Niklas Regner wird zum Profigolfer

Niklas Regner ist der beste Golf-Amateur.
Er ist von heute bis – hoffentlich – Sonntag Teil der europäischen Elite, die im Diamond Country Club in Atzenbrugg bei den Austrian Open der European Tour abschlägt. Niklas Regner plant auch da wieder, einen persönlichen Höhepunkt zu setzen, auch wenn der sich (noch) nicht in finanziellem Gewinn niederschlagen würde. Denn noch ist der Ennstaler Amateur. Das ändert sich – schneller als erwartet. Denn Regner, der Spieler mit dem besten Handicap, das je ein deutschsprachiger Spieler hatte, wird noch im Sommer Professional. “Es fehlen nur noch einzelne Dinge, Partner. Aber es sollte im Sommer so weit sein”, sagte er. Das Ziel ist klar: noch dieses Jahr mit Einladungen für Challenge-Tour-Turniere eine fixe Kategorie für das kommende Jahr zu erspielen und sich so die “dritte Kategorie”, die Alps Tour, zu ersparen.
Bis es so weit ist, wird der 22-Jährige, der bis zum 16. Lebensjahr auch zu den besten Skifahrern des Landes zählte, weiter hart an sich arbeiten. Die Stärken? “Mein Spiel vom Tee, mit Driver und Hölzern, ist wirklich gut. Und beim Putten ist auch viel weitergegangen.” Sein Umfeld schwärmt ohnehin von ihm: Spiel, mentale Stärke, Charakter – da wächst was heran, hört man.
Barry Lane
Geboren am 21. Juni 1960 in Hayes/England.
Wohnort: Göteborg, Schweden
Familienstand: verheiratet mit Camilla
Erfolge: 5 Siege European Tour, 1. Sieger bei der Matchplay-WM, 8 Siege EuropeanLegends Tour,
1 x Mitglied des Ryder-Cup-Teams (1993)
Am Murhof traf Regner in der Osterwoche auf eine wahre “Legende”: Barry Lane (60), Ex-Tour-Spieler und nun auf der Legends Tour unterwegs, war zu Besuch. Er kennt Regner bereits und wagt eine Prognose: “Er schlägt den Ball sehr weit, er hat den Fokus, den Hintergrund, die mentale Bereitschaft, weil er Skifahrer war. Ich denke, er wird weit kommen.” Und Lane hat auch Tipps parat für den “Youngster”: “Das Wichtigste ist, dass er den Fokus findet, aber den Spaß nie verliert. Für viele ändert sich alles, wenn Golf ihr Beruf wird. Ändern tut sich aber nur der Name: von Profi zu Amateur. Und man sollte niemals vergessen: Es ist nach wie vor nur ein Spiel.”
Früher war es mehr Abenteuer
Wenn Lane von seinen Anfängen erzählt, dann lauscht auch Regner andächtig. “Als ich jung war, war alles noch viel mehr Abenteuer. Fitnesscenter? Das kannten wir nur vom Vorbeigehen in den Hotels auf dem Weg an die Bar”, sagt er und lacht. Auch das Reisen war noch anders, oft sahen die jungen Golfer damals wochenlang die Heimat nicht: “Hin- und Rückflug wären zu teuer gewesen, dazu gab es damals für die Turniere noch am Montag eine Qualifikation.” Was sich sonst noch änderte? “Was nicht?”, antwortet Lane und lacht auf. “Wir hatten keine Physiotherapeuten, es gab keinen Chauffeur-Dienst von und zu den Turnieren, die Ausrüsterfirmen, die heute mit eigenen Trucks zu jedem Turnier kommen, gab es auch nicht.” Als er begann, bekam man vor dem Turnier eine Packung mit drei Bällen und einen Handschuh – und dasselbe noch einmal, wenn der Cut geschafft war.
Lane ist zweifellos ein guter Geschichtenerzähler. Aber er hat auch viel erlebt und gesehen. “Heute”, sagt er, “ist alles viel professioneller. Die Physis der Spieler ist enorm, ihre tägliche Routine fixiert, sie haben eine Schar von Trainern und Schläger, die zu 100 Prozent auf sie abgestimmt wurden.” Golfen, sagt er, könnten alle, die auf der Tour sind. Die logische Schlussfolgerung: “Ich denke, in der Zwischenzeit machen 90 Prozent des Erfolgs die Mentalität, das Denken aus. Es geht darum, bei jedem Schlag den Fokus zu behalten.”
Niklas Regner
Geboren am 7. Jänner 1999.
Wohnort: Liezen
Hobbys: Ski, Skitouren, Berge
Familienstand: ledig, Freundin Rita
Handicap: -6,8
Erfolge: mehrfacher Golf-Staatsmeister (Zähl- & Matchplay), 6. Gösser Open 2020, 5. Pro-Golf-Tour Schladming 2020, Nr. 1 Amateurrangliste Österreich
Man müsse negative Gedanken ausblenden, “und jeder Golfer hat immer einen negativen Gedanken, wenn er zum Abschlag kommt und weiß, wo er nicht hinschlagen will”. Womit sich der Kreis zu Regner schließt. Er weiß, wohin der Ball soll. Er hat die mentale Stärke, gestählt auch zwischen den Toren auf Ski. Warum er sich dann für Golf entschieden hat? “Ganz klar: Die Verletzungsgefahr war mir im Skisport zu hoch – und die Leidenschaft für Golf einfach größer.” Das soll sie bleiben – demnächst auch als Profi.