Vorarlberg

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: “Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun”

HEUTE • 15:51 Uhr
Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"
Ein vierbeiniger Plagegeist bereitet Kindergartenleiterin Brigitte Forer und ihrem Team Kopfzerbrechen. hartinger/privat/canva

Marder-Exkremente und ein undichtes Dach halten Eltern und Personal des Kindergartens Weißachergasse auf Trab. Die Stadt hat bereits erfolglos einen Kammerjäger eingesetzt und kündigt bauliche Maßnahmen an.

Vier Beine, großer Hunger und eine Menge Energie, um Kinder und Personal auf Trab zu halten: Im Dach des Kindergartens Weißachergasse im Dornbirner Oberdorf hat sich ein Marder eingenistet. Sein Lärm und seine Exkremente stören den Kindergartenbetrieb und sind möglicherweise sogar gesundheitsgefährdend. Eltern und Personal schlagen Alarm.

Eltern wandten sich an die Redaktion

Zunächst war eine Gruppe Eltern an die NEUE herangetreten. Sie wollen anonym bleiben – viele von ihnen arbeiten für die Stadt Dornbirn und möchten ihrem Arbeitgeber nicht auf den Schlips treten. Aber sie wollen auch nicht länger zusehen. Sie sendeten der Redaktion eine Liste, die die Situation am Kindergarten Weißachergasse zusammenfasst: Demnach soll seit Jahren zumindest ein Marder im Dach hausen und die Dämmungen beschädigen. Das tut dem ohnehin längst sanierungsbedürftigen Dach, aus dem es bei Starkregen immer wieder in den Kindergarten tropft, nicht gut – vor drei Jahren gab es einen großen Wasserschaden, eine Gruppe musste temporär umziehen. Der Marder richtet nicht nur Schäden an, er macht auch eine Menge Lärm, wenn er über den Dachboden spaziert.

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"
Die Eltern haben Exkrementspuren des Marders dokumentiert. privat (2)
Marder im Kindergarten

Der traurige „Höhepunkt“: Die Eltern berichten, wie Exkremente des Marders in die Spielmaterialien der Kinder tropfen. Auch Maden seien schon im Spielzeug gefunden woren. Bereits vor drei Jahren sei eine Abordnung der Eltern auf der Stadtvertretungssitzung in Dornbirn gewesen. Dort sei Besserung gelobt worden, die Zustände haben sich jedoch nicht verändert. „Wir fühlen uns vertröstet“, verdeutlicht eine Mutter. Die Eltern machen sich Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder.

Undichtes Dach und Marder-Plage

Unter der Situation leidet auch das Personal. „Ich arbeite seit zwölf Jahren in diesem Kindergarten. Eine Kollegin, die schon zwanzig Jahre hier ist, meinte, dass es zu ihrer Zeit schon ein Thema war“, erklärt Kindergartenleiterin Brigitte Forer, als die NEUE sie zum Lokalaugenschein vor Ort trifft, und deutet Richtung Dach, das offensichtlich seit Längerem Probleme bereitet. Seit 60 Jahren betreibt die Stadt Dornbirn an diesem Standort im Oberdorf den Kindergarten Weißachergasse. „Aber in den letzten Jahren ist die Lage schlimmer geworden“, verdeutlicht Forer und schlägt die Brücke zur Marder-Plage.

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"
Brigitte Forer ist die Leiterin des Kindergartens in der Weißachergasse. hartinger

„Wir hören ihn immer wieder, auch tagsüber, wie er über den Dachboden rennt. Die Kinder haben uns schon gefragt: ‚Was passiert, wenn er herunter plumpst?‘ Auch beim Elternabend war er gut hörbar“, berichtet die Kindergartenleiterin. „So, wie der Lärm macht, könnte man glauben, da ist eine Kegelmannschaft im Dach.“ Im Gruppenraum offenbaren sich mehrere Flecken an der Decke, von dort sei schon Wasser herein getropft. Der naheliegende Verdacht des Kindergartenpersonals und der Eltern: Auch daran könnte der Marder schuld sein.

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"
An der Decke sind Spuren des letzten Wassereintritts sichtbar. hartinger

Sogar im Garten wurde das Tier schon gesichtet, berichten Brigitte Forer und die Eltern übereinstimmend. Einer Nachbarin des Kindergartens ist es sogar gelungen, ein Foto des Marders vor dem Kindergarten aufzunehmen – untertags, obwohl das Tiere eigentlich nachtaktiv ist. Die Aufnahme, die der NEUE am Sonntag zur Verfügung gestellt wurde, datiert aus dem Jahr 2021. Die Problematik existiert offensichtlich länger.

Marder im Kindergarten
Einer Nachbarin gelang es vor vier Jahren, den eigentlich nachtaktiven Marder untertags zu fotografieren. privat

In Akutfällen wie dem besagten Wasserschaden vor drei Jahren seien immer wieder kleinere Reparaturen durchgeführt worden, bestätigt Forer, aber die Probleme mit dem undichten Dach und dem Marder „wurden nie dauerhaft aus der Welt geschafft.“ Kleinere Sanierungen und mehrere Einsätze des Kammerjägers hätten keine Dauerlösung dargestellt. Forer geht in den Geräteraum des Turnsaals und holt eine Kiste hervor: „Die Musikschule lagert diese Trommeln bei uns. Nach den Sommerferien mussten sie alle neu bespannt werden, wohl wegen der Feuchtigkeit.“ Auch im Jahr 2025 ist das Dach offensichtlich nicht dicht.

