Lebensmitteltest: Schnuppern, tasten und schauen

Schon einmal habe ich darüber berichtet, dass mein Kühlschrank ein Ort des Vergessens ist. Alles was in der Schublade oder hinter Milch und Joghurt verräumt wurde, ist nicht existent.
Diese Produkte verweilen in einer Zwischenwelt von Sein und Nichtsein. Alle paar Wochen aber erforsche ich diese spannende Welt der unbekannten Dimensionen und räume aus.
Ich benutze Boxen und Utensilien zum Verstauen von zum Beispiel Wurst und Käse, weil wir es zwar geschafft haben, selbststeuernde Waffen und eine High-End-Spionagemaschinerie für gegenseitige Kriegsführung zu entwickeln, aber noch kein wiederverschließbares, umweltfreundliches Verpackungsmaterial für Käse und Wurst in der Vitrine.
Nachdem die Verpackung mit der Kennzeichnung „Mindestens haltbar bis“ wegfällt, weiß ich nicht, wie viel Spielraum ich noch bis zur Lebensmittelvergiftung habe. Also muss ich jedes Mal, wenn ich Wurst oder Käse benötige, einen Schnuppertest machen. So auch beim Ausräumen des Kühlschrankes. (Ich vergesse grundsätzlich, wann ich etwas gekauft habe. War das vorgestern? Letzter Monat?)
Mit Milch und Joghurt verhält es sich nur wenig anders. Da habe ich zwar ein Ablaufdatum auf dem Becher, aber hier gilt der Grundsatz: „Mindestens haltbar bis“ heißt keinesfalls „tödlich ab“. Also wird kurz nachgelesen, wie lange man schon „drüber“ ist – und dann ebenso geschnuppert.
Bei Gemüse und Salat wird der Greiftest praktiziert – zerfällt die Gurke gatschig zwischen meinen Händen, beinhaltet sie definitiv keine relevanten Vitamine mehr. Auch das Auge hilft mit. Die Farbe Braun ist häufig ein Indiz dafür, dass auch wichtige Nährstoffe dabei sind, sich in magen-ausräumende Bakterien zu morphen. (Rein wissenschaftlich ist das selbstverständlich nicht akzeptiert, dass sich Nährstoffe in Bakterien verwandeln, aber in meinem Kühlschrank passiert das, ich schwöre!)
Ist alles beschnuppert, begriffen und beschaut, wird entsorgt, was notwendig ist, und eingeräumt, was noch genießbar erscheint. Bis mich in drei Wochen die übersehenen Oliven hinter dem Marmeladenglas vorwurfsvoll anstinken.
Ich wünsche mir die Erfindung eines Kühlschranks, der mir sagt:
„Heidi, die Oliven, die du vor sieben Wochen aufgemacht hast, sind noch genau eine Stunde genießbar. Brauchst du ein schnelles Rezept zur Verarbeitung – oder soll ich für dich kochen?“ Ach, ich hätte so viele gute Ideen!
P.S.: Wie lange halten eigentlich Eier? Diese kurze Panik vor dem Aufschlagen, ob mir ein beißender Geruch entgegenschlägt, ist wirklich mühsam.