Er könnte Austrias neuer Sportdirektor werden

Nach der blamablen Saison soll bei der Austria ein in Lustenau alter Bekannter neuer Sportdirektor werden. Ein Kommentar von NEUE-Sportchef Hannes Mayer.
Jeder blamiert sich so gut, wie er kann. Bei Austria Lustenau beweisen sie in dieser Saison sehr großes Talent dafür. Nach einem merklichen Aufschwung davor schafften es die Grün-Weißen am Freitag nicht, in Stripfing den einen Punkt zu holen, der den Klassenerhalt fixiert hätte. So stehen die Lustenauer, wohlgemerkt als Bundesliga-Absteiger, am Sonntag gegen Voitsberg vor einem Entscheidungsspiel um den sportlich erarbeiten Klassenerhalt in der 2. Liga. Was für eine Blamage.
Wahrscheinlich müssen die Lustenauer zwar auch dann nicht in die Regionalliga, wenn sie am Sonntagabend auf einem Abstiegsplatz stehen – weil es wohl nur zwei Aufsteiger geben wird. Bei Austria Wien hat man sich dem Vernehmen nach dazu entschieden, die Young Violets nicht in die 2. Liga zu schicken, außerdem fehlen den jungen Violetten inzwischen drei Punkte zum Aufstieg. Aber das schmälert nicht im Geringsten das Versagen der Austria. Das Experiment mit Sportdirektor Mirco Papaleo ist krachend gescheitert. So sympathisch und eloquent der Italiener auch ist – er hat sowohl im Sommer als auch im Winter keinen Kader zusammengestellt, der den Ansprüchen der 2. Liga genügte. Papaleo wird nach seiner Auszeit nicht mehr zur Austria zurückkehren.
Klar ist aber auch, dass die Fehleranalyse nicht bei Papaleo aufhören darf. Auch die Sportvorstände Valentin Drexel und Stephan Muxel müssen sich der Kritik stellen. So soll zum Beispiel im wahrsten Sinne des Wortes Seifedin Chabbi auf dem Mist des Sportvorstands gewachsen sein. Drexel und Muxel haben in anderen Bereichen ihre Qualitäten, sie sind durch und durch Austrianer – aber für die Kaderplanung einer Profimannschaft reicht es nicht; auch zeitlich. In Lustenau muss für diese Position ein Profi her. Eric Orie soll im Gespräch sein und beste Chancen haben, der Ex-FC-Lustenau-Trainer könnte schon nächste Woche als neuer Sportdirektor vorgestellt werden. Ex-Trainer Andreas Heraf brachte sich im NEUE-Interview für den Posten selbst ins Spiel, und wie immer, wenn eine solche Neubesetzung ansteht, kursiert auch der Name Helgi Kolvidsson, wobei der schon in der Vergangenheit nicht mit CSC kompatibel schien. Klar ist: Die Lustenauer brauchen nicht nur einen Fachmann als Sportdirektor, sondern auch einen Typen, der dem Verein ein Gesicht gibt. Der Austria ist die Identität verloren gegangen. Diese Erkenntnis ist nicht neu und liegt freilich auch am Umzug nach Bregenz, der sich mit Sommer erledigt hat. Aber gerade mit Blick auf den Einzug ins neue Stadion muss die Austria wieder viel greifbarer werden. Die Lustenauer müssen sich auch vom Einfluss von Kooperationspartner CSC emanzipieren, die Grün-Weißen haben nun schon das zweite Spieljahr in Folge nicht von der Zusammenarbeit mit Clermont profitiert. Sollten die Franzosen demnächst das Relegationsduell mit US Boulogne verlieren und in die dritte Liga absteigen, wäre die Kooperation weiter geschwächt, zumal auch der Aufstiegstraum vom FC Biel geplatzt ist.
Eine Zusammenarbeit mit CSC macht zwar aus strategischer Sicht weiterhin Sinn, aber bei der Kaderplanung müssen die Lustenauer ihr Glück schon beim eigenen Schopf packen. Sonst wird die Talfahrt weitergehen. So ein bisschen haben die Lustenauer aktuell das Glück, dass ihr Unvermögen von der Altacher Misere noch überstrahlt wird. Aber auch das schmälert die eigenen Unzulänglichkeiten nicht.
Sofern man den Signalen Glauben schenken darf, haben die Lustenauer verstanden und sind bereit, Fehler zu korrigieren. Aber erstmal gilt es, am Sonntag auch sportlich den Klassenerhalt zu schaffen. Alles andere wäre wirklich eine Blamage.