So droht den Altachern die 2. Liga

Die Rheindörfler gastieren heute zum Auftakt des Doppels gegen Tirol um 18.30 Uhr am Tivoli. Es braucht jetzt Siege.
Die Altacher brauchen den Turnaround. Noch gibt es zwar keinen Grund für eine Endzeitstimmung, aber die Betonung liegt auf „noch“. Sechs Runden vor Schluss liegen die Altacher weiterhin auf dem letzten Tabellenrang. Ein Sieg würde alles ändern, doch eben: Nach dem am Samstag leichtfertig weggeworfenen Sieg gegen Hartberg drängt sich immer mehr die Frage auf, was denn noch passieren muss, damit die Altacher einen echten Umschwung einläuten.
In Klagenfurt gewannen die Rheindörfler zwar, verloren danach aber nach einer blutleeren Leistung die Schnittpartie beim GAK – und am Samstag gegen Hartberg reichte der Ingolitsch-Elf auch eine Führung in Überzahl nicht. Jetzt wartet ein Doppel gegen Tirol. Heute gastieren die Altacher am Tivoli, am Samstag kommen die Tiroler ins Schnabelholz. In diesen Westderbys muss mindestens ein Sieg her, ansonsten könnte, um beim Bild der Endzeitstimmung zu bleiben und es mit Jim Morrison zu sagen, das Ende in der Bundesliga nahe sein.

Tabellenlehre
Mut darf den Altachern vor der heutigen Partie machen, dass sie vor drei Jahren just gegen Tirol am letzten Spieltag den Klassenerhalt schafften. Das Spiel fand allerdings in der heimischen Cashpoint-Arena statt, außerdem schonten die Wattener damals mehrere Leistungsträger, da für sie als feststehender Sieger der Qualifikationsgruppe drei Tage später das Europacup-Play-off-Halbfinale anstand. Mehr Sinn macht da schon ein Blick auf die Duelle in dieser Saison, und die haben beide die Tiroler gewonnen: Am ersten Spieltag gewann die WSG mit 2:1 in Altach, in Runde zwölf feierte Tirol einen 1:0-Heimsieg. Niederlagen wie diese sind es, die Altachs Dilemma offenbaren: Man spielt zwar teils gar nicht schlecht, aber bislang fehlt die Qualität und wohl auch ein Stück weit die Mentalität, um konstanter zu punkten. Zudem ist klar: Wer an guten Tagen nicht gewinnt, wird an schlechten Tagen erst recht nichts holen.
Kritsch ist auch, dass der erste Blick auf die Tabelle täuscht – der Rückstand auf die viertplatzierten Tiroler und den fünftplatzierten GAK beträgt nämlich nicht nur einen, sondern jeweils zwei Punkte. Gegen den GAK hat man den direkten Saisonvergleich bereits verloren – und der entscheidet bei Punktegleichheit, da bei keinem der Teams die Grunddurchgangs-Punkte abgerundet wurden. Gegen den Gegner Tirol diese Woche könnten die Altacher zwar mit zwei Siegen das direkte Duell noch für sich entscheiden, aber da eben bei der WSG die Punkte nach dem Grunddurchgang abgerundet wurden, wären die Wattener bei Punktegleichheit vor Altach. Ob sich SCRA-Trainer Fabio Ingolitsch dessen bewusst ist, ist unklar, sagt er doch: „Unser Ziel ist es in den nächsten vier Tagen, im direkten Vergleich die Nase vorne zu haben.“ Zum Duell am Tivoli selbst betont der Altach-Coach: „Auf uns wartet ein schwieriges Auswärtsspiel. Die WSG Tirol ist eine sehr kompakte und leidenschaftliche Mannschaft. Es wird ein enges und kampfbetontes Spiel werden, in dem Kleinigkeiten entscheiden können.“

Kleinigkeiten
Die Frage ist, inwieweit es Ingolitsch zuzutrauen ist, die richtigen Ansätze zu finden, damit die Kleinigkeiten endlich für seine Elf sprechen. Ingolitsch selbst nimmt sich dabei überraschenderweise aus der Verantwortung: „Ich glaube, es wäre gut, wenn sich die Jungs einmal zusammensetzen. Da geht es nämlich nicht mehr um Traineranweisungen, Taktik oder Systeme, sondern um Eigenverantwortung, Persönlichkeit, Emotionen und Leidenschaft. Das müssen sie über die Zeit bringen. Sie sind erwachsene Menschen und das fordere ich von ihnen ein.“ Eine Aussage, die frappierend daran erinnert, wie der Jungtrainer im November seine Elf nach der späten Niederlage gegen den LASK auf dem Spielfeld um sich versammelte und die Spieler wild gestikulierend bloßstellte – obwohl er selbst sehr wohl auch einen Anteil an der ärgerlichen Niederlage hatte: Ingolitsch hatte nämlich mit zwei späten Defensiv-Wechseln die Ordnung gegen den Ball verändert. Auch am Samstag gegen Hartberg machte Ingolitsch nach dem Ausschluss für die Steirer zwei positionsgetreue Wechsel in der Defensive – damit gab er, gewollt oder ungewollt, beim Stand von 1:0 die Devise vor, die Führung zu verwalten, statt das Spiel zu entscheiden.
Punkteschnitt
Die nackten Zahlen stellen Ingolitsch jedenfalls kein gutes Zeugnis aus: Der 33-Jährige hat nur zwei seiner 17 Spiele mit Altach gewonnen, sein Punkteschnitt von 0,71 ist der zweitschlechteste seit Altach 1986 in die Regionalliga West aufgestiegen ist. Nur Urs Schönenberger, an den man sich in Altach vor allem augenrollend erinnert, hatte mit 0,67 Punkten einen noch schlechteren Punkteschnitt. Verlieren die Altacher heute, stellt Ingolitsch den Negativrekord des Schweizers ein. Darum geht es heute zwar nicht, zeigt aber, dass die Altacher bei Ingolitsch offensichtlich auf ein „Augen zu und durch“ setzen.
Auf einen finanziellen Exodus der Klagenfurter darf man jedenfalls nicht setzen, die Kärntner haben einen Sponsor aufgetrieben. Damit ist klar: Es braucht den Turnaround. Andernfalls geht Altachs Zeit in der Bundesliga am 23. Mai vorerst zu Ende.
FAbio Ingolitsch
Altach-Trainer seit: 9. Oktober 2024
Bilanz: 17 Spiele, 2S–6U–9N
Punkteschnitt: 0,71 (12:39)
Torbilanz: 16:30
Tore Heim/Auswärts: H: 7:11´; A: 9:19
Heimbilanz: 8 Spiele, 0S–5U–3N
Auswärtsbilanz: 9 Spiele, 2S–1U–6N