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Ringen: Nach KSV-Sieg: ,,Das war das letzte Mal“

12.11.2024 • 15:52 Uhr
Ringen Bundesliga KSK Klaus vs. KSV Götzis
Alexandra Serra

Der KSV Götzis drehte beim KSK Klaus den Spieß um und sicherte sich im letzten Kampf des Abends mit gesamt 58:53 die Bronzemedaille in der Ringer-Bundesliga. Die Kampfansage von Bernd Ritter an Michael Häusle kam prompt.

Laurin hat bis ungefähr zehn Sekunden vor Schluss geführt, heute ist es bitter. Es haben die Glücklicheren gewonnen. Wir haben eine junge Mannschaft, nächstes Jahr sind wir die Nummer eins im Land”, ließ Bernd Ritter im NEUE-Gespräch wenige Minuten nach dem Rückkampf um Bronze in der Ringer-Bundesliga der Saison 2024 gegen den Lokalkontrahenten KSV Götzis wissen. Dieser triumphierte mit 31:24 in der vollbesetzten Klauser Mittelschule, nachdem Laurin Hartmann in der Freistilklasse bis 77 Kilogramm gegen André Kogler auf Schulter verloren hatte. ,,Die Nerven kommen ins Spiel, wenn du weißt, dass du nichts mehr abgeben darfst. Du agierst passiver, das macht es gefährlich. Nach dem 1:1-Ausgleich hat Laurin alles riskiert“, so der Klauser Cheftrainer und sportliche Leiter, der aber bis zum Schluss an den Gesamtsieg geglaubt habe.

Wieso auch nicht, drei Mal in dieser Saison kam es auf eben diesen letzten Kampf an, drei Mal hatte der KSK die Nase vorn. Am Samstagabend war dies anders, die Götzner Fangemeinde war es, die die Klauser zum Verstummen brachte.
,,Wenn du nervös wirst, wird es auch konditionell schwierig. Wir haben drei Mal verloren, heute waren wir die Besseren. Irdris Duschaev hat mit seinem Schultersieg in der griechisch-römischen Klasse bis 57 Kilo den Grundstein gelegt, unser Legionär Sandro Aminashvili beim 11:0-Sieg über 88 Kilo im Freistil Vollgas gegeben“, gab der Götzner Chefcoach und Vizeobmann Michael Häusle zu Protokoll, nachdem er dieses nach den Jubelarien seelenruhig beim Kampfgericht unterzeichnete.

Ringen Bundesliga KSK Klaus vs. KSV Götzis
Die Götzner (in blau) waren obenauf. Alexandra Serra

Über 600 Zuschauer

Die Vorfreude war riesig im Lager des KSK Klaus, „Finale“ wurde in großen Lettern an die Hallenwand projiziert, „… um die Bronzemedaille“ war der kleingedruckte Zusatz. „Spannung, Unterhaltung, Action und Spaß“ wurde garantiert, und dies sollte alles im Laufe der nächsten 150 Minuten zutreffen. Bernd Ritter begrüßte die über 600 Ringsportfans und Ehrengäste mit ÖRSV-Präsident Thomas Reichenauer an der Spitze mit den Worten ,,Willkommen im Kampf um die Ländle-Krone im Ringsport”, kündigte die große Abordnung des AC Hörbranz an (die Verantwortlichen ließen schon zuvor wissen, auf einen Abstiegs-Play-off-Kampf – wenn er denn trotz Ligaaufstockung kommen sollte – zu verzichten) und präsentierte einen Show-Act des KSK-Nachwuchses, der zuletzt unter anderem zwei Mal die Rheintalliga-Meisterschaft für sich entscheiden konnte. Zahlreiche Zaungäste an den großen Fens­tern der Sporthalle und die Bundeshymne ließen Großes erwarten.

Nach den Duellen der griechisch-römischen Kategorie stand es 13:15, also unentschieden, wenn man das Ergebnis des Hinkampfs miteinbezieht. ,,Es war wieder alles anders als geplant, die 57er-Klasse hätten wir gewinnen sollen, Johannes Ludescher hatte über 130 Kilo einen erfahrenen Mann, von dem wir wussten, dass er gewinnen kann und der Erfolg von Daniel Struzinjski über 62 Kilogramm war erst einmal die Rettung“, analysierte der 46-jährige Ritter nach Teil eins. Michael Häusle konnte mit dem Zwischenstand ,,sehr gut leben”, kritisierte allerdings die Vorstellung des Klauser 100-Kilo-Ringers: ,,Wie bei uns rennt er sechs Minuten davon. Dass dies nicht sanktioniert wird, ist einfach schade”, so der 56-Jährige. Häusle wie Ritter sahen es im Vorfeld doch als Ehre an, dass das Oberhaupt des Verbandes aus Wien anreist, um die Bronzemedaillen und den Pokal zu überreichen.

