Aloha und Adieu: Honolulu Hotel feiert Abschied

Das Honolulu Hotel im Bregenzer Weiherviertel ist auf der Zielgeraden. Drei Jahre lang war das Zwischennutzungsprojekt ein lebendiger Treffpunkt für Kultur, Gastronomie und Begegnung. Große Abschiedsparty am Samstag, letzter Vorhang fällt Ende September.
Der Startschuss: 2022 wurde im Bregenzer Weiherviertel das ehemalige Hotel Helvetia in das Honolulu Hotel verwandelt. Dieses außergewöhnliche Zwischennutzungsprojekt entstand aus privater Initiative – in Kooperation mit der Prisma Unternehmensgruppe. Unterstützung kam von der Stadt Bregenz, Bregenz Tourismus, dem Stadtmarketing und dem Land Vorarlberg. Die Betreiber Rahel Schoenthal und Roland Lang schufen damit eine bunte Oase im sonst eher ruhigen Viertel. Auf besondere Weise verschmolzen hier Kultur, Arbeit und Freizeit. Vor allem das vielfältige Programm mit Kunstausstellungen, Konzerten, DJs und Flohmärkten wurde zum Markenzeichen und zog ein vielschichtiges Publikum an. Apropos Hotel: Auch Übernachtungen in Zimmern mit Retro-Flair waren möglich.

Auf der Zielgeraden
Nun biegt der beliebte Treffpunkt in die Zielgerade ein. Ende September ist definitiv Schluss. Das Weiherviertel wird umgestaltet, das Honolulu Hotel, ehemals Hotel Helvetia, abgerissen.
„Sehr anstrengend“, sagt Roland Lang auf die Frage, wie sich die vergangenen drei Jahre in zwei Wörtern zusammenfassen lassen. „Sehr turbulent“, ergänzt Rahel Schoenthal und fügt hinzu: „Ich bin oft überrascht, wie viel wir in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Das hätte ich zu Beginn nie für möglich gehalten – vor allem, weil wir immer nur kurzfristig planen konnten.“

Zweimalige Verlängerung
Eigentlich war das Projekt auf ein Jahr angelegt. Doch es folgten zwei Verlängerungen, jeweils verbunden mit steigenden Mietkosten. „Jede Verlängerung war eine Zitterpartie und immer die Frage: War es richtig, weiterzumachen?“ Vor allem die Wintermonate stellten eine Herausforderung dar. Trotz aller Zweifel ziehen beide ein positives Fazit: „Es hat sich rentiert – nicht unbedingt finanziell, aber als Erfahrung. Wir sind stolz auf das, was hier entstanden ist.“ Und: „Wir sind dankbar, dass wir die Chance hatten – und sie nutzen konnten.“

