Südtirolersiedlung in Bregenz: Großer Ideenwettbewerb startet

Nach Jahren der Vorbereitung beginnt nun mit einem städtebaulichen Wettbewerb die konkrete Planung für ein neues Quartier an der Rheinstraße in Bregenz.
Was sich lange angekündigt hat, wird jetzt Realität: Die Vorarlberger gemeinnützige Wohnungsbau- und Siedlungsgesellschaft m.b.H, kurz Vogewosi, hat den Wettbewerb für die Neugestaltung der Südtirolersiedlung an der Rheinstraße in Bregenz gestartet. Damit beginnt die konkrete Planungsphase für eines der größten Wohnbauprojekte in der Landeshauptstadt – ein Vorhaben, über das die NEUE bereits 2023 ausführlich berichtet hat.
Wie aus den Wettbewerbsunterlagen hervorgeht, sucht die Vogewosi im Rahmen eines geladenen, anonymen Wettbewerbs zunächst nach städtebaulichen Konzepten für die „Südtirolersiedlung Rheinstraße 2.0“. Das Ergebnis soll die Grundlage für das neue Leitbild des Quartiers bilden und in einen Realisierungswettbewerb münden.
279 Wohnungen, 42 Gebäude
Die Südtirolersiedlung Rheinstraße wurde in den 1940er-Jahren für umgesiedelte Familien aus Südtirol errichtet. Sie ist neben Schendlingen die kleinere der beiden Südtirolersiedlungen in Bregenz-Vorkloster. Sie umfasst 279 Wohnungen in 42 Gebäuden. Trotz Sanierungen in den vergangenen Jahrzehnten gilt die Substanz als überaltert: Viele Häuser verfügen weder über Balkone noch über Lifte oder moderne Heizsysteme.

Laut Wettbewerbsunterlagen gestaltet sich die Vermietung der Wohnungen „zunehmend schwierig“. Grund seien „nicht mehr zeitgemäße Wohnbedingungen“, etwa fehlende Barrierefreiheit und mangelnde Nebenräume. Auch die Stadt Bregenz bezeichnete die Situation in ihrem Grundsatzbeschluss als „problematisch“ – die Nachfrage nach den Wohnungen sei stark zurückgegangen.
In einem Interview mit der NEUE hatte Lorenz jüngst erklärt, dass eine umfassende Sanierung alter Siedlungen „mehr koste als ein Neubau“ und dennoch nicht dieselbe Qualität bringe. Auf Anfrage sagt Lorenz nun, er wünsche sich „Entwürfe mit hoher Wohn- und Außenraumqualität, die wirtschaftlich auch umsetzbar sind“. Der Wettbewerb solle „Impulse für eine Verbesserung der aktuellen Wohnsituation und die Erfüllung zeitgemäßer Standards samt Barrierefreiheit“ bringen – und dabei „die bereits vorhandene, sehr gute Außenraumqualität“ beibehalten. Die Stimmung und Akzeptanz unter den Bewohnern beschreibt Lorenz als „durchwegs positiv“. Viele hätten, so der Geschäftsführer, das Angebot angenommen, „in neue oder bestehende Wohnungen der Vogewosi zu wechseln“.

320 neue Wohnungen
Die Planungen sehen vor, dass die Gebäude rund um den Südtirolerplatz – als historisches Zentrum der Siedlung – erhalten und saniert werden. Der restliche Teil wird abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Geplant sind rund 320 neue Wohnungen, was einer Zunahme von etwa 120 Einheiten entspricht. Die neue Siedlung soll kompakter, energieeffizienter und durchmischter werden. Vorgesehen ist ein dichtes, aber grünes Wohnquartier mit großzügigen Freiräumen, gemeinschaftlich nutzbaren Zonen und einer „Grünen Mitte“ als öffentlichem Treffpunkt. Die Erschließung soll weitgehend autofrei erfolgen – mit Sammelgaragen, Car- und Bikesharing-Angeboten sowie sicheren Fuß- und Radverbindungen.

Geladene Büros
Zehn renommierte Architekturbüros aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sind zum Wettbewerb eingeladen. Neben den heimischen Dietrich Untertrifaller und Baumschlager Hutter auch Büros aus Wien, München, Stuttgart und Zürich. Das Preisgericht unter Vorsitz von Architekt Hans Gangoly, Leiter des Instituts für Gebäudelehre an der TU Graz, tagt am 20. Februar 2026. Die Abgabe der Wettbewerbsarbeiten ist für Ende Januar 2026 vorgesehen, die öffentliche Präsentation folgt im Frühjahr.
Insgesamt stehen 33.000 Euro Preisgeld zur Verfügung. Zusätzlich erhalten alle teilnehmenden Teams eine Aufwandsentschädigung von 16.000 Euro.
Bewertet werden die Beiträge nach den Kriterien Ökonomie, soziale Nachhaltigkeit, Architektur und Ökologie. Der Siegerentwurf soll als Grundlage für das städtebauliche Leitprojekt dienen.

Möglicher Schutz für Siedlung Schendlingen
Nicht alle Südtirolersiedlungen im Land stehen vor dem Abriss. Wie die NEUE berichtete, prüft das Bundesdenkmalamt (BDA) derzeit die Unterschutzstellung der Siedlung Schendlingen sowie jener in Bludenz. Für die Denkmalschützer sind die Anlagen „sichtbare Zeugnisse der Umsiedlung einer ganzen Volksgruppe und der damit verbundenen Schicksale“. Eine Unterschutzstellung würde keine völlige Veränderungssperre bedeuten, wohl aber eine enge Abstimmung mit dem BDA bei Umbauten oder Nachverdichtungen.Vogewosi-Geschäftsführer Lorenz warnt im Falle Schendlingen allerdings vor den Folgen einer solchen Entscheidung. Eine Unterschutzstellung der Anlage würde, so Lorenz, „wirtschaftlich kaum tragbar“ sein. Eine Entscheidung des BDA wird Anfang kommenden Jahres erwartet.
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In anderen Südtirolersiedlungen, etwa in Hard, kam es zuletzt zu Unmut und Kritik. Bewohner befürchten, dass Altbauten gezielt entleert werden, um einen Abriss vorzubereiten. In Hard stehen schon 16 von 73 Wohnungen leer. Einige Bewohner sprechen von einer „bewussten Ausblutung“, während die Vogewosi wirtschaftliche Gründe anführt. Sanierungen einzelner Wohnungen seien demnach nicht mehr sinnvoll.