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„Mann o Mann“ – von Schubert bis Rammstein

HEUTE • 13:00 Uhr
Männerchor Dornbirn Mann o Mann
“Mann o Mann” – Männerchor Dornbirn. Thomas Gmeiner

Seit 2008 leitet Paul Faderny den Dornbirner Männerchor „Mann o Mann“ – einst als Sängerrunde „Die Vogelweider“ gegründet. Mit frischem Repertoire, Humor und Herzblut hat er und seine Sängerrunde dem Traditionschor neues Leben eingehaucht – und bewiesen, dass Männerchöre alles andere als verstaubt sein müssen.

Wenn Paul Faderny über den Dornbirner Männerchor „Mann o Mann“ spricht, spürt man Begeisterung und Leidenschaft. Der gebürtige Wiener lebt seit 20 Jahren in Dornbirn, arbeitet als Pianist und Klavierlehrer an der Musikschule – und leitet seit 2008 das traditionsreiche Ensemble, das heute unter neuem Namen und mit frischem Geist begeistert.

“Such dir einen Chor”

Wie kam er zum Männerchor Dornbirn? „Als ich in Vorarlberg ankam, begann ich an der Musikschule Dornbirn zu unterrichten. Der damalige Direktor Guntram Simma riet mir: ‚Wenn du im Land Fuß fassen willst, such dir einen Chor.‘“ Der 48-Jährige folgte dem Rat, vertiefte sich in Chorleitung und Stimmbildung – und landete 2008 bei der Sängerrunde „Die Vogelweider“, gegründet 1948, um das echte Volkslied zu bewahren. „Das Gespräch mit dem damaligen Obmann Werner Fink war sehr sympathisch, und daher leitete ich neben dem Männerchor Hörbranz bald zwei Chöre. Später blieb nur noch der Vogelweider-Chor. So bin ich in die Chorszene in Vorarlberg, die sehr lebendig und aktiv ist, hineingewachsen.“ An seine Anfangsjahre erinnert sich Faderny gut und gerne: „Mich beeindruckten die Disziplin, die Ernsthaftigkeit und der hohe Anspruch. Damals war es selbstverständlich, in der Probe zu stehen, fast alles auswendig zu singen und sehr konzentriert zu arbeiten.“ Doch die Zeit veränderte sich – und mit ihr das Chorleben. 2015 zählte die Runde nur noch 13 aktive Sänger. „Uns war klar, dass wir etwas verändern mussten“, sagt er. „Der Chor hatte Tradition, war aber für junge Sänger nicht mehr attraktiv. Viele verbanden mit den Vogelweidern Jodler und Berglieder – schön, aber nicht mehr zeitgemäß.“

Paul Faderny
Paul Faderny im Gespräch mit der NEUE am Sonntag. Stiplovsek

Neues Projekt, neuer Name

So starteten die Sänger 2016 das Projekt „Maa singt z’Doarobioro“, um neue Mitglieder zu gewinnen. Mit Werbeaktionen, Aufrufen in Gemeindeblättern und persönlichen Geschichten erreichten sie viele neue Stimmen. „Das hat funktioniert – viele neue Männer kamen dazu.“ Aus dem Projekt wurde eine Erfolgsgeschichte. „Es machte so viel Spaß, dass wir beschlossen, weiterzumachen. Der Name ‚Mann o Mann‘ entstand im selben Jahr zufällig bei einem gleichnamigen Lied – und passte perfekt: einprägsam, sympathisch, werbewirksam.“

Paul Faderny

Mit dem neuen Selbstverständnis entwickelte sich der Chor zu einem modernen Ensemble, auch das Repertoire wandelte sich. Heute reicht es von Franz Schubert bis Rammstein. „Natürlich habe ich als Chorleiter das letzte Wort, aber ich kenne die Wünsche meiner Sänger. Wichtig ist, dass das Programm musikalisch funktioniert und beim Publikum ankommt. Unterschiedliche Geschmäcker sorgen für Reibung – aber auch für Dynamik.“
Der gebürtige Wiener weiß, wie viel Fingerspitzengefühl die Arbeit mit einem Männerchor erfordert. „Früher war klar: Montag ist Probe, egal was passiert. Heute haben viele andere Verpflichtungen. Manche sind sehr ambitioniert, üben zu Hause mit Übungsdateien, andere brauchen die Chorprobe, um alles zu erarbeiten.“ Er setzt auf Motivation statt Druck: „Schimpfen bringt nichts. Man muss verstehen, dass sich die Zeiten geändert haben. Viele Männerchöre kämpfen ums Überleben – es ist schwieriger geworden, Männer fürs Singen zu begeistern.“