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"

Brigitte Forer bestätigt auch die ekelerregendsten Schilderungen der Eltern, wonach die Spielmaterialien im Gruppenraum von Marderexkrementen und einmal sogar mit Maden überzogen waren. „Ich bewundere meine Mitarbeiterinnen dafür, dass sie hier arbeiten“, erklärt die Kindergartenleiterin. „Sie tun es zwar nicht, weil sie sehr loyal sind, aber ich könnte es ihnen nicht verdenken, sich an einen anderen Standort versetzen zu lassen, wenn hier bei uns Marderexkremente von der Decke tropfen. Wir haben ein schönes Gebäude und einen tollen Garten an diesem Standort, aber unter diesen Bedingungen möchte man nicht arbeiten.“

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Die Exkremente haben trotz Reinigung Spuren am Dachgebälk hinterlassen. hartinger

Im Dachboden des Kindergartens – dem mutmaßlichen Revier des Marders – werden Spielsachen gelagert, die gerade nicht in den Gruppenräumen verwendet werden. Auch dort gewährt Brigitte Forer der NEUE einen Einblick. Auffallend sind zahlreiche Kot-Reste am Boden. „Wenn ich die wegmache, sind am Montag neue da“, seufzt die Leiterin. Selbstverständlich werden die hier gelagerten Spielmaterialien gereinigt, bevor sie in den Gruppenraum kommen – „aber unsere Aufgabe sollte es nicht sein, Marderexkremente zu beseitigen“, so Forer.

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"

Regelmäßig ist die Leiterin im Austausch mit der Abteilung für Kinderbetreuung in der Stadt Dornbirn aufgrund des Dachs und der Marder-Situation. „Ich kann über die Abteilung kein negatives Wort verlieren. Dort reagiert man immer mit offenen Ohren und zeigt Verständnis“, berichtet Forer. An anderer Stelle im Rathaus sehe es anders aus, spielt sie den Ball in Richtung der Politik. „Manchmal bekommt man das Gefühl, die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut.“

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Die NEUE im Gespräch mit Brigitte Forer. hartinger

Auf Anfrage der NEUE an die Stadt Dornbirn bestätigt diese, dass die Plage im Rathaus bekannt ist: „Im Kindergarten Weißachergasse besteht seit mehreren Jahren ein wiederkehrendes Problem mit einem Marder im Dachbereich. Nach neuerlichen Hinweisen auf Aktivitäten des Tieres wurde die Situation gemeinsam mit der Kindergartenleitung besprochen, und Fachleute aus verschiedenen Bereichen – unter anderem von der Inatura, ein Kammerjäger sowie der zuständige Jäger – wurden beigezogen.“

Abschuss wäre sinnlos

Das Ergebnis: „Der Biologe Markus Nußbaumer von der inatura bestätigte, dass derartige Fälle häufig vorkommen, und erklärte, dass ein Abschuss keine nachhaltige Lösung darstellt, da erfahrungsgemäß rasch ein anderes Tier das Revier übernehmen würde. Empfohlen wurden daher bauliche Maßnahmen, um mögliche Zugänge zu verschließen, sowie die Entfernung von Strukturen in unmittelbarer Gebäudenähe, die einen Zustieg zum Dach erleichtern könnten.“ Auch der beauftragte Kammerjäger habe bereits „verschiedene Lebendfallen mit unterschiedlichen Lockstoffen eingesetzt, bislang jedoch ohne Erfolg. Sowohl er als auch der zuständige Jäger raten vom Einsatz von Giftködern ab, da ein Verenden des Tieres im Gebäude zu weiteren Problemen führen könnte.“ Gemeinsam mit allen Beteiligten bereite man derzeit weitere Schritte zur dauerhaften Sicherung des Gebäudes vor.

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"
Das Lüftungsgitter stellt ein potenzielles Schlupfloch für den Marder dar. hartinger

Zur Infrastruktur erklärt die Stadt: „Das Gebäude des Kindergartens ist rund sechzig Jahre alt. Die Konstruktion des Dachs entspricht nicht mehr dem heutigen Stand der Technik, was bei starken Regenfällen gelegentlich zu Feuchtigkeitseintritt führen kann. Betroffene Bereiche werden regelmäßig überprüft und instand gesetzt.“

Erweiterung oder Umbau

Und was bringt die Zukunft? „Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass der Standort grundsätzlich erweiterungsfähig ist. Auf dieser Grundlage wird in den kommenden Jahren eine detaillierte Grundlagenplanung durchgeführt, um zu klären, ob eine Sanierung oder ein Neubau zweckmäßig ist. Die dafür notwendigen Mittel sind bereits im mittelfristigen Finanzplan berücksichtigt. Eine Umsetzung ist – vorbehaltlich der Beschlüsse im Budget – bis Ende des Jahrzehnts vorgesehen“, heißt es.

Marder-Plage in Dornbirner Kindergarten: "Habe Respekt, dass sich meine Mitarbeiterinnen das noch antun"
Ein Umbau steht bis Ende des Jahrzehnts auf dem Plan, teilt die Stadt mit. hartinger

Brigitte Forer sagt, es gehe ihr „nicht gerade gut damit“, wenn die Dauerlösung erst bis etwa 2030 in Aussicht steht. „Da fällt es schwer, motiviert weiterzuarbeiten. Ich hoffe einfach, dass zeitnah eine befriedigende Lösung herausschaut.“ Das würden wohl auch die Kinder und Eltern des Kindergartens Weißachergasse so unterschreiben.