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Homeoffice, Kaffeetassen und Körpersprache – Das Videomeeting

24.08.2025 • 15:00 Uhr
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Mein Lieblingsmensch ist – im Gegensatz zu mir – auf der wirtschaftlichen Berufsseite aktiv. Das heißt: Er versteht Zusammenhänge von Kosten und Nutzen, weiß, wie man Umsätze generiert und daraus sogar Gewinne erzielt. Erstaunlich.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Und das Beste: Die Arbeit macht ihm auch noch Freude. Nochmals erstaunlich. Zum unternehmerischen Dasein gehört natürlich auch so Zeug wie Meetings.
Ein Meeting zum Wochenstart, eines am Dienstag, um das vom Vortag zu verfeinern, eines zur Wochenmitte – und zwischendrin Onlinetreffen mit Partnern aus aller Welt. Dann sitzt man da, in den eigenen vier Wänden, und wird via Kamera in andere Wohnzimmer, Büros oder Konferenzräume weltweit transferiert – um mal Wichtiges, mal weniger Wichtiges zu besprechen. Ich schleiche dann auf leisen Sohlen durch die Wohnung und versuche, möglichst unsichtbar und lautlos zu sein. Notwendige Kommunikation zwischen uns beiden findet – wenn überhaupt – mittels Zeichensprache meinerseits und minimalster Stirn- und Augenbrauenbewegung seinerseits statt.

Zum Beispiel so: Ich halte eine Kaffeetasse hoch und ziehe dabei in fragender Manier die Schultern Richtung Ohrläppchen. Er weitet kaum merklich die Augen, ohne sich sichtbar vom Gespräch zu lösen. Das bedeutet: „Ja, bitte. Einen Kaffee könnte ich gerade gut gebrauchen. Das Meeting zieht sich, weil heute wieder alle sehr gerne reden.“ In manchen Fällen kann er sogar kurz sein Mikro ausschalten und die Homeoffice-Geräuschkulisse ausblenden. Während er konzentriert Notizen macht, um sich auf passende Argumentationen zu geschäftlichen Anliegen vorzubereiten, kommuniziert er dann mit mir– falls nötig – mit kaum hörbarem Raunen aus unbewegten Lippen.

Ich dachte früher ja, man säße bei solchen Meetings in Anzug und Krawatte vorm Bildschirm – und darunter in Jogginghose, der Bequemlichkeit wegen.
Nix da. Herr Lieblingsmensch ist da konsequent: Man sitzt im Meeting so wie im Büro. Wegen der Körperlichkeit, die man ausstrahlt. Auch über Kamera.

Das ist dann gar nicht so unähnlich meiner eigenen Arbeit. Kostüme verändern die Ausstrahlung, den Habitus, sogar die Bewegung. Einziger Punkt, den ich aus künstlerischer Sicht zu bemängeln hätte: Ein bisschen Make-up sowie gutes Licht wären für die Kamerapräsenz förderlich. Und das Fenster im Hintergrund erzeugt Gegenlicht – auch nicht optimal. Vielleicht kann ich mich Herrn Unternehmer verkaufen – für einen Workshop in Kamerapräsenz. Ich werde ihn diesbezüglich zu einen Meeting einladen.

Heidi Salmhofer Portrait Kopfkino
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.