Kampf um die EM in der Schorenhalle

Die „WBA Title Fight Night“ wird am Samstag (ab 19 Uhr) in Dornbirn ausgetragen, dabei geht es beim Duell zwischen Edin Puhalo und Rashad Karimov um die WBA-Europameisterschaft. Edin Avdic wird den ersten Profikampf in der Schorenhalle bestreiten. Der BC Dornbirn mit Österreichs Vizemeister Alu Abubakarow übernimmt die Hauptrolle im ersten Teil der Mammutveranstaltung.
a, es ist der erste Profikampf in der Schorenhalle“, bestätigt Toni Schrott, Cheftrainer des Boxclubs Dornbirn und Zwei-Sterne-Trainer des Weltverbands IBA. Bei der „WBA Title Fight Night“ am Samstag ab 19 Uhr wird Edin „Iron Puki“ Puhalo aus Bosnien-Herzegowina, in dem auf zehn Runden angesetzten Duell gegen den Deutschen Rashad Karimov um den Titel des WBA-Europameisters im Cruisergewicht boxen. Puhalo hat in seiner bisherigen Karriere in 29 Kämpfen 26 Siege verbucht, davon 25 durch K.o. Und sein Kontrahent aus Nürnberg hat in seiner bis dato 43 Kämpfe andauernden Karriere 38 Siege errungen, davon 34 durch K.o. Den ersten Profikampf in der Schorenhalle wird jedoch der aus Amateurzeiten noch bestens bekannte Mittelgewichtler Edin Avdic aus Innsbruck bestreiten, sein Gegner ist Fadhili Rajabu aus Tansania, der in 16 Kämpfen 15 Siege verbuchen konnte – allesamt durch K.o. Alles Vorzeichen, dass es in der traditionsreichen Schorenhalle heiß hergehen dürfte. Davor präsentieren sich zumindest eine Handvoll Dornbirner Faustkämpfer gegen den BC Steinadler Wörgl, allen voran Publikumsliebling Alu Abubakarow, der nach seiner erneuten österreichischen Vizemeisterschaft hoch motiviert in den Ring klettert.
Ausflug trübt Bilanz
Der 37-jährige Edin Puhalo machte sich vor allem vor zwei Jahren einen Namen, als er im Abschiedskampf von Ex-Cruisergewicht-Weltmeister Firat Arslan (der zu Amateurzeiten in der Schorenhalle seine Auftritte hatte) in Göppingen eine Niederlage gegen den damals 53-Jährigen bezogen hat. In einem Duell um den IBF International Title heuer in Dübendorf (Kanton Zürich) gegen den Albaner Jürgen Uldedaj (Bilanz 21-1, seit sechs Wochen IBO-Weltmeister) war schon in Runde zwei Endstation. Der gebürtige Aserbaidschaner Karimov (41) bezwang unter anderem vor gut 15 Jahren den Grazer Thomas Hengstberger, musste sich 2024 im Kampf um den WBC International Title im Münchner Showpalast dem dortigen Lokalmatador Yusuf Sultanoglu geschlagen geben. Als Kurzarbeiter ist Fadhili Rajabu (35) bekannt, in keinem seiner 15 siegreichen Kämpfe musste er über die Runden gehen, seine einzige Niederlage vor drei Monaten war allerdings auch eine, die in Runde eins zustande kam.
Gegen die große deutsche Schwergewichtshoffnung Amsal Mujovic aus Stuttgart-Vaihingen wagte der „Jaguar“ einen Ausflug ins Schwergewicht, der seine blitzsaubere Bilanz zunichtemachte. Es war sein zehnter Kampf in diesem Jahr, in der Schorenhalle wird es im Supermittelgewicht bereits den zwölften Auftritt heuer geben.

