Sport

Ein Deutscher soll den FC Dornbirn retten

29.01.2024 • 18:44 Uhr
Ein Deutscher soll den FC Dornbirn retten
FCD-Präsident Hubert Domig krempelt den FC Dornbirn um. Klaus Hartinger

FCD-Präsident Hubert Domig krempelt den FC Dornbirn komplett um. Nach der Freistellung von Thomas Janeschitz steht nicht nur der neue Trainer schon fest.

Der abstiegsbedrohte FC Dornbirn versinkt zweieinhalb Wochen vor Beginn der Zweitliga-Frühjahrsrunde im Chaos. Gestern wurde Trainer Thomas Janeschitz beurlaubt, was der Verein in einer bemerkenswert kurzen Aussendung so begründete: „Diese Entscheidung erfolgte nach eingehender Prüfung der aktuellen sportlichen Situation und Teamdynamik.“ Die Dornbirner überwinterten auf dem vorletzten Tabellenplatz.


Janeschitz bat gegenüber der NEUE um Verständnis, dass er sich zu seiner Freistellung nicht äußern will, ließ aber durchblicken, dass er die Begründung des Vereins als sehr freie Interpretation der aktuellen Geschehnisse wertet. Erst vor wenigen Tagen hat Pressesprecher Mathias Bösch, der bei der Jahreshauptversammlung am 11. Dezember in den Vorstand gewählt wurde, den FCD aus persönlichen Gründen verlassen. Und auch der langjährige Beirat Stefan Hämmerle soll sein Amt zurückgelegt haben.

Der Nachfolger

Nachfolger von Janeschitz als Trainer beim FC Dornbirn wird Roberto Pätzold. Der 44-jährige Deutsche hat in der Saison 2022/23 den damaligen Bundesliga-Absteiger Admira Wacker trainiert, musste aber schon nach 15 Zweitliga-Spieltagen als Tabellenachter seinen Stuhl wieder räumen. Ein Jahr davor bekam Pätzold beim FC Ingolstadt eine Chance in der 2. deutschen Bundesliga, wo er nach acht Spieltagen als Vorletzter beurlaubt wurde.
Die Präsentation von Pätzold und neuen Spielern ist für Samstag um 18 Uhr angesetzt. Weiters heißt es, dass dann auch ein Investor und ausländischer Kooperationsverein präsentiert werden soll – kolportiert wird, dass es sich dabei um Flyeralarm sowie den deutschen Klub Würzburger Kickers handelt. Eine solche Verbindung zwischen dem deutschen Profifußball und der heimischen zweiten Liga gibt es bereits – der VfL Wolfsburg kooperiert mit St. Pölten.
Als neuen starken Mann hat der FCD-Präsident und bekennender Fußball-Laie Hubert Domig den 59-jährigen Kärntner Franz Schwaiger ins Boot geholt – ein mehr oder minder unbeschriebenes Blatt im Profifußball. Schwaiger soll als Sportberater Spieler und Sponsoren bringen und führte in den vergangenen Tagen bereits sehr selbstbewusst Gespräche im Namen der Rothosen.

Roberto Pätzold wird neuer Trainer in Dornbirn. <span class="copyright">GEPA</span>
Roberto Pätzold wird neuer Trainer in Dornbirn. GEPA

Umbruch

Der Personalumbruch beim FC Dornbirn deutet auf eine radikale Abkehr des Vorarlberger Wegs hin, mit dem man eine Nische neben Altach, Lustenau und nun auch Bregenz gefunden hatte. Inwieweit ein möglicher Klassenerhalt eine solche Neuausrichtung des Vereins rechtfertigen würde, liegt freilich in der Entscheidungsgewalt von Präsident Domig, der diesen Umbruch freilich auch zu verantworten hat.
Zumal mehr denn je völlig offen ist, ob man in Dornbirn bei den Professionalisierungsschritten der Liga-Konkurrenz mithalten kann. Die infrastrukturellen Voraussetzungen für Profifußball sind bei den Rothosen mehr als bescheiden, finanziell bewegt man sich am absoluten Limit: Der Zuschauerschnitt von knapp 1000 Besuchern wird vom Derby gegen Bregenz getragen, zu den restlichen sieben Heimspielen kamen im Herbst im Schnitt knapp über 600 Besucher. Zum Vergleich: Der VfB Hohenems kommt in der Regionalliga auf einen Schnitt von 430 Besuchern, obwohl die zuschauerträchtigen Derbys gegen den DSV und Wolfurt erst anstehen.
Im Dezember präsentierte FCD-Präsident Domig bei der Jahreshauptversammlung jedenfalls einen Verlust von 93.000 Euro für die sportlich so erfolgreiche Spielzeit 2022/23, eine Summe, für die Domig haftet. Die aktuellen Zahlen der Dornbirner fallen wohl nicht nur tabellarisch deutlich schlechter aus als die aus der Vorsaison, sondern wohl auch finanziell. Nicht zuletzt deshalb dürfte Domig auch bereit sein, einen Partner in den Verein zu holen.
Domig selbst wurde im Jänner 2022 bei einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung in aufgeheizter Atmosphäre nach einer Kampfabstimmung zum neuen FCD-Obmann gewählt. Domig erhielt 29 Stimmen, 21 Mitglieder votierten gegen ihn.
Dorothea Schertler und Peter Handle schieden daraufhin freiwillig aus dem FCD-Vorstand aus. Beide erhoben schwere Vorwürfe gegen den neuen Obmann. Handle, davor Geschäftsführer Sport, zeigte sich über zahlreiche Aussagen von Domig im Vorfeld der Jahreshauptversammlung enttäuscht. Schertler sagte gar in Richtung Domig: „Ich mache nicht mehr weiter, obwohl ich es gerne täte. Hubert, du bist der Grund für diese Entscheidung.“

Sportdirektor Eric Orie darf bei den Rothosen bleiben. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Sportdirektor Eric Orie darf bei den Rothosen bleiben. Klaus Hartinger

Alles möglich

Bleibt den Rothosen zu wünschen, dass man sich über die Tragweite der Entscheidungen bewusst ist. Denn ab jetzt, so viel ist klar, wird nichts mehr so sein, wie es war. Dass nach der Präsentation der neuen Tatsachen am Samstag Ruhe in den Verein einkehrt, ist ziemlich sicher nur Wunschdenken.
Eine Trennung von Sportdirektor Eric Orie ist derweil nicht angedacht, wie viel Mitspracherecht Orie zukünftig noch hat, wird sich weisen. Der 56-jährige Wahl-Vorarlberger, der seit April 2022 im Amt, überraschte zuletzt die Beobachter mit der Verpflichtung des gestandenen Zweitliga-Verteidigers Stefan Umjenovic. Gut möglich, dass es bald schon Orie ist, der von Verpflichtungen überrascht wird. Denn beim FC Dornbirn scheint aktuell alles möglich.