Vorarlberg

“Man gibt den Menschen ein Lebensgefühl zurück”

29.08.2025 • 18:02 Uhr
"Man gibt den Menschen ein Lebensgefühl zurück"
Janine Mangeng hat Vorarlberg und den Ozean in den Produkten ihrer ersten eigenen Pflegelinie vereint. hartinger

Janine Mangeng (29) bringt mit ihrem Permanent-Make-up-Studio frischen Wind in die Beautybranche im Land. Außerdem brachte sie vor kurzem ihre eigene Pflegelinie auf den Markt.

Wenn Janine Mangeng (29) arbeitet, dreht sich alles um Fingerspitzengefühl, Sauberkeit und medizinisch fundierte Ästhetik. Es riecht angenehm, Entspannung liegt in der Luft. Das war jedoch nicht immer so: Denn die 29-Jährige arbeitete noch bis vor einigen Jahren als Polizistin. Ehe es sie, nach vier Jahren im Dienst, in eine gänzlich andere Branche zog. „Ich hatte schon immer ein Auge für Ästhetik, außerdem träumte ich schon lange von der Selbstständigkeit. Diese beiden Dinge ließen sich super kombinieren“, erzählt Mangeng.

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Heute führt sie ihr eigenes Permanent Make-up Studio im Hotel Traube in Braz. Eine Freundin brachte sie auf die Idee, „Powder Brows“ und anderweitiges Permanent Make-up zu machen. Ihr Ziel war es, moderne und vor allem auch natürliche Techniken nach Vorarlberg zu bringen.

Veraltete Techniken

„Ich bin absolut kein Fan der veralteten Techniken, die man hier bei uns im Land oft sieht“, sagt Mangeng. Techniken, die früher verwendet wurden, sind oft unsauber gestochen, oder heilen schlecht ab. So verfärben sich beispielsweise ursprünglich dunkel gestochene Augenbrauen nach einiger Zeit grau, oder werden zu „Balken“, wie Mangeng sie liebevoll nennt. Sie heilen also so ab, dass die Ränder scharf herausstechen und die Augenbrauen viel zu dunkel und hart abgegrenzt wirken.

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Die 29-Jährige im Gespräch mit der NEUE. hartinger

Viele der Kundinnen kommen deshalb mit misslungenem Permanent Make-up zu ihr. Die 29-Jährige setzt auf neue, natürlich wirkende Methoden wie „Powder Brows“ oder „Lip Blush“. „Bei diesen sehr feinen und natürlichen Methoden lässt sich von außen gar nicht erkennen, dass es sich um tätowierte Lippen, oder Augenbrauen handelt. Es wirkt einfach, als wäre man leicht geschminkt. Dabei werden lediglich Form und Farbe minimal optimiert.“ Diese Methoden verblassen über die Jahre gleichmäßig und ohne grau zu werden.

An falsche Standards gewöhnt

Doch Mangeng merkte in der Vergangenheit immer wieder: Vorarlberg kann mit den neuesten Techniken in der Branche nicht mithalten. „Vorarlberg hinkt in der Beautybranche leider ziemlich hinterher. Meine Kolleginnen und ich sind quasi die Newcomer im Ländle“, lacht sie. Dadurch hatte sie die Möglichkeit, sich im Land zu etablieren. Mangeng fällt indes auf, dass der Trend in der Schönheitsbranche allgemein wieder vermehrt in Richtung Natürlichkeit geht. „Wir haben uns in der Vergangenheit an falsche Standards gewöhnt. Das Permanent Make-up muss ständig aufgefrischt und Botox noch stärker nachgespritzt werden. Viele haben den Drang dazu, weil sie denken, dass das von ihnen erwartet wird“, erklärt sie.

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Von übertriebenen Schönheitseingriffen hält Mangeng nichts. hartinger

Regelmäßig würden Kundinnen von ihr weggeschickt, wenn sie zu früh zur Wiederauffrischung kommen würden. „Mein Ziel ist es, die eigene Schönheit dezent zu optimieren, um das Selbstbewusstsein noch mehr zu stärken.“ Schönheitseingriffe in jungen Jahren verurteilt die 29-Jährige zutiefst. „Oftmals werden Botox und Hyaluron schon in den Zwanzigern gespritzt. Da haben wir ein unglaubliches Problem in der Branche.“  

