Seit fast fünf Jahren in Ausweichschule: Rektorin fordert Lösung

Die Volksschule Fischbach ist seit fast fünf Jahren in einer Ausweichschule untergebracht. Die Direktorin hofft auf eine baldige Lösung, der Dornbirner Bürgermeister Fäßler spricht von einer „Herzensangelegenheit“.
Auch in der Volksschule Fischbach in Dornbirn sind Sommerferien eingekehrt. Die Stühle sind gestapelt, die Tische stehen der Länge nach aufgereiht in den Gängen und Klassenzimmern. Nur ein Stoff-Lama sitzt noch auf einem Kasten ganz hinten in einem der Klassenzimmer.
Dass ein weiteres Schuljahr in den Wänden dieser Volksschule zu Ende gegangen ist, freut jedoch nicht alle. Direktorin Barbara Röser (50) lud jüngst ein Video auf ihrem öffentlichen Instagram-Profil hoch, in dem sie Veränderung fordert. Denn ihre Volksschule ist nun seit bereits knapp fünf Jahren in dem Gebäude untergebracht. Dabei sollte der Gebäudekomplex eigentlich nur als Ausweichschule funktionieren.

„Die ganze Chronologie unserer Schule ist so kompliziert, ich könnte ein Buch darüber schreiben“, sagt Direktorin Röser, während sie die NEUE durch das Schulgebäude führt. Röser macht einen ungetrübten Eindruck, auch wenn das Thema kein angenehmes ist. Die Volksschule Dornbirn Forach, wie sie ursprünglich hieß, entstand im Jahre 2020 aus Teilen dreier Sprengel: aus der Volksschule Haselstauden, der Volksschule Edlach und der Volksschule Rohrbach. „Wir wollten dann aber relativ schnell autonom werden, um die uns zustehenden Ressourcen besser bündeln zu können“, erklärt die Direktorin weiter.

Im Jänner 2020 begann dann die ursprüngliche Planungsphase für ein neues Schulgebäude. Damals ging man davon aus, dass im Herbst 2024 das endgültige Gebäude bezogen werden könne.
Explosion 2020
Zu diesem Zeitpunkt war die Volksschule Forach, mit zwei Klassen und rund 30 Kindern, bereits in der Ausweichschule untergebracht, eine pragmatische Lösung, ein Gebäude mit reduzierten Standards, das nur durch den Status als Ausweichschule genehmigt wurde. Normvorgaben für Neubauten wurden bewusst nicht erfüllt, es sollte ja nur eine Übergangslösung sein. Doch dann passierte im Oktober 2020 das Undenkbare: Kurz nach Schulbeginn explodierte die Schule, nach einem Gasaustritt im Heizungsraum des Gebäudes.
Die Explosion verursachte einen Totalschaden.

„Man kann nur froh sein, dass es an einem Samstag passiert ist. Sonst würden wir heute nicht hier stehen“, sagt Röser. Sie zeigt auf einen Punkt weiter hinten im Gang. „Dort war meine Klasse untergebracht. Der Explosionsherd lag genau darunter.“ Nach dem Vorfall mussten die Lehrkräfte und ihre Schülerinnen und Schüler vorübergehend in der Mittelschule Haselstauden untergebracht werden. Nach der Explosion wurde ein Umzug fürs Erste undenkbar und der rasche Wiederaufbau der Ausweichschule stand im Fokus. „Aus Zeitgründen wurde die noch bestehende Bodenplatte des alten Gebäudes wiederverwertet und eine neue Schule darauf gebaut“, schildert Röser. Ab dem Schuljahr 2021/22 funktionierte die Volksschule Fischbach dann wieder, als endgültig autonome Schule in der MS Haselstauden.
Wachsende Schülerzahl
Gleichzeitig wuchs während dieser Zeit die Zahl der Volksschulkinder rasant: Heute umfasst die Schule 170 Schülerinnen und Schüler, 21 Lehrpersonen, 8 Betreuungskräfte und eine Schulsozialarbeiterin. Der Grund für das enorme Wachstum ist das Aufbauprinzip. Das ist ein Modell, das gezielt für den Sprengelwechsel entwickelt wurde, um diesen möglichst sanft umsetzen zu können. Statt mit allen vier Schulstufen (erste bis vierte Klasse) gleichzeitig zu starten, wurde die Schule hier schrittweise aufgebaut.

