„Götzis muss Jahre gegenüber Klaus aufholen“

INTERVIEW. Die 1. Sport-2000-Ringer-Bundesliga steht in den Startlöchern – und wie immer ist Rekordmeister AC Wals der große Gejagte. Der KSK Klaus und der KSV Götzis stehen sich bereits am 11. Oktober das erste Mal gegenüber, und KSV-Vizeobmann Michael Häusle hat vor dem traditionsreichen Duell etwas Bauchschmerzen.
November 2024. Die Kampfansage aus dem Lager des zwölffachen Meisters KSK Klaus nach dem verlorenen Duell mit dem zweimaligen Titelträger KSV Götzis um Platz drei in der Ringer-Bundesliga kam prompt. „Das war das letzte Mal“, richtete Bernd Ritter (47) seine Worte an Kontrahent Michael Häusle (57), der freudestrahlend den Pokal für Rang drei vom Präsidenten des österreichischen Ringer-Verbandes entgegennahm. Am 4. Oktober beginnt nun die neue Saison im Ringer-Oberhaus, schon am 11. Oktober ist es das erste Mal, dass sich Götzis und Klaus auf der Matte gegenüberstehen. Die NEUE am Sonntag unterhielt sich mit den beiden Cheftrainern und Urgesteinen der Vereine, dem Sportlichen Leiter der Klauser und dem Vizeobmann der Götzner, über die kommende Saison und über die neuen Regularien, die das Duo nicht nur gutheißt.
Die Bundesliga beginnt endlich, die Pause war ungewöhnlich lange? Michael Häusle: Die Weltmeisterschaften der allgemeinen Klasse sind noch nicht lange her, der Verband wollte den Kadersportlern genug Zeit zur Erholung geben. Obwohl wir in Österreich nicht so viele Kampftage haben, ist es etwas unverständlich, dass es erst im Oktober los geht.
Bernd Ritter: Der Fokus der Kadersportler liegt auf internationaler Ebene, es gilt die passende Mischung zu finden, wobei man schon Rücksicht auf die Vereine nehmen muss. Was wir aber schon mal überhaupt nicht gut finden, ist, dass das kleine Finale Ende November auf einen Freitag gelegt wurde, während das Finale tags darauf am Samstag stattfindet. Diejenigen, die beide Kämpfe sehen wollen, haben da vielleicht ein Problem.
Im Gespräch war nach der vergangenen Saison, dass die Liga aufgestockt werden sollte. Warum ist dies nicht geschehen?
Ritter: Es gab eine Liga-Besprechung, bei der sich die kleineren Vereine dagegenstemmten. 95 Prozent der Kaderringer kommen aus Klaus, Wals und Inzing, Götzis hat auf diesem Format immerhin zwei Ringer.
Häusle: Die kleineren Vereine haben in dem Duell mit Wals und Co. Angst, unterzugehen. Der eine oder andere hat sicherlich gute Ringer in einzelnen Gewichtsklassen, in der Liga müssen allerdings alle Klassen gleichwertig besetzt werden. Da ist der Verband gefragt, im Nachwuchsbereich auch auf diese Vereine zu schauen.
Ritter: Die Kadersportler sind zumeist Profis, die bei der Polizei oder dem Bundesheer untergekommen sind. Das ist ein ganz anderes Niveau wie bei den anderen Vereinssportlern, die drei Mal in der Woche am Abend trainieren. Ich habe nicht wirklich erwartet, dass es große Änderungen gibt. Unser Duell um Platz drei ist aber bei den Fans top angekommen.
Häusle: Jeder Bundesliga-Kampf kommt gut an, im oberen Play-off musst du toujours abliefern. Natürlich wäre bei einer anderen Regelung nicht immer der immense Druck da, etwa bei Verletzungen, auch könntest du viel mehr junge Ringer einbinden.
Die Regeln sind alle gleichgeblieben, die Gewichtsklassen der ersten und zweiten Liga sind aber nicht komplett ident.
Häusle: In der zweiten Liga wurde eine leichtere Gewichtsklasse eingeführt, um Nachwuchsringern eine Chance zu geben, auch bei einem Aufstieg dieses Vereins können die jungen Ringer dann in der Klasse bis 60 Kilogramm Fuß fassen, da sie sich ja auch körperlich weiterentwickeln.
Ritter: Auch die Punktevergabe wurde geändert, es gibt nun für die Verlierer keinen Punkt mehr, sie gehen komplett leer aus. Das heißt also, dass ein junger Sportler gegen einen überlegenen Kämpfer trotz einer für ihn starken Leistung nicht belohnt wird.
Häusle: Es gibt also kein 3:1 mehr, was wir sehr schade finden. Wir aus Klaus und Götzis waren in der Verbandssitzung die einzigen, die gegen diese Regelung waren. Aber in Österreich sind wir aufeinander angewiesen, es ist immer noch eine gut funktionierende Ringer-Familie.
Das Hauptziel dieser Saison …
Häusle: … ist das Verhindern des Finales Wals gegen Inzing. Inzing ist noch einmal ein Stück stärker geworden, einer ihrer Kadersportler war letzte Saison verletzt, und die neue Gewichtsklasse kommt ihnen entgegen.
Ritter: Und sie haben stärkere Ausländer.
Wie sieht es denn bei Ihnen aus?
Ritter: Wir haben einen ähnlichen Kader wie vergangene Saison, wollen aber jüngeren Sportlern eine Chance geben, denn sie haben sich das verdient.
Häusle: Auch unser Kader ist fast unverändert, wir haben einen sogenannten Sport-Österreicher dazubekommen.