Überschaubarer Auftakt
„An die ersten Tage kann ich mich noch gut erinnern“, erzählt die 42-jährige Berlinerin. „Zunächst gab es im April 2022 einen Tag der offenen Tür, die offizielle Eröffnung folgte im Juni. Es war ein kleines Fest, überschaubar, aber sehr schön.“ Anfangs war die Unsicherheit groß. „Natürlich denkt man: Was, wenn es nicht ankommt?“, ergänzt der 50-Jährige. Bald zeigte sich: Die Café-Idee lief nicht wirklich, der Biergarten wurde jedoch zum Erfolgsfaktor. „Bis Honolulu in den Köpfen der Leute als fixe Ausgeh-Option verankert war, hat es aber Zeit gebraucht.“
Prisma
Vom Beispiel inspirieren lassen
„Wir freuen uns sehr über die Entwicklung, die das Honolulu Hotel in den letzten drei Jahren genommen hat. Rahel Schoenthal und Roland Lang waren Impulsgeber und sind zu professionellen und engagierten Hotelbetreibern, Gastronomen und Co-Working-Hosts geworden. Wir wünschen den beiden, dass sie eine langfristige Heimat in Bregenz finden und freuen uns, wenn andere Eigentümer sich von unserem Beispiel inspirieren lassen“, so Christian Dosch, Projektleiter für das Weiherviertel von der Prisma Zentrum für Standort- und Regionalentwicklung GmbH, über das nun auslaufende Zwischenprojekt. Wann das Honolulu Hotel abgerissen wird, steht laut Dosch noch nicht fest. „Baustarts im Weiherviertel sind abhängig von den weiteren Planungen und den bau- und gewerberechtlichen Verfahren ab 2026 geplant. Zuvor sind auf den geräumten Baufeldern nach Abbruch der Bestandsgebäude umfangreiche geotechnische Untersuchungen notwendig.“
Viele Aktivitäten
Die Liste der Aktivitäten im Honolulu Hotel ist lang: „Ungefähr 140 Veranstaltungen – alle bei freiem Eintritt. Von Konzerten, DJ-Abenden, Lesungen, Ausstellungen und Märkten bis hin zu Open-Air-Kino“, zählt Lang auf. „Und das neben dem laufenden Hotel- und Gastronomiebetrieb. Es war ein echter Kraftakt, wir mussten immer auf Sicht fahren.“ Einfach war es nicht: „Wir mussten das alte Gebäude überhaupt erst einmal nutzbar machen. Und das, ohne zu wissen, wie lange es weitergeht.“

Große Abschlussparty
Bis Ende September wird im Honolulu Hotel noch einmal durchgestartet. Los geht es am kommenden Samstag mit der großen Abschiedsparty. „Ganz egal, was das Wetter macht, ab 15 Uhr feiern wir mit unseren Gästen, Partnern und Begleitern“, freut sich das Betreiber-Duo. „Musikalisch legen unsere Freunde aus Berlin auf – das DJ-Duo Portobello mit Schauspieler Trystan Pütter und Fotograf William Minke“, ergänzt Lang. Weiters treten Ulrike Kiewitt und DJ Nasty Nassa, die das Honolulu seit der ersten Stunde begleitet, auf. Kulinarisch gibt es Essen von Cinque sowie dem Foodtruck Chillax Food mit David Gietzinger. Zudem sind Werke von Fotograf William Minke zu sehen.
Ein Stück Honolulu mitnehmen
Nach der Abschiedsparty bleibt das Herzstück, der Biergarten, noch bis zum 27. September geöffnet. Außerdem findet am 4. September in Kooperation mit der Stadtbücherei eine Lesung mit Stephan Roiss statt, der seinen Roman „Lauter“ präsentiert. Am 9. September folgt eine Silent-Cinema-Vorführung: Das Filmforum Bregenz zeigt den mexikanischen Film „Tótem“. Am 13. und 20. September gibt es schließlich die Möglichkeit, ein Stück Honolulu Hotel mit nach Hause zu nehmen. „An den beiden Flohmärkten wird das gesamte Inventar verkauft – auch Kunstobjekte“, so Lang. Den endgültigen Schlusspunkt setzt eine Performance im Rahmen des Bregenzer Kultursommers am 30. September.

Zunkunftspläne
Nach dem Ende des Projekts gönnen sich die beiden eine Pause. Wie sieht die Zukunft aus – noch einmal eine Zwischennutzung? „Eher nicht. Es müsste ein Ort mit langfristiger Perspektive sein.“ Die Idee eines neuen, kreativen Orts bleibt jedoch. „Etwas mit Substanz. Vielleicht wieder ein Ort wie das Honolulu, mit Musik, Veranstaltungen und Gastronomie. Aber nur, wenn alles passt – Gebäude, Lage, Nachbarschaft, Rahmenbedingungen“, stellt Lang klar. „Es gibt Ideen, aber noch nichts Konkretes.“ Wieder in Bregenz? Da sind sich beide einig, ohne ins Detail zu gehen: „Die Stadt braucht Orte wie das Honolulu. Solche niederschwelligen Treffpunkte mit Gastronomie und Kultur werden rar.“