das Parkraummanagement ist einer der Gründe, wieso die Leute von auswärts nicht in die Stadt kommen. Ich selbst bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und finde, dass wir ein gutes, aber auch noch ausbaufähiges Radwegenetz haben.”

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Pia Rotner-Mair sprach am Rande des “Fierobat-Jazz” mit der NEUE. stiplovsek

Weiter erklärt Rotner-Mair: “Die Stadt macht viel für Kinder, wie zum Beispiel die Modernisierung der Volksschule. Ich finde es gut, dass solche Dinge auch über die Parteigrenzen hinweg beschlossen und umgesetzt werden können. Am Sonntag erwarte ich mir ein sehr knappes Ergebnis, eine Prognose, wer am Ende die Nase vorne hat, möchte ich nicht abgeben.”