Kultur

Künstliche Intelligenz bringt die Nachricht vom Ende der Nachrichten

HEUTE • 19:32 Uhr
Stefan Kainbacher Ausstellung FRO-Newsroom
Vertrautes Teletext-Design trifft auf KI-generierte Worthülsen. SCHRAMM

Die neue Ausstellung des Künstlers und Designers Stefan Kainbacher im Funkhaus Dornbirn zeigt eine Kritik an der algorithmisch gesteuerten Gegenwart.

Er sei erst kürzlich auf ein mit Künstlicher Intelligenz erzeugtes Bild hereingefallen, gesteht Medienkünstler und Designer Stefan Kainbacher. Während ihn seine Frau auf den Irrtum aufmerksam macht, hegt er keinen Zweifel, dass KI in Zukunft nur noch von KI erkannt wird. Kainbachers neue Ausstellung im Landesfunkhaus Dornbirn wirkt daher wie eine Form-gewordene Warnung vor einer allzu nahen Zukunft.

Maurice Shourot
Stefan Kainbacher (ganz hinten) mit Angelika Simma-Wallinger (Chefredakteurin ORF Vorarlberg, zweite von links) und Studierende der Fachhochschule Vorarlberg. Shourot

„FRO Newsroom (in einfacher Sprache)“ bedient sich der vertrauten Ästhetik des Teletexts. Doch statt eindeutigen Abfolgen von Wer, Wann, Was, Wo, offenbart der zentrale Bildschirm Variationen skandalschwangerer Worthülsen-Konstrukte.

Rauschender Krawall aus “Informationen”

Sie sind das Werk einer mit Künstlicher Intelligenz programmierten Künstlichen Intelligenz. Angefüttert mit Nachrichten des ORF, überarbeitet die Software den Text in eine maximal reißerische Fassung. Was übrig bleibt, sind scheinbar schlüssige Texte ohne Inhalt, rauschender Krawall. Sogar der Künstler zeigt sich erstaunt, dass etwa bei Sportnachrichten nicht nur der Verein, sondern auch die Sportart verschwindet. Es geht um Fouls, nur unklar, welche.

Stefan Kainbacher Ausstellung FRO-Newsroom
SCHRAMM

Die Wahl des Teletexts ist dabei kein Zufall. Für Kainbacher steht das Format für eine vergangene Form von Übersichtlichkeit. „Es ist ein ästhetisches Fossil. Und zugleich ein Kontrast zur heutigen Informationsflut, in der sich alles überlagert.“ In der scheinbar simplen Oberfläche spiegelt sich das Chaos einer algorithmisch gelenkten Gegenwart.

Sehnsucht am Horizont

Bis vor kurzem unterrichtete der Designer sein Fach an der Fachhochschule Vorarlberg, wo er einst studierte. Obwohl die Algorithmus-gesteuerte generative Gestaltung sein Metier ist, sieht der gebürtige Dornbirner eine neue Sehnsucht nach menschengemachtem am Horizont. „Seien es Kunstwerke, Texte, einfach etwas Spezielles, dass keine Künstliche Intelligenz schaffen kann.“

Ob Wunsch und Wirklichkeit zueinander finden werden, bleibt ungewiss. Fest steht hingegen, dass „FRO Newsroom (in einfacher Sprache)“ noch bis zum 23. November erlebt werden kann.