Sport

Fivers-Protest als Epilog eines Heldenepos

22.05.2025 • 08:00 Uhr
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Erst nach 23 Uhr stand am Dienstag Hards Finaleinzug fest. Die Partie bei den Fivers ging nach zwei Verlängerungen und in Summe 80 Minuten selbst im Siebenmeterschießen in die Verlängerung. Die Fivers haben ob des Modus beim Siebenmeterwerfens Protest eingelegt.

Es war ein Duell von epischen Ausmaßen, das sich da am Dienstagabend Gastgeber Fivers und Grunddurchgangssieger Alpla HC Hard lieferten. Drei Mal lagen die Fivers plus drei in Führung, zwei Mal setzten sich die Roten Teufel mit drei Toren ab. Doch sowohl in den 60 Minuten als auch den beiden Verlängerungen fiel in der Hollgasse keine Entscheidung. In der regulären Spielzeit waren es die Harder, die mit einem Tor von Ante Tokic zum 35:35 zwei Sekunden vor Ablauf die Niederlage abwendeten, in der ersten Verlängerung traf fünf Sekunden vor Ende Lukas Gangel für die Fivers zum 38:38.

Nervenaufreibend

In der zweiten Verlängerung setzten sich die Harder ein zweites Mal in dieser Partie mit drei Toren ab, führten 89 Sekunden vor Schluss mit 44:41. Hard-Trainer Hannes Jón Jónsson blieb bei der Taktik, Golub Doknic für einen siebten Feldspieler von der Platte zu nehmen, was das nächste Drama begünstig-te: Nach einem Ballverlust von Tumi Rúnarsson verkürzten die Fivers durch einen Wurf ins leere Tor auf 43:44, nach einem anschließenden Fehlwurf von Karolis Antanavicius eilte Doknic zurück, doch weil mit einem Pass von Fivers-Goalie Bergmann alle Harder überspielt waren, tauchte Philipp Gangel frei vor Doknic auf und versenkte unbedrängt. Das ist der Stoff, aus den legendäre Spiele sind: Ohne Dramen eben kein Heldenepos.

Und um einen Perspektivwechsel zu machen: Auch uns als Zeitungsmacher führte das Spiel an die Grenzen. Eigentlich hätte die NEUE am Dienstagabend um 22.15 Uhr in Druck gehen müssen. Doch die schier nicht enden wollenden Fortsetzungen des Spiels verzögerten den Druck immer weiter und weiter, was das Dienstende mehrerer Mitarbeiter hinauszögerte und die Mitarbeiter in der Druckerei sowie die Austräger massiv unter Zugzwang setzte.
Denn Verlängerung hin oder her: Als Leser will man die Zeitung am Frühstückstisch liegen haben. Ein episches Spiel wie das zwischen den Fivers und Hard ist also auch eine nervenaufreibende Erfahrung bei der Zeitungsproduktion, letztendlich ging die NEUE am Dienstagabend mit einer ganzen Stunde Verspätung in Druck – alles für den größtmöglichen Lesegenuss.

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Impressionen eines Spiels… GEPA

Tausendsassa Doknic

Ein Harder Held war am späten Dienstagabend zweifelsohne Hard-Hexer Doknic. Denn im Siebenmeterwerfen standen die Zeichen bereits auf einen Heimsieg. Nach einem Fehlwurf von Tumi Rúnarsson waren die Fivers vor ihrem fünften Wurf nur mehr einen Siebenmeter von Spiel drei entfernt, doch Teufelskerl Dok-nic, der davor selbst antrat und getroffen hatte, verhinderte mit einer Glanzparade gegen Fabian Glätzl den Serienausgleich. So ging das Siebenmeterwerfen beim Stand von 48:48 weiter, allerdings nicht ohne vorherige Diskussionen.

Die Schiedsrichter Hurich/Bolic ordneten eine zweite Siebenmeterserie mit je fünf Schützen an. Sowohl Fivers-Coach Eckl als auch Hard-Trainer Jónsson fragten nach, warum denn zum Wurfpaar-Modus gewechselt würde, bei der das Siebenmeterwerfen dann entschieden wäre, sobald ein Team trifft und das andere nicht. Doch auch Schiedsrichterbeobachter Rudolf Grotti bestätigte das Fünfer-Format, eine Entscheidung, die noch auf Wiedervorlage kommen sollte.
In der zweiten Serie verwarf als Erstes Jakob Nigg für die Fivers, weil danach Rúnarsson traf, wäre das Spiel im Wurfpaar-Modus entschieden gewesen. Auch das könnte auf Wiedervorlage kommen. Ein Fehlwurf des in Summe äußerst unglücklich agierenden Schnabl holte die Margaretner beim Stand von 50:50 zurück in die Serie. So kam es schließlich zum letzten Wurfpaar der zweiten Fünferserie und dabei zum ultimativen Showdown.

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… das in die Geschichte des österreichischen Handballsports eingeht. GEPA

Unkonventionell

Als in Summe zehnter Schütze bei den Fivers trat Lorin Lichtblau an, der den Ball bodenauf gegen die Latte setzte. Damit waren es nun die Harder, die nur mehr einen Siebenmeter vor dem Sieg entfernt waren, der gleichzeitig den Finaleinzug bedeutet hätte. Jetzt verblüffte Teufel-Dompteur Jónsson mit einer unkonventionellen Entscheidung: Er nominierte Lennio Sgonc für den so wichtigen Siebenmeter, obwohl der 20-Jährige in den 80 Spielminuten davor keine Sekunde gespielt hatte. Sgonc verwandelte souverän – aus diesem Moment wird der Jung-Teufel viel für seine Karriere mitnehmen. Wie es zu einer echten Heldensaga gehört, hat das epische Spiel auch einen Epilog.
Die Fivers legten nach Spiel-ende Protest gegen die Spielwertung ein, da sie der Auffassung sind, dass es im Siebenmeterwerfen nach der ersten Fünfer-Serie eben im Wurfpaar-Modus weitergehen hätte müssen. Da die Voraussetzungen für beide Teams gleich waren und in diesem Modus die Harder sogar sechs Schützen eher als Sieger festgestanden wären, wird der ÖHB, um im Bild zu bleiben, wohl einen Teufel tun, und das neu austragen lassen.

Momentum

Das erstaunliche an dem so intensiven und spannungsgeladenen Abend war, dass die Harder das Gefühl vermittelten, dass sie diese Partie nicht verlieren können. Selbst, als die Fivers nur mehr einen Siebenmeter vom Sieg entfernt waren, strahlte Hard in Person von Doknic eine lässige Souveränität und ganz viel Ruhe aus.
Auf wen die Harder im Finale treffen, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Wir wollten all die Mitarbeiter, die an der Produktion hängen, nicht schon wieder in einen Abend mit offenem Ende schicken. Doch egal ob es Krems wird, die in der Halbfinalserie führen, oder wie im Vorjahr wieder Linz: Das Momentum ist aufseiten der Harder, die, und auch das ist ein Eindruck, seit der Sperre von Ivan Horvat und den Vorwürfen um geplante Verletzungen des Gegners, noch enger zusammenstehen.

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Auch Hard-Fans waren übrigens vor Ort in der Hollgasse. GEPA