Verfälschung auf Social-Media

Auch den Trend zu immer mehr Verfälschungen auf Social-Media lehnt Mangeng ab und das, obwohl sie selbst auf Instagram 19.000 Follower hat. „Natürlich muss man präsent sein und täglich ein gewisses Auftreten haben, das ist für meinen Beruf eigentlich unumgänglich“, erklärt sie. Doch die 29-Jährige lehnt Verfälschungen an ihren Bildern strikt ab. „Grundsätzliche Veränderungen der Figur oder des Gesichts finde ich sehr kritisch. Klar benutze ich selbst manchmal Glättungsfilter für mein Gesicht, das ist aber deutlich erkennbar und auch öffentlich bekannt.“

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Auch aufgrund ihrer Social-Media Präsenz wurde die Vorarlbergerin mit ihrem Unternehmen „Janine Aesthetics – Permanent Make-up & Kosmetik“ vom Kurier und dem IMWF Austria vor kurzem als einer der besten Beauty-Dienstleister des Landes Österreich ausgezeichnet. „Ich muss ehrlich sagen, dass ich von nichts wusste, bis ich die E-Mail gesehen habe. Ich dachte zuerst, das sei Spam“, schmunzelt sie. „Die Auszeichnung freut mich natürlich unglaublich, das ist eine wahnsinnige Ehre.“

Arbeit mit Chemo-Patienten

Ein besonderer Teil ihres Berufs umfasst die Arbeit mit Chemo-Patientinnen und Patienten, oder Personen mit anderweitigen medizinischen Einschränkungen, wie beispielsweise Alopecia. Diese Krankheit verursacht Haarausfall, der nicht zuletzt auch auf Wimpern und Augenbrauen übergeht. „Hier geht es nicht um die Schönheitsfrage. Man gibt den Menschen ihr Lebensgefühl und ihre Lebensqualität zurück“, so Mangeng.

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Sie beschreibt die Momente als zutiefst bewegend, wenn sich ihre Kundschaft zum ersten Mal wieder mit Augenbrauen im Spiegel sehe.  

Herzensprojekt eigene Pflegelinie

Vor kurzem setzte sie außerdem noch ein weiteres Herzensprojekt um: Ihre erste eigene Pflegelinie. Mit „IVOIE“ (ausgesprochen: iwoa) brachte die 29-Jährige acht Pflegeprodukte auf den Markt. Mit zwei Reinigungen, zwei Cremes, zwei Seren, einem Peeling und einer Augencreme will Mangeng eine Ergänzung zu ihrem Unternehmen schaffen, in dem sie auch Hautanalysen anbietet. „Ich habe in der Vergangenheit immer wieder gemerkt, dass meiner Kundschaft die Produkte, die ich angeboten habe, zu teuer waren.“ Aus diesem Grund fing sie an zu tüfteln. Ihre eigene Marke ist im Gegensatz zu den anderen Produkten wesentlich günstiger und gleichzeitig noch eng verbunden mit ihrer Heimat, Vorarlberg. „Es war mir enorm wichtig, Vorarlberg in der Marke zu sehen. Im Winter liebe ich den Arlberg, im Sommer bin ich liebend gerne am Meer. Diese beiden Faktoren wollte ich verschmelzen lassen.“ Als Wirkstoffe aus der Heimat finden sich unter anderem Melisse, Arnika, Ringelblume und Rosenblüten in den Produkten. Aus den Tiefen der Ozeane findet sich das Alteromonas‑Ferment‑Extrakt in ihren Produkten wieder. Ein Meeresbakterium, das in extremen Tiefseeumgebungen vorkommt und antioxidativ wirkt. „Ich bin der Meinung, dass wir diese Wirkstoffe auch einsetzen sollten, wenn wir sie schon kennen“, ist sie sich sicher.

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Die Pflegelinie ist vegan und nachhaltig produziert. hartinger

„Eine vegane Pflegelinie zu finden, ist richtig schwierig. Deswegen haben mein Team und ich das selbst in die Hand genommen.“ Ihre Marke verbindet die Wirkstoffe der Alpen und der Ozeane und wird nachhaltig produziert. Mir war ganz wichtig, dass die Produkte recycelbar, vegan und biozertifiziert sind“, erklärt sie. Der Name der Pflegelinie entstand spontan während eines Urlaubs auf Korsika. „Ich wollte unbedingt einen französischen Namen für die Marke, weil mein Name Janine auch aus dem Französischen kommt“, so Mangeng. „Der Name kommt von der Côte d’Ivoire, also von der Elfenbeinküste. Ivoire ist jedoch bereits vorhanden, deshalb habe ich das Wort auf ‚Ivoie‘ abgewandelt.“ Zu einem späteren Zeitpunkt soll die Produktpalette auch Bodypflege und spezifische Hautprobleme wie Akne abdecken.