Wirtschaft

Alte Gutscheine von Depot nun fast wertlos

HEUTE • 09:17 Uhr
Depot
Derzeit gibt es noch 27 Depotfilialen in Österreich APA/NEUE

Nach Pleite der Depot Handels GmbH übernahm eine neue Gesellschaft – ebenfalls gegründet von Christian Gries. Für Kunden bringt die Konstruktion kaum Vorteile, besonders bei den Gutscheinen.

Eine kleine Achterbahnfahrt war der Ausblick auf die Zukunft von Depot in den letzten Monaten. Depot ist eine nicht ganz so kleine Einzelhandelskette für Dekorationsartikel, die sich noch im letzten Jahrzehnt über den gesamten DACH-Raum ausbreitete. Auf dem Höhepunkt im Jahr 2013 zählte der Konzern stolze 420 Filialen, verteilt über Schweiz, Österreich und Deutschland.
In den letzten Jahren wurde der einstige Erfolgskurs jedoch zunehmend durch die wachsende Online-Konkurrenz – allen voran Shein und Temu – gebremst. Die Umsätze brachen ein, bis schließlich 2024 der Konkurs ausgerufen wurde. Riesige gelb-schwarze Absperrbänder kündigten den großen Räumungsverkauf an, und ein Großteil der Filialen sollte seine Türen für immer schließen.
Zumindest schien es damals so. Nur wenige Wochen nach der Hiobsbotschaft, dass die meisten Filialen dichtmachen würden, folgte die überraschende Nachricht: Depot wird von einer neuen Firma übernommen. „Neu“ sollte man in diesem Zusammenhang jedoch in Anführungszeichen setzen. Denn in der österreichischen Kapitalgesellschaftslandschaft ist eine, sagen wir „Münchhausen-Aktion“ – also sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen – durchaus möglich und wurde in diesem Fall auch getan.

Wie funktioniert das?

Christian Gries war Geschäftsführer der Depot Handels GmbH in Österreich, welche zu 100 Prozent die Mutterfirma von Depot war. Doch mit den sinkenden Umsätzen geriet die Depot Handels GmbH vor einem Jahr in die Insolvenz. Daraufhin gründete Christian Gries die Gries Deko Austria GmbH, welche wiederum das Unternehmen aus der insolventen Depot Handels GmbH herauskaufte. Mit anderen Worten: Nachdem seine erste Firma Insolvenz anmelden musste, gründete Gries kurzerhand eine zweite – die dann die Geschäfte übernahm.

Gutscheine

Für die Kundschaft änderte sich wenig – halt bis auf die Gutscheine. Alle von der alten Depot Handels GmbH ausgestellten Gutscheine verloren ihre Gültigkeit. Was nach einem Widerspruch zu den gesetzlichen Regelungen klingt – Gutscheine müssen 30 Jahre gültig sein – erklärt Anwalt Mag. Simon Pöschl so: „Wertgutscheine dürfen zwar in aller Regel erst nach 30 Jahren verjähren. Allerdings stellt ein Gutschein immer nur eine Forderung gegen meinen Vertragspartner dar – in diesem Fall die alte GmbH. Normalerweise übernimmt die neue GmbH beim Kauf eines Unternehmens auch dessen Rechtsverhältnisse, dazu gehören üblicherweise auch Gutscheine. Anders verhält es sich jedoch, wenn das Unternehmen aus einer Insolvenz heraus gekauft wurde. Dass beide GmbHs denselben Eigentümer haben, spielt dabei keine Rolle – das kommt häufiger vor, als man denkt.“

Aushang

Depot versuchte kurzfristig der Kundschaft entgegenzukommen und so stand Ende August folgender Hinweis an den Kassen

Alte Gutscheine von Depot nun fast wertlos
Dieser Aushang stand Ende August an der Kasse NEUE

Auf Nachfrage der NEUE erklärt Depot: „Gesetzlich sind wir nicht verpflichtet, die Gutscheine der alten Firma einzulösen. Das 50-Prozent-Kulanzangebot war zeitlich begrenzt und ist inzwischen abgelaufen. Wir bitten um Verständnis, dass uns hier die Hände gebunden sind.“ Wer seine Gutscheine dennoch nicht vollständig abschreiben möchte, kann sich nur als Gläubiger in die Insolvenztabelle eintragen lassen. Wie viel davon aber am Ende ausgezahlt wird, ist aber fraglich.

„Je nach Quote erhält man einen Teil des Gutscheinwertes aus der Insolvenzmasse zurück. Bei großen Pleiten fällt dieser Teil meist gering aus.“

Sebastian Sturm-Knall von der Arbeiterkammer Vorarlberg

In dem Fall eignen sich die Gutscheine wahrscheinlich noch maximal zum Einheizen oder Papierhütchen basteln.