Zur Person

Chorleiter Paul Faderny
Geboren am 30. September 1977 in Wien, lebt Paul Faderny seit 2007 in Dornbirn. Er studierte Klavier, Cembalo und Chorleitung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Besonders intensiv beschäftigte sich der 48-Jährige auf Liedbegleitung, Chorsingen sowie die Leitung von Vokal- und Instrumentalensembles. Faderny unterrichtet Klavier an der Musikschule Dornbirn und an der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, ist als Pianist und Korrepetitor tätig und leitet neben dem Dornbirner Männerchor „Mann o Mann“ auch Chöre in der Schweiz, Deutschland und Liechtenstein. Er ist verheiratet und verbringt seine Freizeit am liebsten mit Familie und Freunden.

Publikum trägt Wandel mit

Ein Konzert ist für Faderny mehr als Musik: „Es soll berühren und unterhalten. Es braucht einen roten Faden, eine Geschichte, die die Lieder verbindet.“ Auch das Publikum trägt den Wandel mit. „Natürlich gab es ältere Zuhörer, die sich mit dem neuen Stil schwertaten. Aber viele haben verstanden: Nur so kann der Chor weiterbestehen. Gleichzeitig haben wir ein jüngeres Publikum gewonnen – Kinder und Enkel der ehemaligen Vogelweider kommen heute zu unseren Konzerten. Das freut mich besonders.“

Männerchor Dornbirn Mann o Mann
Der stimmkräftige Männerchor. Thomas Gmeiner

Der Altersdurchschnitt liegt bei 58 Jahren – im Vergleich zu anderen Männerchören relativ jung. „Wir versuchen, gezielt jüngere Männer zu gewinnen, etwa durch offene Proben. Kürzlich war der Sohn eines Sängers dabei, gerade 20 Jahre alt. Solche Beispiele braucht es, damit andere sehen: ‚Da sind ja Gleichaltrige dabei!‘ Nur so entsteht Nachwuchs.“ Mitmachen kann jeder, betont Faderny. Hilfreich sei für Neueinsteiger, vorab einen Stimmbildungskurs bei der Musikschule zu machen. „Dort kann jeder herausfinden, wo seine Stimmlage liegt und sich persönlich und seine Stimme kennenlernen.“

Eingeschlagener Weg fortsetzen

Für die Zukunft wünscht sich der Chorleiter vor allem eines: „Dass der Chor diesen erfolgreichen Weg fortsetzt. Die Außenwahrnehmung ist sehr positiv – vom Publikum, den Medien und dem Chorverband. Wenn wir dieses Selbstbewusstsein noch stärker nach innen tragen und als Einheit auftreten, kann der Chor noch wachsen.“ Stolz blickt er auf die letzten Jahre zurück. „Der Chor ist heute wieder lebendig – im Hier und Jetzt. Wir müssen nicht nostalgisch auf alte Zeiten schauen, sondern sind ein moderner, aktiver Männerchor. Das ist im heutigen Vereinsleben keine Selbstverständlichkeit.“

“mann o mann”

Chorleiter
Paul Faderny
Mitglieder

Erster Tenor: Hubert Winsauer, Stefan Oberhuber, Werner Fink, Roman Doppler, Anton Steurer, Markus Kramer, Valentin Winkler

Zweiter Tenor: Peter Gantner, Martin Meusburger, Keith Lobo

Erster Bass: Dieter Matt, Josef Wohlgenannt, Markus Lubenik, Bernhard Mathis, Franz Rein

Zweiter Bass: Marko Berghold, Gottfried Wohlgenannt, Bernhard Hagen, Norbert Gwehenberger, Andreas Gasparini, Gerald Loacker

Sein Lieblingsstück? „Signore delle Cime von Bepi De Marzi – das berührt mich jedes Mal, und viele gestandene Sänger haben dabei Tränen in den Augen.“ Dann lächelt er: „Von den modernen Stücken gefällt mir ‚Engel‘ von Rammstein besonders gut – eine kraftvolle Interpretation, die unter die Haut geht.“

Live erleben

Wer „Mann o Mann“ live erleben will, kann dies am 30. November beim Adventkonzert in der Pfarrkirche St. Sebastian in Dornbirn-Oberdorf. Unterstützung gibt es dabei vom Blasmusik-Ensemble „BrassPalma“.