Make up für den Wohnwagen

Ich habe einen kleinen Wohnwagen. Letztes Jahr habe ich ihn mit meinem eher bescheiden motorisierten Auto von Niederösterreich nach Vorarlberg – im wahrsten Sinne des Wortes – gezerrt. Seitdem stand er auf meinem Parkplatz und harrte seiner Verwandlung.
Von Heidi Salmhofer
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Man muss nämlich erwähnen, dass er zwar außen neu lackiert und fahrtauglich gemacht wurde, innen aber in einem Zustand war, bei dem selbst den Flodders die Haare zu Berge gestanden wären. Mein Lieblingsmensch meinte mit höflicher Verzweiflung, ein Trip zum Loacker sei wohl der einzig vernünftige Umgang mit diesem 50 Jahre alten Urlaubsbehelf.
Ich jedoch verweigerte. Standhaft.
Also marschierte ich an einem Samstagmorgen – ehrlicherweise war es später Vormittag – voller Tatendrang mit Wischmopp und Müllsack zum Wohnwagen. Jetzt wird gepimpt!
Vor meinem inneren Auge manifestierte sich ein gemütliches, kleines Kuschel-Anhängsel für lauschige Kurzurlaube am Bodensee.
Es wurde entrümpelt, geputzt, geschrubbt – und dann ging’s zum nächsten Baumarkt, um diverses Verschönerungsmaterial zu besorgen.
Als ich freudestrahlend vom Restaurierungs-Shoppen zurückkam, stöhnte Herr Lieblingsmensch. Ich hörte seine Gedanken: das knirschende, metallknacksende Geräusch von Kranarmen, die meinen süßen Wohnwagen packen, um ihn zur letzten Ruhestätte zu hieven. Demonstrativ schnappte ich mir eine Farbrolle und begann, das 70er-Jahre-Braun der Innenwände aufzuhellen. Er holte sich einen Pinsel, einen kleinen, seine Motivation war kaum bis gar nicht vorhanden.
Am Sonntag wollte ich dann das Gröbste finalisieren. „In zwei Stunden sind wir locker fertig!“, flötete ich mit felsenfester Überzeugung. Herr Lieblingsmensch verzog keine Miene. „Ja klar.“
Acht Stunden später krochen wir, vollgekleckert mit Farbe – ich glücklich, er völlig fertig – aus dem Wohnwagen. „Schön geschminkt haben wir ihn“, meinte er, der Sarkasmus war hier klar und bewusst gesetzt.
Ich aber setzte mich freudig auf die frisch gedampften Matratze im Wohnwagen und sah mich schon den Sonnenuntergang am Bodensee bestaunen – sitzend in der offenen Tür, umspielt vom 70er-Jahre-Flauschvorhang.
Er lächelte, setzte sich auf das Bett am anderen Ende des Wohnwagens (damit er nicht kippt – die Steher sind verrostet, die müssen noch erneuert werden, hust) und sagte: „Mich freut es auch!“ Und wer weiß: Nach den nächsten zwei Stunden Restauration hängen wir den Kleinen an das Auto und fahren los. Irgendwohin. In der Nähe. Damit, wenn es regnet und es rein tropft, wir auch schnell wieder daheim sind.