Das Spiel mit der Gesundheit der Spielerinnen

Fast nach jedem Spiel gibt es neue positive Coronafälle bei den EM-Teams. Die UEFA sieht keine Tests vor, Teams müssen Eigenverantwortung zeigen.
Lisa Kolb hatte es schon vor der EM erwischt, der Traum von der Endrunden-Teilnahme war damit für die Freiburg-Legionärin geplatzt. Laura Wienroither bekam nach dem Auftaktspiel die Nachricht, dass sie positiv auf das Coronavirus getestet wurde, Katharina Naschenweng ereilte dieses Schicksal nach der Nordirland-Partie.
Österreichs Frauen-Fußballnationalteam kennt das Gefühl, eine Spielerin “umgehend isolieren” zu müssen, wie es in den Aussendungen dann immer heißt. Wienroither ist mittlerweile wieder negativ und am Mittwoch ins Training eingestiegen. Ein Einsatz im letzten Gruppenspiel am Freitag (21 Uhr) in Brighton gegen Norwegen, bei dem es um nicht weniger als den Viertelfinaleinzug geht, ist möglich. Naschenweng wird das Spiel vor dem TV-Gerät im Hotelzimmer verfolgen müssen. “Das Wichtigste ist: Kathi hat einen Schnupfen, es geht ihr als grundsätzlich gut. Das war bei Laura ähnlich, sie hatte ein bisschen Schnupfen und ein bisschen Halsschmerzen”, sagt Österreich-Teamchefin Irene Fuhrmann. “Das mit Corona ist einfach nervig. Uns fehlen wegen dieser coronabedingten Ausfälle immer wieder Optionen.”
Dabei müsste das nicht sein. In England kann man als positiv Getesteter mittlerweile ganz normal am Alltag teilnehmen, es herrscht keine Quarantäne-Pflicht. Und auch der europäische Fußballverband UEFA hat keine Regelungen bezüglich Corona für dieses Turnier vorgeschrieben. “Das ist unverständlich für mich. Manche Teams machen den Eindruck, als würden sie gar nicht testen. Aber sie müssen halt auch nicht”, sagt Fuhrmann. Auch im ÖFB-Team gibt es keine in regelmäßigen Abständen durchgeführten Testungen. “Wir halten unsere Spielerinnen aber dazu an, dass sie sich testen, wenn sie Symptome verspüren. Da sind unsere Spielerinnen sehr verantwortungsbewusst.”
“Herzzerreißend, wenn Spielerinnen vom Team getrennt sind”
Die Spielerinnen, die bis 2020, als die Pandemie ausbrach, wegen leichten Halsschmerzen ein EM-Spiel wohl nicht ausgelassen hätten, stellen sich selbst in den Hintergrund, um das Team zu schützen. “Niemand will die andere anstecken und vielleicht schwere Verläufe riskieren. Da denkt jeder an die Mannschaft und nicht nur an sich selbst”, sagt Marie-Therese Höbinger. Die Offensivspielerin meint: “Kathi und Laura sind junge Spielerinnen, die es sich unglaublich verdient haben, jeden Moment hier miterleben zu können. Und dann müssen sie ein paar Tage getrennt vom Team im Zimmer verbringen. Das ist herzzerreißend.”
Aber eben auch ein Beweis dafür, dass das Wohl des Kollektivs über jenem des Individuums steht. “Diese Verbundenheit spürt man auch außerhalb des Platzes. Das ist nicht nur Gelaber, das wird bei uns gelebt. Das zeichnet uns aus”, sagt Fuhrmann.