Rhythmus bei Avdic passt
Avdic macht sich darüber wenig Gedanken, der Tiroler Boxer mit bosnischen Wurzeln schwebt heuer seit dem Gewinn des WBA-Titels im April sowie der erfolgreichen Titelverteidigung im Oktober in Sarajevo, der Partnerstadt von Innsbruck und Friedrichshafen, gegen den Deutschen David Kerkmann auf Wolke sieben. „Ich wollte das Jahr aktiv abschließen. Nach meiner Titelverteidigung in Sarajevo war ich körperlich gut drauf und als sich die Chance für meinen 14. Profikampf ergeben hat, habe ich sie angenommen. Der Rhythmus passt, deshalb mache ich es“, so der 28-Jährige im NEUE-Gespräch, der freilich auf die Frage, was er davon halte, dass Rajabu für seinen Schwergewichtskampf auf 94 Kilogramm hochging und jetzt wieder ordentlich Gewicht machen musste, diplomatisch antwortet: „Ich unterschätze niemanden. Jeder Kampf zählt und jeder hat seine eigene Herausforderung. Ich bereite mich professionell vor und nehme meinen Job ernst. Am Ende möchte ich einfach meine Leistung bringen und das Jahr sauber abschließen.“
Mit dem Sportlichen Leiter des BC Steinadler, Sulejman Kubat, mit dem auch der BC Dornbirn seit Jahren eine hervorragende Zusammenarbeit pflegt, besteht eine enge Verbindung, die bis in die Amateurzeit des Tirolers zurückgeht. „Mein Trainingsmittelpunkt liegt immer noch eindeutig beim BC Steinadler in Wörgl und Innsbruck. Sarajevo nutze ich je nach Phase für Camps oder spezielle Vorbereitungen. Das hängt immer von der Trainingsperiode ab“, sagt Edin Avdic, der aufklärt: „Die Organisation für die Profikämpfe selbst läuft über den Promoter Team Avdic, nicht über den BC Dornbirn. Im Rahmen dieser Organisation findet ja auch der WBA-Europameisterschaftskampf von Edin Puhalo statt. Ich bestreite meinen 14. Profikampf als Teil des Rahmenprogramms dieser Box-Veranstaltung, um mein Ranking zum Jahresabschluss zu stärken.“
An die Schorenhalle denkt der Profiboxer, der seit vier Jahren in 13 Kämpfen ungeschlagen ist und als erster Österreicher International Champion der World Boxing Association ist (einer der vier großen Weltverbände), oft zurück. „Ich hatte dort in meiner Amateurzeit richtig harte Kämpfe – auch gegen namhafte Gegner. Die Halle hat mich geprägt. Jetzt als Profi zurückzukommen, fühlt sich besonders an.“
Profis und Amateure
BC-Dornbirn-Sportdirektor Walter Hermann, einst selbst als Schwergewichtler aktiv, stellt klar, dass dies „eigentlich zwei separate Veranstaltungen sind. Eigentlich sind nur der Ring und das Gebäude, in dem er steht, gleich“. Die Schweizer praktizieren dies in der hiesigen Region seit Jahren, dass Amateure (oder besser: die olympischen Boxer) und die Profis an einem Abend an gleicher Stelle veranstalten, lediglich das Kampfgericht muss ein anderes sein. Vor allem im Süden Deutschlands wird dieser Umstand (noch) nicht gerne gesehen, im Osten wird das Know-how beider Szenen eher genützt. Einer, der jetzt in seinem neugegründeten „Boxstall“ in Wangen Profis und Amateure unter einem Dach vereint, ist Profiboxer Timo Schwarzkopf, der einst beim BC Wangen (der dies als neue Trainingsstätte nützt) im Allgäu groß wurde. Die fünf Dornbirner Boxer fiebern dem Samstag schon entgegen, „es ist natürlich klar, dass sie sich einem großen Publikum zeigen wollen“, so Hermann, der neben Mittelgewichtler Abubakarow auf seinen Sohn Marco, auf Dragan und Ljubisa Mikulovic sowie Ghafari Mostafa baut.

Die Krux mit der Kondition
Außer Ali Abubakarow nahm noch Sariay Bedirhan an denen mit knapp 100 Boxern bereicherten beiden nationalen Titelkämpfen in Leibnitz teil, für den Cruisergewichtler nahm die sogenannte Neulingsmeisterschaft eine nicht vorhersehbare Wendung.
Nach zwei vorzeitigen Siegen in der jeweils ersten Runde des Viertel- und Halbfinales ereilte den Dornbirner im Finale das Schicksal seiner vorangegangenen Gegner, sein K.o. in Runde eins verhindert somit auch ein Antreten bei der WBA Fight Night. Abubakarow gewann sein Halbfinale in der nicht-olympischen Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm nach Punkten, ebenso verlor der 22-Jährige das Finale. „Ich habe nicht auf das gehört, was meine Trainer gesagt haben“, gab der nunmehr zweimalige Vizemeister zu, „die Beine waren müde, ich bin von mir selbst enttäuscht. Ich muss an meiner Ausdauer arbeiten“. Die Erkenntnis kommt zwar spät, werden die Coaches Toni Schrott und Abdullah Ibrahim aber wohlwollend vernommen haben. Für Samstag dürfte Abubakarow aber noch mit der vorhandenen Kondition auskommen müssen. Dort wird der Dornbirner aber immer derart gepusht, dass er zu Hause noch keinen Kampf verloren hat.
Neue Räumlichkeiten
Das Profigeschäft wäre auch für das Dornbirner Aushängeschild einmal eine Alternative, jedoch weiß auch er, dass „bei einem zu frühen Wechsel der Schuss nach hinten losgehen kann“, wie es Walter Hermann ausdrückt. „Wenn du dementsprechende Erfolge bei Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spielen vorweisen kannst, ist es okay.“ Allerdings denkt der Feldkircher auch an die Arbeit der Dornbirner Trainer, die viel Zeit in den Nachwuchs investieren, „und wenn dann jemand mit 20, 21 Jahren ins Profilager wechselt, ist es mühsam“. Zumal der BC Dornbirn seit bald 20 Jahren mit den vorhandenen Trainingsmöglichkeiten in der Mittelschule Haselstauden kämpft.
Doch da scheint 2026 endlich eine Lösung gefunden: „Wir haben 90 Quadratmeter für 175 aktive Mitglieder, wir haben von Montag bis Samstag neun Trainingseinheiten für verschiedene Altersklassen und Interessen wie etwa dem Fitnessboxen. Darum freuen wir uns, dass wir für Anfang 2026 von der Stadt Dornbirn die mündliche Zusage für einen etwa doppelt so großen Trainingsraum haben. Eine Begehung hat bereits stattgefunden“, so Hermann, der wie alle Trainer gar einen zwischenzeitlichen Aufnahmestopp bedauerte.
Von Jochen Dedeleit