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Monaco könnte sogar die Formel 1 verlieren

29.05.2022 • 15:09 Uhr
FORMULA 1 - GP of Monaco
FORMULA 1 – GP of Monaco (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ XPB Images/ Bearne)

Mit Ende des Jahres läuft Vertrag aus. Zukunft ist völlig offen.

Der Grand Prix von Monaco war immer ein Höhepunkt der Saison – seit Geburt der Formel 1 ist die Schlacht in den engen Straßen des Fürstentums, um Millimeter an Mauern und Leitplanken vorbei, umrahmt von den Reichen und Schönen, nicht wegzudenken. Doch die Zeiten ändern sich. Seit Liberty Media die Rechte an der Formel 1 besitzt, seit 2017 also, ist die Ausrichtung eine andere. Maximaler Gewinn steht auf der Prioritätenliste ganz oben, dazu eine starke Orientierung auf neue Märkte und weg von den klassischen Strecken in Europa.

Vor allem von denen, die Liberty Media keine großen Einnahmen bringen – so wie Monaco. Von den Events in Abu Dhabi, Baku oder Saudi-Arabien, wo zweistellige Millionenbeträge fließen, ist Monaco weit entfernt, muss traditionell am wenigsten bezahlen. Bis dato galt das ungeschriebene Gesetz: Die Formel 1 braucht Monaco dringender als Monaco die Formel 1.

Das könnte sich bald ändern. Der Monaco-Vertrag läuft Ende 2022 aus – eine Verlängerung ist kein Selbstläufer. Schon mehrfach war aus Liberty-Kreisen zu hören, dass auch Monaco nicht unantastbar sei. Drohung und Aufforderung zugleich, über Geld und andere Sonderrechte zu verhandeln. Und derer gibt es einige: Etwa die eigene Fernsehproduktion, die alljährlich wegen schlechter Bildregie für Ärger sorgt. Eine eigene Paddock-Club-Vermarktung, einen eigenen Hauptsponsor (TAG-Heuer), direkter Konkurrent des Seriensponsors Rolex. Dazu kommt: Monte Carlo war bislang nicht bereit, die Strecke so zu modifizieren, dass Überholmanöver erleichtert würden. Der Vorschlag, die Schikane auszulassen und die Strecke stattdessen zu verbreitern, wurde bislang abgelehnt.

Der Schweizer Ex-GP-Pilot Marc Surer spricht die Problematik an: „Ein Rennen, bei dem man nicht überholen kann, ist eigentlich Blödsinn. Andererseits kann es natürlich auch spannend sein, wenn einer den anderen hetzt, bis der einen Fehler macht.“

Weitere Gesprächsrunden werden folgen. Der Grundtenor bei Liberty: Man verlange nichts Unmögliches von Monte Carlo. Man baut darauf, notfalls auch ohne Monaco auskommen zu können: VIP- und Glamourglanz könnten auch Miami oder Las Vegas bieten – was einige Teamchefs, wie etwa Otmar Szafnauer von Alpine, durchaus für möglich halten. Die Fanszene in Europa, die sich von solchen Ideen mit Grausen abwendet, spielt keine große Rolle.

Monaco könnte sogar die Formel 1 verlieren
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Aber auch viele Fahrer halten eine Formel 1 ohne Monaco für ein „Unding“. Weltmeister Max Verstappen etwa kann sich mit diesem Gedanken überhaupt nicht anfreunden: „Monaco ist einzigartig, diese ganz spezielle Herausforderung, das Fahren im engen Leitplankenkanal, diese extreme Konzentration, die du jede Sekunde brauchst. Aber auch das ganz spezielle Flair, das dieses Rennwochenende ausstrahlt – Monaco aus dem Kalender zu streichen, wäre ein Riesenverlust für die Formel 1.“
Und für Lokalmatador Charles Leclerc wäre das besonders bitter: „Die Formel 1 ohne Monte Carlo wäre für beide Parteien ein großer Verlust. Für mich wäre es nicht mehr die echte Formel 1. Dieses Rennen ist Teil der Geschichte dieses Sports. Dass im Rennen wenig überholt wird, gehört dazu: Dafür bietet Monte Carlo die beste Qualifikation im ganzen Jahr.“