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Piepsend durch Spaniens Landschaft

07.09.2025 • 15:00 Uhr
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Manchmal ist es aus Gründen des Luxus und der Bequemlichkeit notwendig, sich ein Auto auszuborgen, zum Beispiel im Urlaub, wenn man das Land besichtigen will.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Das haben auch wir gemacht und sind mit einem uns unbekannten japanischen Modell herumgekurvt. Piepsend und blinkend hat uns dieses auf sämtliche Fahrschlamperei aufmerksam gemacht. Ein Stundenkilometer zu schnell? Pieps. (und das kam oft) Den Blick einmal seitwärts gelenkt? Pieps („Sie sind abgelenkt!“). Ein Auto überholt? Pieps („Achtung, etwas fährt vorbei!“). So sind wir durch die sommertrockene Landschaft gefahren, charmante Töne gleich eines defekten Rauchmelders von uns gebend.

Um uns von diesem Tinnitus auf vier Rädern zu erholen, haben wir geparkt und sind in ein Strandcafé gesessen. Die Teens wollten mit Taucherbrille auf Fischjagd gehen, ich marschierte retour zum geparkten Japaner, um Handtücher zu holen. Jetzt bin ich vollautomatisierte Autos nicht gewöhnt. Ebenso nicht, dass diese den Schlüssel schon von der Weite erfühlen, sich öffnen und beim Entfernen schließen. Ich hole also die Handtücher aus dem Kofferraum, sperre per Druckknopf zu, gehe zum Auto, um zu kontrollieren – und tataaa: Es öffnet sich wieder. Bis ich realisiert habe, dass mein Zusperren wenig bringt, wenn ich mich nicht entferne, vergingen zehn Minuten. Ich wollte schon meinen Lieblingsmenschen bemühen, da kam mir der Verdacht, dass es womöglich weniger ein Defekt als meine Unbedarftheit sein könnte. Folgerichtig kombinierte ich: Geh einfach weg! Das tat ich dann auch, der rote Japaner blinkte dreimal, piepste fünfmal (wäre komisch, wenn’s anders wäre) – und ich schloss daraus: Er war zu. Mit Handtüchern geschultert ging ich zu den Kids und hüpfte mit ihnen, mehr quietschend als piepsend, ins Meer.

Am Abend marschierten wir erschöpft, braungebrannt und zufrieden Richtung Auto. Herr Lieblingsmensch blieb kurz stehen, schaut in die Richtung, wo der Leihwagen warten sollte – und da war ein leeres Loch. Das Auto war weg. Mein Herz in der Hose. „Hast du es eh zugesperrt?“, war selbstverständlich die erste Frage. „Ja klar!“, versuchte ich selbstbewusst zu entgegnen. Während wir zur nächsten Polizei spazierten, betete ich innerlich: „Ich hab’s abgesperrt, fix, sicher, klar!“ Aber der Zusammenhang zwischen meiner „Zusperrarbeit“ und dem verschwundenen Auto war zu offensichtlich. Fakt war jedoch: Das Auto war abgeschleppt. Weil in einer Einfahrt geparkt, versehentlich. Jetzt piepst das Ding bei jeder Kleinigkeit, aber wenn man falsch parkt, hält es den Mund.

Die Autotechnologie ist einfach noch nicht vollends ausgereift, tz tz.

Heidi Salmhofer Portrait Kopfkino
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.