Ringen Bundesliga KSK Klaus vs. KSV Götzis
Prächtige Stimmung bei den Zuschauern. Alexandra Serra

Höhepunkt

,,Es ist interessant, ja, ein Höhepunkt, dass gerade im Vorarlberger Derby wieder einmal ein Kampf um Platz drei stattfindet, lässt Thomas Reichenauer wissen, der für den Nachwuchs oder Lehrgänge des Öfteren in den Westen der Republik reist und diesen somit so gar nicht außen vorlässt. ,,In Inzing, Salzburg und Vorarlberg lebt der Ringsport, der sich insgesamt im Aufschwung befindet.“
Als ein Indiz dafür führt der 56-Jährige auch die Tatsache an, dass er vor wenigen Tagen für fünf Jahre zum Vizepräsidenten für Leistungs- und Spitzensport von Sport Austria gewählt wurde. Damit vertrete er nun die Interessen von 62 Fachverbänden in Österreich.

Liga-Reform

Dass es in Zukunft wieder österreichische Olympiateilnehmer auch im Ringen geben werde, habe man in einem Workshop der ersten und zweiten Liga entschieden, die Bundesliga auf voraussichtlich zwölf Teams aufzustocken.
,,Dies muss noch beschlossen werden, aber wir müssen das Programm für unsere Kadersportler, die auf internationalen Turnieren, Welt- und Europameisterschaften sowie in der Bundesliga ringen, entzerren. Und dafür die Saison früher beginnen lassen. Dass ein Ludescher dem heimischen Publikum präsentiert werden kann und soll, „steht dabei außer Frage“, sagt Thomas Reichenauer, der selbst nie gerungen hat, für den der Ringsport aber eine ,,Herzensangelegenheit“ ist und seit 2011 ÖRSV-Präsident ist. Reichenauer sieht den ÖRSV als einen ,,Vorzeige-Verband“ an, ,,im Nachwuchs haben wir etliche Erfolge vorzuweisen, das Ringen boomt“. Dass das Frauenringen, das einst der Götzner Bruno Hartmann auch dank seiner Tochter Nikola, ihres Zeichens fünfmalige Weltmeisterin, zum Leben erweckte, auch im Hinblick auf Olympia forciert werden müsse, sei klar, ,,wir sind dafür aber zu klein, hier müssen wir verstärkt mit Deutschland und der Schweiz zusammenarbeiten.”

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Die Enttäuschung war riesig bei den Klausern, wie hier Johannes Ludescher. Jochen Dedeleit

Faire Sportsmänner

Vor den Kämpfen im Freistil wussten Michael Häusle und Bernd Ritter, dass es wie bei den vorangegangenen Saisonduellen wohl um den letzten Kampf ankommen würde. Irgendwie schienen es die Athleten beider Lager auch eilig zu haben, um zu eben diesen letzten Kampf zu kommen. Die ers­ten drei Auseinandersetzungen wurden auf Schulter entschieden, Schwergewicht Johannes Ludescher tigerte nach seinem Freistil-Erfolg von Betreuern zu Fans und von Fans zu Betreuern. Insgesamt fünf Schultersiege und ein 11:0 prägten die zweite Hälfte des Abends, doch wie von den verantwortlichen Trainern kam es zum eingangs erwähnten Showdown. 24:27 stand es vor dem 77-Kilo-Duell, aufgrund des Zwei-Punkte-Vorsprungs von Klaus aus dem Hinkampf war somit alles offen.

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Die beiden Chefcoaches Michael Häusel vom KSV Götzis (l.) und Bernd Ritter vom KSK Klaus mit einem fairen Handshake nach der Entscheidung. Jochen Dedeleit

Laurin Hartmann kniete nach der Schulterniederlage lange auf der Matte, stierte vor sich hin, während die Götzner singend und hüpfend nur wenige Meter von ihm entfernt ihrer Freude freien Lauf ließen. Die eh schon als faire und korrekte Sportsmänner bekannten Michael Häusle und Bernd Ritter gaben sich die Hand, grinsten in die Kameras und Ritter flüsterte seinem Kontrahenten dabei zu: ,,Das war das letzte Mal.“ Beide mussten lachen.

Von Jochen Dedeleit