Typisierung ab 16 – Neue Chance für Lebensretter

20.10.2025 • 14:34 Uhr
Typisierung ab 16 - Neue Chance für Lebensretter

“Geben für Leben” führte erstmals eine Typisierungsaktion für Minderjährige ab 16 Jahren durch – ein wichtiger Schritt, um künftig noch mehr potenzielle Stammzellspender zu erreichen.

An der Landesberufsschule drei in Bregenz ist diese Woche viel los: Der Verein “Geben für Leben” hat dort erstmals Jugendliche ab 16 Jahren in seine Typisierungsaktion aufgenommen. Damit öffnet sich die Registrierung für die die Stammzellspende erstmals auch für eine jüngere Altersgruppe. Ein wichtiger Fortschritt, wie Projektkoordinatorin Cemanur Turan betont.

Typisierung ab 16 - Neue Chance für Lebensretter
Cemanur Turan, Bereichsleiterin Stammzellspenderbetreuung Schäfer

Ein neuer Meilenstein

“Ab 16 dürfen sich junge Menschen bereits typisieren lassen”, erklärt sie. “Die Daten werden zwar erst ab dem 18. Geburtstag in die internationale Spenderdatenbank aufgenommen, aber die Registrierung selbst ist jetzt möglich. So können wir die Jugendlichen früh erreichen und langfristig mehr potenzielle Spender gewinnen.”

Ziel ist es, Schulen, Vereine und Unternehmen aktiv einzubinden und das Bewusstsein für Stammzellspenden zu stärken.

Engagement der neuen Generation

Die Idee, auch 16-Jährigen die Registrierung zu ermöglichen, stammt von den deutschen Typisierungsorganisationen, die ähnliche Projekte bereits erfolgreich umgesetzt haben. “Geben für Leben” sah darin die Chance, bei Schulaktionen mehr junge Menschen zu erreichen.

“Wenn wir direkt an die Schulen gehen, ist der Nutzen groß”, sagt Turan. “Viele Jugendliche haben ohnehin ein starkes Interesse, etwas Sinnvolles zu tun.”

Eine Typisierung dauert nur wenige Minuten und ist einfacher als ein COVID-Test. Mit einem einfachen Wangenabstrich wird das Gewebeprofil bestimmt, um im Bedarfsfall passende Spender zu finden. Jede neu registrierte Person erhöht die Chance, dass schwerkranke Patienten weltweit eine lebensrettende Spende erhalten.

Typisierung ab 16 - Neue Chance für Lebensretter
Ben Kranzlmüller, Schüler, 16 Jahre alt. schäfer

“Ich wollte helfen, weil man damit Menschen retten kann. Wenn jemand auf eine Spende wartet und dadurch gesund wird, ist das einfach ein gutes Gefühl.”

Ben Kranzlmüller, Schüler an der Landesberufschule 3

Die Sicht der Jugendlichen

Auch Schüler Ben Kranzlmüller hat sich typisieren lassen – für ihn eine selbstverständliche Entscheidung. “Ich finde es gut, dass das jetzt schon ab 16 erlaubt ist”, sagt er. “So kann man früh zeigen, dass einem andere Menschen nicht egal sind.”

Die Resonanz unter den Jugendlichen war durchwegs positiv. Viele interessierten sich nicht nur für den Ablauf, sondern auch für die Hintergründe der Spendenpraxis. Das Team von “Geben für Leben” erklärte, dass eine tatsächliche Stammzellspende frühestens ab 18 Jahren möglich ist – die frühe Registrierung erleichtert aber spätere Abläufe und spart Zeit, wenn eine Spende tatsächlich gebraucht wird.

Typisierung ab 16 - Neue Chance für Lebensretter
Alexandra Dorfmann, Lehrerin an der Landes­berufschule drei

Jugendliche haben die Möglichkeit, schon heute Verantwortung für andere zu übernehmen – zum Beispiel durch ihre Teilnahme an der Typisierung ab 16 Jahren. Mit dieser Aktion zeigen sie nicht nur Hilfsbereitschaft und Solidarität, sondern machen diese Werte zu einem Teil ihres Alltags.

Alexandra Dorfmann, Organisatorin von Seiten der Landesberufschule 3 in Bregenz

Ein starkes Signal für Solidarität

Mit der Aktion an der LBS 3 hat “Geben für Leben” einen weiteren wichtigen Schritt gesetzt. Immer mehr Schulen und auch Sportvereine in Vorarlberg wollen in den kommenden Monaten ähnliche Typisierungstage anbieten.

“Für uns ist es eine große Erleichterung, dass wir diese Altersgruppe jetzt einbinden können”, sagt Turan. “Jede Registrierung kann irgendwann ein Leben retten. Das ist unsere Motivation.”

Stammzellenspende – Was ist das?

Eine Stammzellenspende ist ein medizinischer Eingriff, bei dem gesunde Blutstammzellen von einem Spender entnommen werden, um das Leben eines schwerkranken Menschen zu retten. Diese Stammzellen sind die „Urzellen“ des Blutes – sie können sich zu roten und weißen Blutkörperchen sowie Blutplättchen entwickeln.

Benötigt werden Stammzellspenden vor allem bei Leukämie (Blutkrebs) und anderen Erkrankungen des blutbildenden Systems, wenn die eigene Blutbildung des Patienten versagt. Nach einer intensiven Chemotherapie oder Bestrahlung erhält der Betroffene die gespendeten Stammzellen, die dann im Knochenmark neue, gesunde Blutzellen bilden.

Entnommen werden Stammzellen meist aus dem Blut durch ein spezielles Filterverfahren (ähnlich wie eine Blutspende). Nur in wenigen Fällen ist eine Knochenmarkentnahme nötig. Jede Registrierung in der Spenderdatei kann damit irgendwann einem Menschen eine zweite Lebenschance schenken. Zwei Personen in Vorarlberg haben sogar bereits zwei unterschiedlichen Personen ihre Stammzellen gespendet.