Nach dem Start 2020, mit nur zwei ersten Klassen, kam dann jedes Jahr eine weitere Schulstufe hinzu. So wurden im zweiten Jahr bereits die erste und zweite Klasse unterrichtet, im dritten Jahr drei Schulstufen, bis im vierten Jahr schließlich ein Ausbau der Schule mit allen vier Schulstufen erreicht war.
Keine Folgelösung
Doch es sollte sich weiterhin keine Folgelösung finden. „Das Problem ist nicht die Schule an sich. Das Gebäude ist modern und digital gut ausgestattet, wir haben alles, was wir brauchen. Es ist keine schlechte Schule, aber es ist eben eine Ausweichschule und keine Normschule. Wir hätten nur gerne eine Perspektive, eine Aussicht, auf einen fixen Standort. Wir wollen eine eigene Schule“, sagt Röser. Da beim Bau des Gebäudes gewisse pädagogische Ansätze, aufgrund des Status als Ausweichschule, nicht beachtet wurden, fehlen heute wesentliche Ressourcen.

So zum Beispiel offene Räume, ein sogenannter „Marktplatz“, also ein zentraler, aufgeschlossener Lernbereich und multifunktionale Lerneinheiten.
An solchen Lernsystemen würden sich moderne Schulen heute orientieren, erklärt die Rektorin. Außerdem sind die Klassenzimmer nur 50 Quadratmeter groß, obwohl laut Schulraumverordnung mindestens 60 Quadratmeter vorgesehen wären.
Bei 25 Kindern pro Klasse herrscht hier oft Platzmangel. Es gibt keine Aufenthaltsräume und auch für die Mittagsbetreuung mussten Zimmer umfunktioniert werden. Eine Turnhalle wurde vor einiger Zeit dazu gebaut.
Stadträtin
Röser ist neben ihrer Tätigkeit als Direktorin auch Stadträtin für Sozial- und Gemeinwesen in Dornbirn und hat guten Zugang zu Informationen rund um ihre Schule. Sie will, dass sich endlich etwas ändert.

„Ich kann natürlich keinen Schulneubau erzwingen, auch wenn ich Stadträtin bin. Ich kämpfe aber nicht nur für mich, ich kämpfe auch für die, die mir in der Ausweichschule nachfolgen“, sagt sie und spielt dabei auf ein weiteres Problem an: Durch den unmöglich gemachten Umzug von Röser und ihrer Volksschule, blockieren sie den Standort Fischbach für andere Schulen. „Es gibt genügend Schulen in der Umgebung, die dringend Umbauarbeiten nötig hätten. Diese können derzeit aber einfach nicht durchgeführt werden, weil die Ausweichschule von uns belegt ist.“
Lösung in Sicht?
Doch derzeit könnte es eventuell nach einer Lösung aussehen: Die Stadt Dornbirn hat kürzlich für knapp 7,6 Millionen Euro ein rund 7400 Quadratmeter großes Grundstück im Stadtteil Forach erworben, auf dem ein Pflegeheim und – eventuell auch – eine Schule gebaut werden sollen.

Die Stadt prüft derzeit, ob eine kombinierte Nutzung möglich wäre. Auch für Bürgermeister Markus Fäßler ist die Situation der Schule keine Unbekannte und sie liege ihm „sehr am Herzen“, wie er in einer Stellungnahme bekanntgibt. „Ich habe in den vergangenen Monaten mehrfach mit Frau Röser gesprochen und kann ihren Wunsch nach einer langfristigen Perspektive sehr gut nachvollziehen. Die derzeitige Ausweichlösung ist modern und funktional, doch sie war nie als Dauerlösung gedacht. Dass die Schule mittlerweile bereits fast sechs Jahre an diesem Standort unterrichtet, zeigt, wie dringend wir hier gemeinsam weiterkommen müssen“, so Fäßler. Es müsse deshalb in verlässliche Zukunftsperspektiven investiert werden.
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Klare Perspektive
„Die Planungen laufen seit mehreren Jahren. Einsprüche im Bauverfahren haben das Projekt zuletzt verzögert. Der Erwerb eines weiteren Grundstücks, das sich direkt neben jenem befindet, auf dem wir die neue Volksschule planen, kann für dieses Projekt neue Perspektiven eröffnen. Diese sind nun zu prüfen. Dabei ist für mich klar: Es braucht eine klare Perspektive für die Volksschule Forach – im Idealfall verbunden mit anderen sozialen und infrastrukturellen Angeboten, wie etwa einem Pflegeheim. So entstehen Synergien und ein lebendiger, neuer Stadtteilkern. Mir ist wichtig, dass wir dabei sorgfältig, aber auch mit Nachdruck vorgehen. Die Gespräche mit den zuständigen Stellen laufen“, schließt Bürgermeister Fäßler.
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Eine Lösung für die Schule sollte sich jedenfalls schnellstmöglich finden, denn es liegen bereits jetzt für das kommende Schuljahr wieder 80 Neuanmeldungen vor.