TS Egg sorgt in Finnland für Top-Platzierungen

Platz sieben und Rang neun für Geherin Theresia Emma Mohr und Mittelstrecklerin Pauline Schedler bei der U20-EM in Finnland waren die besten Platzierungen der österreichischen Abordnung. Deren Teamleiter Christian Taylor, seines Zeichens Doppel-Olympiasieger, lobte explizit die Geherin der TS Egg, die mit einem neuen Rekord aufwartete.
Das österreichische Team darf bei den am Sonntag zu Ende gegangenen U20-Europameisterschaften in Tampere eine sehr positive Bilanz ziehen, wie der ÖLV auf seiner Homepage vermeldet: Elf Athleten verbesserten ihre Ausgangsplatzierung in der Entry List, es gab drei Top-Ten-Ergebnisse, drei Final- und zwei Semifinal-Qualifikationen, ein ÖLV-Rekord sowie elf persönliche Bestleistungen. Besonders erfreulich bei dieser Aufzählung: Die Turnerschaft TS Egg darf mit Platz sieben und neun über die besten Platzierungen bei diesen Titelkämpfen jubeln, Geherin Theresia Emma Mohr und 1500-Meter-Mittelstrecklerin Pauline Schedler sorgten neben der Zehnten über 3000 Meter Tabea Schmid (ULC Mödling) für die Top-Resultate der EM. ÖLV-Teamleiter und Dreisprung-Doppel-Olympiasieger Christian Taylor resümierte daher äußerst positiv, sprach von einem unglaublichen Teamspirit und strich dabei noch den neuen nationalen Rekord von Mohr und die Eigenschaften der Geherin („Sie zeigt, was mit Willen, Talent und Disziplin zu erreichen ist.“) heraus.
Vierte Österreicherin
„Mein Ziel war das Finale, aber ich habe gewusst, dass dies schwer zu erreichen ist, vor allem, weil ich in Heat 1 war und man da nicht genau weiß, welche Zeit du benötigst, um zu den Zeitschnellsten zu gehören – wenn du dich nicht als eine der Ersten qualifizierst“, meinte Pauline Schedler, die eigentlich mit ihrer Trainerin Irina Fischer-Baling „geplant“ hatte, sich über die 800 Meter für diese EM zu qualifizieren (die NEUE berichtete). „Sehr erleichtert, das große Q geschafft zu haben“ war denn die 18-jährige Andelsbucherin, da dies eben eher unerwartet auf der 1500-Meter-Strecke kam.
Für die NEUE lässt Schedler Halbfinale und Finale Revue passieren: „Es hat relativ langsam begonnen, die letzte Runde war dann doch schnell, konnte aber gut mitziehen. Davor habe ich mich eher hinten aufgehalten und Kräfte gespart, 200 Meter vor dem Ende habe ich mich auf Position vier vorgearbeitet und mich so für das Finale qualifiziert.“ Die 18-jährige war damit nach Isabelle Hozang (1981), Jennifer Wenth (2009) und Ylva Traxler (2017) die vierte Österreicherin, die sich bei einer U20-EM fürs Finale qualifizieren konnte – und nur Wenth lief dafür eine schnellere Zeit.
Das Finale beendete sie mit einer Zeit von 4:23.33 Minuten als starke Neunte. Die Läuferinnen gingen von Beginn weg ein hohes Tempo, das Pauline Schedler gut mitgehen konnte. In der zweiten Rennhälfte zog sich das Feld weiter auseinander, auf der Schlussrunde kämpfe die Andelsbucherin noch um jede Platzierung und finishte nur knapp zwei Sekunden über ihrer persönlichen Bestleistung. „Die Stimmung war super, das hat schon motiviert. Hinten raus war es leider ein bisschen zäh. Ich wollte eigentlich noch an die Achte heranlaufen, das ist sich dann nicht mehr ausgegangen, aber es war trotzdem eine super Erfahrung. Das Rennen war von Beginn an viel schneller und das war dann vielleicht einen Tick drüber, vor allem beim zweiten Rennen, aber ich bin trotzdem zufrieden.“ Die 18-Jährige habe bei der EM vor allem gelernt, „im Stadion taktische Rennen zu laufen – mit Vorlauf und allem Drum und Dran. Inklusive diesen beiden Rennen in Finnland bin ich insgesamt erst fünf 1500-Meter-Rennen ernsthaft gelaufen. Im Gegensatz zu meiner Konkurrenz habe ich also noch viel Potenzial auf dieser Distanz“, ist sich Schedler im NEUE-Interview sicher.