Die Regelung des Sport-Österreichers wurde mittlerweile verändert? (Anm.: Wenn Sportler nachweislich eine je nach Alter definierte längere Zeit durchgehend in Österreich leben oder vor dem vollendeten 14. Lebensjahr nach Österreich gekommen sind und beim Verband durch einen Ringerpass als Nachwuchsringer gemeldet sind, gelten diese Sportler als „Sport-Österreicher“ und sind in der Bundesliga gleichermaßen startberechtigt wie Ringer mit der österreichischen Staatsbürgerschaft.)
Häusle: Die Tschetschenen, die etwa 2015 nach Österreich gekommen sind, durften früher auch bei einer ÖM dabei sein, sie sind einfach besser entwickelt und haben alles gewonnen. In der Liga sind sie weiter mit dabei, bei einer ÖM musst du aber die österreichische Staatsbürgerschaft besitzen. In der U20 musst du fünf Jahre in Österreich sein, um in der Bundesliga startberechtigt zu sein. Götzis hat da zwei Sportler, die in diese Regelung fallen.
Der 56-fache Meister AC Wals dürfte wieder das Maß aller Dinge sein, zumal dort das Bundesleistungszentrum ist, das auch Heeressportler um sich versammelt. Das Trainingszentrum ist zudem Stützpunkt des Ringerweltverbands.
Ritter: Sie müssen aber in jedem Kampf voll aufstellen. Auch sie können nicht groß rumprobieren. Durch ihre Überlegenheit konnten sie früher Leute schonen und traten dann im Finale doppelt so stark auf.
Der KSK Klaus landet vor dem KSV Götzis, weil …
Ritter: … hoffentlich der große, junge Kader in der Liga überzeugt. Die Kampfansage von vor einem Jahr nehme ich nicht zurück (lacht).
Götzis landet vor Klaus, weil …
Häusle: … weil am Schluss abgerechnet wird. Ein Kampf wird den Ausgang entscheiden, die Nervosität oder wie stark jemand an sich glaubt können entscheidend sein. Bei uns ist es so, dass sich kein Leistungsträger verletzen darf. Dies können wir von den Spitzenteams am wenigsten kompensieren.
Wie sahen die Erfolge im nationalen und internationalen Bereich heuer aus?
Häusle: Weltklasseringerin Oleksandra Kogut ist die einzige, die bei der WM dabei war, die Männer sind noch nicht so weit. Klaus ist uns da um einige Jahre voraus.
Ritter: Für uns war es ein erfolgreiches Jahr, wir konnten im U20-Bereich und in der allgemeinen Klasse einige Medaillen gewinnen, standen auch bei internationalen Turnieren ganz oben. Zu erwähnen sind auch die beiden fünften Plätze bei der U20-EM durch Leonhard Junger (130 Kilogramm) und Paul Maier (87 Kilogramm).
Häusle: Wenn es um die Kadersportler und um den internationalen Bereich geht, hat Klaus Götzis abgehängt. In der Liga sind aber beide ähnlich aufgestellt.
In Götzis ist das Ringersportzentrum West beheimatet, in Klaus seit heuer das Nachwuchsleistungszentrum. Da dürften beide davon profitieren.
Ritter: Es finden mehr Trainingslager in Vorarlberg statt, nach dem Team-Cup der Mädchen im Oktober wird im Anschluss ein Trainingscamp der U20 bis U15 durchgeführt. Beide Orte sind hierfür reserviert, es ist ein Event der kurzen Wege.
Häusle: Wir haben sieben Zimmer mit je vier Betten zur Verfügung, beim KSK sind die Sportler im Bildungshaus St. Arbogast untergebracht.
Ringer-Urgestein Bruno Hartmann, der neben der Ringerhalle in Götzis wohnt, hat ja die Trainingscamps mit diversen Nationen forciert, wird dies auch weiterhin am Laufen gehalten?
Häusle: Bei einer Sportart, die in so vielen Ländern betrieben wird, hat sich das Niveau enorm gesteigert. Im Iran, der Türkei oder auch Russland werden die erfolgreichen Ringer vergöttert. Sie sind Helden wie bei uns die Skifahrer.
Der Verband hat sich ja gegen Ende der letzten Saison etwas einfallen lassen, wie ein Event wie ein Bundesliga-Duell noch größer gemacht werden kann.
Ritter: Ja, der Verband hat eine öffentliche Abwaage erlaubt. Ich bin skeptisch, denn der Sportler sollte konzentriert bleiben.
Häusle: Wir haben das schon überlegt, aber noch nicht fix eingeplant. Wenn das ein Verein aber gut umsetzt, werden andere wohl nachziehen.
Wie groß ist das Interesse bereits für das erste Duell?
Ritter: Es wird in der Halle von Klaus brodeln, mit den „Hornets“ haben wir einen neuen Fanklub.
Häusle: Beide Hallen werden genagelt voll sein, wir haben damit begonnen, einen VIP-Klub aufzuziehen. Wir sind weiterhin dabei, unsere Strukturen und Nachwuchs aufzubauen, da wir ja einige Jahre hinten dran sind. Bis zur 100-Jahr-Feier in zwei Jahren haben wir noch einiges zu tun.
Ritter: Sponsoren zu gewinnen wird immer schwerer, es braucht immer mehr Überredungskunst. Hinzu kommt, dass auch noch die Sportförderung gekürzt wurde. Eine intensive Vereinsarbeit ist da vonnöten. Nicht geändert hat sich, dass bei uns Trainer dringend gesucht werden.
Von Jochen Dedeleit