Sport

Viel mehr als nur eine Siegerin der Herzen

27.12.2025 • 22:49 Uhr
Viel mehr als nur eine Siegerin der Herzen
Jasmin Heim mit den drei Goldmedaillen von Turin und den Awards als Sportlerin des Jahres. Dietmar Stiplovsek

Die 25-jährige Schnepfauerin Jasmin Heim ist bei den Special Olympics zu Österreichs Sportlerin des Jahres 2025 gewählt worden. Die Geschichte einer ganz besonderen Siegerin.

Jasmin Heim ist eine wahre Medaillensammlerin. Seit 2015 ist die sympathische Bregenzerwälderin bei den Special Olympics dabei. Gleich bei ihren ersten Weltwinterspielen gewann Heim mit gerade mal 16 Jahren Gold im Super-G. Es folgten viele weitere Medaillen, und das nicht nur im Skisport, sondern auch beim Schwimmen. Denn die Wälderin ist ein Multitalent, wie sie der NEUE bei einem vorweihnachtlichen Besuch auf Nachfrage lächelnd bestätigt. „Vier Mal pro Woche trainiere ich Schwimmen, im Winter gehe ich drei Mal pro Woche Ski fahren“, woraufhin Papa Mathias beim geselligen Beisammensein in Schnepfau, im wahrsten Sinne daheim bei den Heims, ergänzt: „Und alle 14 Tage geht sie klettern.“ Mama Annemarie lächelt stolz, und Beatrice Amann-Büchel, die Geschäftsführerin von Special Olympics Vorarlberg, ergänzt beeindruckt: „Ihr Pensum braucht sich vor dem einer Spitzensportlerin nicht zu verstecken. Jasmin ist unheimlich motiviert und ehrgeizig.“ Etwas verlegen entfährt der angesprochenen Athletin ein „Das stimmt, ich will immer gewinnen“.

Viel mehr als nur eine Siegerin der Herzen
Heim mit ihren Eltern Mathias und Annemarie, die stolz wie Oskar sind. Stiplovsek

Ehrungen
Bei den Weltwinterspielen in Turin 2025 hat sich die Wälderin ein Denkmal gesetzt. Heim gewann Gold im Riesentorlauf, Super-G und dem Slalom, und das jeweils in der Klasse „Advanced“, also den Besten. Auf ihrem Weg zum Gold-Hattrick ließ sich die Wälderin auch nicht von einer grassierenden Magen-Darmgrippe aufhalten. Während einige Teilnehmer beim Super-G und beim Slalom nicht an den Start gehen konnten und es sogar einen österreichischen Trainer erwischte, sodass kurzerhand Jasmins Papa als Betreuer einsprang, kämpfte die Ausnahmeathletin vor dem Slalom mit ganz viel Willenskraft gegen einen krankheitsbedingten Ausfall an. Bestens umsorgt von Trainerin Bernarda Haag, war Heim bereit, beim Slalom in Sestriere Geschichte zu schreiben – was ihr auch gelang. Am Ende leuchtete wieder die Eins hinter ihrem Namen auf.
Da versteht es sich fast von selbst, dass die Medaillensammlerin seither mit Ehrungen überhäuft wird. Im Frühjahr wurde sie in Vorarlberg zur Sportlerin des Jahres bei den Special Olympics ausgezeichnet, im Herbst folgte die Auszeichnung als Österreichs Sportlerin des Jahres bei den Special Olympics. Stolz zeigt Heim beim Besuch der NEUE die Trophäen und posiert wie ein Profi mit den Awards. Es liegt so viel Glückseligkeit in der Luft, dass es eine wahre Freude ist.
Vor allem bei ihren Eltern Mathias und Annemarie, die Jasmin im Alter von zwei Jahren aufgenommen haben. Ihre leibliche Mutter war überfordert, denn Jasmin litt an einer Gaumenspaltung, wodurch sie große Schwierigkeiten beim Trinken hatte und ihr Gehirn zu wenig Flüssigkeit bekam. Bei einem ersten Pflegeplatz konnte die Pflegemutter keine Bindung zu Jasmin aufbauen.

Special Olympics
Heim in Sestriere mit Nina Kopfer – und natürlich mit Gold. Special Olympics

Skikurs
Niemand wollte die heutige Sportlerin des Jahres aufnehmen, so kam es, dass Jasmin schließlich als Kleinkind in den Familienverbund der Heims aufgenommen wurde, wo sie sechs Geschwister hat. „Die Ärzte glaubten, Jasmin werde nie gehen können, nie Zähne bekommen, nie selbstständig sein“, erzählt Annemarie Heim und sagt: „Es ist alles anders gekommen, nicht wahr, Jasmin?“ Die Angesprochene lächelt, dann fügt die Mama an: „Alle bei uns in der Familie waren dafür, dass wir Jasmin aufnehmen, mit vier Jahren hat sie dann ihr erstes Wort gesprochen.“ Jasmin war lange sehr menschenscheu, beim ersten Skikurs zusammen mit Magdalena Kappaurer wollte Jasmin partout nicht Ski fahren, auch bei einem zweiten Skikurs schaute die heutige Könnerin nur zu. Also nahm Annemarie ihre Tochter bei einem privaten Skitag zusammen mit den befreundeten Kappaurers mit, und dabei gelang es ihr, bei Jasmin die Begeisterung fürs Skifahren zu wecken. Mehr noch: „Durch das Skifahren hat Jasmin ihre Ängstlichkeit verloren“, erzählt die Mama lächelnd.

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Österreichs Sportlerin des Jahres bei den Special OIympics: Jasmin Heim. GEPA

Schicksal
Schon mit etwa sechs Jahren begleitete Jasmin ihre rennfahrenden Geschwister auf die Gletscher, bald nahm Heim ebenfalls an Rennen teil, selbst als Skispringerin versuchte sich die Wälderin. Jasmin wurde also von ihrer Familie sehr gefördert und darf auch in Dornbirn beim Schülerkader mittrainieren. „Das sieht man, was Inklusion in der Gesellschaft und in einer harmonierenden Familie ausmacht“, bringt es Amann-Büchel auf den Punkt.
Aus dem Kind, das niemand wollte, ist eine Vorzeigesportlerin geworden, die auch beruflich ihren Weg gemacht hat: Heim arbeitet in Schnepfau und Bezau als Kindergartenhelferin. Was für eine schöne Geschichte, die einfach Mut macht und das Herz erwärmt.