Weiter nach Chicago
Weiter nach Chicago. Stolz sei sie darauf, in einem starken Teilnehmerfeld das große Q und es damit ins Finale geschafft zu haben. „Meine Trainerin war auch sehr zufrieden, als 16. der Meldeliste angereist und am Ende Platz neun belegt. Heute früh, also Dienstagmorgen, geht’s direkt nach Chicago weiter.“ Pauline Schedler, deren Eltern mit Bruder Laurenz (12) extra angereist waren, um die Tochter und Schwester anzufeuern („Das hat mir auch geholfen, da sie immer hinter mir stehen und mich unterstützen.“), wird für mindestens ein Jahr die Illinois State University mit ihrer Laufleidenschaft und für die sogenannten „General Studies“ bereichern. 2022 hatte sich Schedler erstmals für ein Nachwuchs-Großereignis, das EYOF, qualifiziert. Dort lief sie über 2000 Meter Hindernis mit 7:18.60 Minuten auf Platz zwölf. 2024 nahm Schedler auch an der U18-EM über 800 Meter teil. Heuer steigerte sie sich sowohl über 800 Meter (pB 2:08.99) als auch über 1500 Meter (4:21.25). Schon in der NEUE meinte sie im Vorfeld der EM, dass sie die 800 Meter weiterhin laufen wolle, „bei dieser Strecke kannst du nicht viel überlegen. Die erste Runde geht noch halbwegs kontrolliert vonstatten, in der zweiten ist dann eh Gas geben angesagt. Nicht viel überlegen ist besser für mich“, meinte Schedler und lachte.

Mohr mit Platz sieben
Am Samstagmorgen war es, als Theresia Emma Mohr im 10.000-Meter-Bahngehen mit Platz sieben und österreichischem Rekord ein dickes Ausrufezeichen setzte.
Die Geherin der TS Egg überraschte mit 45:13.07 Minuten, zeigte dabei ein fulminantes Rennen und verbesserte ihre persönliche Bestleistung (pB) um sage und schreibe drei Minuten. Damit hält sie nun alle ÖLV-Rekorde (U20, U23, AK) über 10.000 Meter und jenen über 5000 Meter in der U18. Der alte Rekord wurde seit 1992 von Viera Toporek mit 45:41.30 gehalten. Theresia Mohr ließ in Tampere viele stärker eingeschätzte Konkurrentinnen hinter sich, denn sie war als 15. der Entry List an den Start gegangen. Für den Rekordangriff war ein Schnitt von 4:34 Minuten nötig. „Ich habe mir gedacht, ich suche mir jemanden, an den ich mich dranhängen kann, aber die Französin war mir dann eine Spur zu langsam. Dann bin ich vorbei gegangen und habe gedacht, ich schaue jetzt einmal, wie es läuft. Ich hatte die Zeit im Blick und wollte den österreichischen Rekord. Das war meine Motivation, alleine loszugehen. Ich hatte am letzten Samstag eine sehr gute Trainingseinheit und dann dachte ich schon, wenn ich einen guten Tag erwische, dann klappt das.“
Theresia und ihre Trainerin Claudia Lüthi scheinen ein Erfolgsteam zu sein, denn die 19-Jährige war bereits 2022 und 2023 beim EYOF im 5000 m Bahngehen am Start. Ihre pB über diese Distanz steht bei 24:38.79 Minuten, womit sie 2023 den zehnten Platz erreichte. In Tampere ging sie laut ÖLV beide fünf Kilometer schneller als damals einen. Die zweite Hälfte finishte sie sogar in 22:28.47 Minuten, was im Vergleich 2:10 Minuten besser war als bei ihrem 5000-Meter-Bewerb vor zwei Jahren. Der mutige Angriff auf die Führungsgruppe ab 1,8 Kilometern zahlte sich aus. Nach einem Rückstand auf die Spitzengruppe bei 2400 Metern von 15,6 Sekunden holte sie stark auf und hatte bei 4800 Metern nur mehr 3,2 Sekunden Rückstand, danach riss das Feld auseinander und Theresia Mohr konnte noch ein paar Plätze gut machen. Auch das brachte ihr schließlich das große Lob eines Doppel-Olympiasiegers und vierfachen Weltmeisters ein.
Weltrekord
ie Vorläufe über 4×400 Meter bedeuteten schon die Endstation für die rot-weiß-rote Staffel, die jedoch immerhin zum ersten Mal seit 1983 wieder an einer U20-EM teilnahm. Raphael Briel (ULC Linz Oberbank), Julius Rudorfer (TGW-Zehnkampf-Union) sowie die beiden Vorarlberger Michael Gantner (ULC Dornbirn) und Lukas Stegmüller (TS Bregenz-Vorkloster) liefen zu einer Zeit von 3:16.68 Minuten und belegten damit den zwölften Platz.
Für ein Highlight sorgte auch in Finnland der Mehrkampf: Der Sportliche Leiter des Hypomeetings, Walter Weber, der sich in exakt einem Monat mit OK-Präsidentin Alexandra Giesinger auf den Weg zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften nach Tokio aufmacht, dürfte sich den Zehnkampf in Tampere genauer angeschaut haben. Denn das Publikum im Ratina-Stadion bejubelte frenetisch einen neuen U20-Weltrekord. Der Pole Hubert Troscianka hatte schon den Speer auf 68,87 Meter geschleudert und damit den von Niklas Kaul (USC Mainz) bei der U20-EM 2017 aufgestellten U20-Weltrekord ausgelöscht, kurz darauf lief er die 1500 Meter in 4:28.59 Minuten und übertraf die alte Bestmarke Kauls (8435 Punkte) mit 8514 Zählern doch recht deutlich.
Von Jochen Dedeleit