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RH-Kritik an Lech-Zürs Tourismus: Fercher schweigt, neuer Geschäftsführer äußert sich zur finanziellen Situation

11.07.2025 • 13:02 Uhr

RH-Kritik an Lech-Zürs Tourismus: Fercher schweigt, neuer Geschäftsführer äußert sich zur finanziellen Situation
Seit wenigen Wochen neuer Geschäftsführer der Lech-Zürs Tourismus GmbH. Privat

Nachfolger Christoph Brunner setzt statt Schuldzuweisungen auf Struktur, Kontrolle und Dialog. Im Interview erklärt der neue Tourismusdirektor, wie die Gesellschaft aus der Krise geführt werden soll – und welche Lehren er aus dem Rechnungshofbericht zieht.

Die massive Kritik des Landesrechnungshofs an der Lech-Zürs Tourismus GmbH (LZTG) betrifft vor allem die Amtszeit von Langzeit-Geschäftsführer Hermann Fercher. Der Prüfbericht, der die Jahre 2019/20 bis 2022/23 umfasst, dokumentiert schwerwiegende Mängel: Finanzielle Fehlentwicklungen, mangelndes Controlling, unzureichende interne Kontrollsysteme und eine aus Sicht des Rechnungshofs intransparente Struktur der Gesellschaft.

Die Prüfer orten unter anderem hohe Jahresfehlbeträge (zuletzt minus 1,49 Millionen Euro), ein negatives Eigenkapital von 2,4 Millionen Euro und Ausgabenentscheidungen ohne ausreichende Kontrolle. Besonders kritisch beurteilt wird die Vertragsgestaltung Ferchers: Die einvernehmliche Auflösung kostete die Gesellschaft über 400.000 Euro – unter anderem wegen einer vereinbarten Zusatzabfertigung von 18 Monatsgehältern.

Die NEUE hat Hermann Fercher mit den Vorwürfen konfrontiert und um eine Stellungnahme gebeten. Er hat diese abgelehnt und auf seinen Nachfolger Christoph Brunner verwiesen. Mehr könne er dazu auch nicht sagen, so Fercher. Brunner ist seit wenigen Wochen im Amt und nimmt nun erstmals öffentlich Stellung zur Lage der LZTG.

Welche Schlussfolgerungen ziehen Sie aus den zentralen Ergebnissen des Prüfberichts?
Christoph Brunner: Nach nicht ganz vier Wochen in meiner neuen Funktion als Tourismusdirektor muss ich mich noch in alle Details der LZTG einarbeiten. Grundsätzlich habe ich die Stelle jedoch von vornherein mit der Herausforderung angetreten, die LZTG in ein modernes und zukunftsfähiges Unternehmen weiterzuentwickeln. Den Prüfbericht des Landes-Rechnungshofes sehe ich als konkrete Unterstützung, wo und wie ich und mein Team mit der Transformation beginnen müssen.


In welchen Bereichen sehen Sie mittelfristig den größten Handlungsbedarf?
Der dringlichste Punkt, und da stimme ich dem Landes-Rechnungshof natürlich zu, ist klarerweise die finanzielle Situation. Persönlich sind mir Transparenz und Offenheit in meiner Arbeit sehr wichtig. In einem ersten Schritt habe ich daher den Gemeindevertreter:innen / Mitgliedern des Tourismusbeirates, gemeinsam mit dem Bürgermeister, bereits die aktuelle Budgetsituation der LZTG präsentiert – ebenso meine Vorstellungen darüber, wie es mittelfristig weitergehen kann. Wichtig ist mir zu betonen, dass die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage natürlich mittel- bis langfristig passieren muss. An geplanten Ausgaben für dieses Jahr werden wir an der einen oder anderen kleinen Stellschraube drehen können, im Außen wird man davon aber nicht viel merken. Über konkrete Einsparungen im kommenden Jahr kann ich jetzt in diesem Augenblick noch nichts sagen.

Wie soll der Umgang mit den im Bericht kritisierten Strukturen (z. B. Tourismusbeirat, Berichts- und Protokollpflichten, Zuständigkeitsverteilung) künftig geregelt werden?
Brunner: Ich bin hier in enger Abstimmung mit dem Bürgermeister. Derzeit wird an einer konkreten Reformierung des Tourismusbeirates gearbeitet. Für Details darf ich an Gerhard Lucian verweisen. Persönlich empfinde ich die Zusammenarbeit mit allen Akteuren seit meinem Ankommen sehr positiv und konstruktiv – ich freue mich auf produktive nächste Monate und Jahre.

Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht erforderlich, um die wirtschaftliche Situation der LZTG zu stabilisieren?
Brunner: Langfristig muss der Fokus jedenfalls auf die Weiterentwicklung der Destination Lech gerichtet sein: Ausbau des Ganzjahrestourismus und Etablierung Lech als Tagungs-Destination. Hier gibt es gute Ansätze und Ideen – diese gilt es nun auf den Boden zu bringen.

Ist eine Neuausrichtung in der Zusammenarbeit mit der Gemeinde, mit den Betrieben und mit regionalen Partnern geplant?
Brunner: Was die Zusammenarbeit betrifft, so setze ich auf Transparenz und Miteinander – denn nur gemeinsam kann eine Destination erfolgreich sein. Ich habe versucht, das bereits ab Tag 1 umzusetzen.

Wie wird künftig sichergestellt, dass interne Abläufe – insbesondere im Finanz- und Kontrollbereich – den Anforderungen an eine gemeindenahe Organisation entsprechen?
Brunner: Intern werde ich mir die Abläufe der LZTG genau anschauen und die Ergebnisse aus dem bereits geschehenen Organisationsentwicklungsprozess umsetzen – dazu klare Verantwortlichkeiten und klare Meilensteine setzen. Zum Beispiel können beim Personal Synergien mit der Gemeinde genutzt werden. Grundlegende Dinge wie Vier-Augen-Prinzip, keine Einzelzuständigkeiten mehr oder das Einhalten von Vergabe-Vorschriften sind schon eingeführt.