“Wie zufrieden sind Sie?”: IfS führt Befragung in Südtirolersiedlung durch

In der Südtirolersiedlung in Hard wächst seit Jahren die Unsicherheit über mögliche bauliche Veränderungen. Nun sollen erstmals alle Bewohner in einem persönlichen Gesprächzu ihrer Wohnzufriedenheit befragt werden.
Sanierung, Teilsanierung oder Abriss mit Neubau: Die ungewisse Zukunft der Südtirolersiedlungen in Vorarlberg sorgt schon seit längerem für Diskussionen und Verunsicherung. Auch die Anlage am Seeufer in Hard, zwischen 1940 und 1943 für umgesiedelte Südtiroler Familien errichtet, ist baulich in die Jahrzehnte gekommen, zugleich ist sie für viele Bewohnerinnen und Bewohner ein Stück Heimat.
Nun setzen die Vogewosi, die Marktgemeinde Hard und die das Institut für Sozialdienste (IfS) einen Schritt, um die Situation zu beruhigen:: Im Februar 2026 startet eine umfassende persönliche Befragung aller Menschen, die in der Siedlung wohnen. „Mit dieser Befragung wollen wir Klarheit und Vertrauen schaffen“, sagt Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz im Rahmen einer Pressekonferenz, und stellt klar: „Es gibt keinen Plan für einen Um- oder Neubau, es bleibt derzeit alles wie es ist.“ Bewohner hatten befürchtet, eine grundlegende Entscheidung sei längst gefallen. Lorenz betont jedoch, dass man erst die Bedürfnisse der Menschen verstehen wolle, bevor über bauliche Varianten gesprochen wird. Die Befragung sei ein erster Schritt, um herauszufinden, „wie zufrieden die Menschen mit ihrer Wohnsituation sind und was sie brauchen“. Der Start ist für Februar 2026 vorgesehen, die Ergebnisse sollen im Frühjahr 2026 vorliegen.

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Staudinger: “Diskussion versachlichen”
Auch Bürgermeister Martin Staudinger sieht in der Befragung ein geeignetes Instrument, um die Diskussion zu versachlichen. Der Harder Gemeindechef kennt die Siedlung persönlich. Seine Großeltern lebten dort, seine Mutter ist in der Anlage aufgewachsen. Viele Menschen fühlten sich in der Siedlung nach wie vor wohl, sagt er. Gleichzeitig gebe es bauliche Themen, die niemand bestreiten könne. „Was passiert mit uns?“, sei eine Frage, die er häufig höre. „Für uns ist wichtig, die Wünsche der Bewohnerinnen und Bewohner zu kennen und darauf reagieren zu können.“

Siedlungsarbeit des IfS führt Befragung durch
Den Auftrag zur Befragung – die in dieser Form zu ersten Mal durchgeführt wird – übernimmt die Kompetenzstelle Siedlungsarbeit des IfS. Projektleiterin Heidi Lorenzi betont, wie wichtig der direkte Kontakt zu allen Menschen in der Siedlung ist. „Wir besuchen jeden Haushalt, auch Kinder und Jugendliche kommen zu Wort.“ Der persönliche Zugang sei entscheidend, um Sorgen abzubauen. „Uns geht es darum, wie es den Menschen geht, die jetzt dort wohnen, was sie brauchen, was sie an Hilfestellungen brauchen, falls sie ausziehen möchten oder einen Wohnraum wechseln, weil sie eine barrierefreie Wohnung jetzt brauchen“, sagt sie. Gemeinsam mit der Marktgemeinde Hard sollen dafür individuelle Lösungen gefunden werden. Die Befragung selbst ersetze keine planerische Entscheidung über die Zukunft der Siedlung, sondern solle vor allem eines leisten: „Wie geht es diesen Menschen – und ihnen Sicherheit zu geben.“

Leerstand
Die Vogewosi stand zuletzt insbesondere wegen des Leerstands in der Kritik. 16 oder 17 Wohnungen sind laut Lorenz derzeit nicht vermietet. Für viele Bewohner ist das ein Hinweis darauf, dass die Siedlung für einen Abriss „leergemacht“ werden soll. Lorenz widerspricht: Die sehr alten Wohnungen seien in vielen Fällen nicht mehr so sanierbar, dass sie zu einem leistbaren Preis vermietbar wären. „Man muss wirtschaftlich handeln. Jeder Euro, der in eine provisorische Sanierung fließt, fehlt später bei der großen Lösung.“ Ob diese große Lösung eine Sanierung, eine Teilerneuerung oder ein Neubau sein wird, lässt Lorenz offen. „Wir müssen die baulichen Probleme realistisch einschätzen. Die Qualität der Gebäude entspricht nicht dem modernen Wohnbau.

Dialog “wichtig”
Auf die Frage an die Vogewosi, ob die Befragung genutzt werde, um Auszüge zu beschleunigen, reagiert Lorenzi vom IfS deutlich: „So einen Auftrag würden wir nie annehmen.“ Ziel sei ausschließlich, die aktuelle Wohnzufriedenheit zu erheben und Menschen zu unterstützen, die beispielsweise aufgrund gesundheitlicher Gründe einen Wohnungswechsel brauchen. Prokuristin Carina Welzig-Steu ergänzt: „Im Einzelfall gibt es viele Themen, über die man reden muss. Deshalb ist der Dialog so wichtig.“

Bauliche Herausforderungen
Hinzu kommt, dass die baulichen Herausforderungen erheblich sind. Lorenz spricht von notwendigen Kernsanierungen, die Schall-, Brand- und Statikprobleme langfristig lösen müssten. Auch das häufig vorgebrachte Argument der grauen Energie – also jenes Energieaufwands, der in bestehenden Materialien gespeichert ist – sieht er nur sehr eingeschränkt als Vorteil für den Erhalt. Nutzbar seien vor allem die Außenmauern, sagt er. „Alles, was innen ist, müsste heraus“, betont Lorenz. Damit gehe ein großer Teil jener Substanz verloren, auf die sich das ökologische Argument stützt.