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50 ist das neue 30 – von wegen!

17.08.2025 • 15:00 Uhr
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Nichts Neues erzähle ich, wenn ich mich darüber mokiere, dass mit der 5 an der Zehnerstelle der Lebensjahre das eine oder andere im Leben anstrengender wird – oder gar gänzlich unmöglich.

Von Heidi Salmhofer
neue-redaktion@neue.at

Unmöglich ist es zum Beispiel, nicht zu schlafen. In Filmen werden alternde, heroische Detektive oder andere graumelierte Helden gezeigt, die nächtelang dem Bett den Rücken kehren, um Mörder zu fassen, gegen Außerirdische zu kämpfen oder anderes gesellschaftlich Hochwertvolles zu erledigen. Das ist ein Märchen! Im echten Leben wäre das ein einziges Gegähne, begleitet von Gejammer über schmerzende Glieder und brennende Augen. Was auch nicht mehr geht: morgens aufstehen, leicht wie eine Feder – und sich erst seiner Kniescheibe bewusst zu werden, wenn man sie versehentlich beim hüpfenden Gang am Türrahmen gestoßen hat.
Heute weiß ich schon beim ersten Blinzeln im Bett: Ich habe Gelenke. Eine Wirbelsäule. Ein Kiefer. Weil man sie spürt – mithilfe von Ziehen und gelegentlich stechenden Schmerzen. Völlig illusorisch ist es auch, an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Pizza zu essen, ohne dass sich dieses halbe Kilo Teig am – mittlerweile in Sachen Speicherfähigkeit hochqualifizierten – Körper verzehnfacht. Eine besondere Herausforderung: der Tag nach nächtlichen Eskapaden.
Am Abend fühlt man sich (also ich) noch partylaunig und tanzfreudig wie vor dreißig Jahren. Während man (also ich) rhythmisch zu „Faith No More“ die Hüften wackeln lässt, wird der Freundin mit strahlenden Augen entgegen gebrüllt (weil es ist laut): „Es geht ja eh noch!“ Der nächste Tag ist dann mehr oder weniger aus dem Kalender zu streichen. Mein Hirn läuft auf Sparflamme und konzentriert sich auf die lebensnotwendigen Funktionen: Herzschlag, Atmung, vielleicht noch Verdauung. Das war’s. Einen geraden Satz zu formulieren erfordert extreme Anstrengung – und nicht selten kommen andere Wörter aus meinem Mund, als vorher im Kopf geplant.
Wortfindungsstörungen. Ein Fenster wird zum Sessel, der Geschirrspüler zum Kühlschrank und die Katze zum Goldfisch. Ich sehne mich dann nach Schlaf, einer Massage, einem guten Film – und für die nächsten drei Wochen nach möglichst wenig Kontakt mit allzu viel Menschen.
Ich versuche aktuell einen Ausgleich zu finden. Welche Dinge, die mir früher unmöglich erschienen, gelingen heute dafür ganz locker.
Ach ja – um 7 Uhr morgens wach zu werden, täglich, egal wie viel Schlaf man eigentlich gebraucht hätte. Das geht inzwischen immer. Grummel.

Heidi Salmhofer Portrait Kopfkino

Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalis­tin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.