Vorarlberg

Spitäler noch immer stark belastet

02.12.2021 • 22:43 Uhr
Coronabedingt wird weniger operiert. <span class="copyright">Mathis</span>
Coronabedingt wird weniger operiert. Mathis

In den Krankenhäusern müssen noch immer Operationen verschoben werden.

Die Geduld der Vorarlberger Krankenhäuser mit aggressiven Coronaleugnern ist am Ende, das wurde am Donnerstag bei einem Mediengespräch deutlich.

Mitarbeiter erhielten Drohungen per E-Mail, auf sozialen Medien würden Falschbehauptungen verbreitet.
Die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) hat sich mittlerweile anwaltliche Unterstützung geholt. Man werde „massiv dagegen vorgehen“ erklärte Geschäftsführer Gerald Fleisch.

„Das gehört verboten.“

Mit den Sicherheitsbehörden arbeite man sehr gut zusammen, so Fleisch. Im Hintergrund sei man auch mit dem Staatsschutz in Kontakt. Einsätze in den Spitälern gebe es aber grundsätzlich immer wieder und habe es auch während der vierten Welle in Einzelfällen gegeben. Bereits mehrfach sei es zu kleineren Coronademos vor den Krankenhäusern gekommen.
So hätten in Bregenz, Hohenems, Dornbirn, Rankweil und Feldkirch jeweils 20 bis 50 Personen demonstriert. Fleisch fehlt für so ein Verhalten und die Behauptungen der Demonstranten das Verständnis: „Das ist nicht nur absurd, das gehört verboten.“

Verena Bischof, Intensivpflegerin am Landeskrankenhaus Feldkirch berichtete über den fordernden Alltag der Pflegekräfte: Die Betreuung von schwer an Covid-19 Erkrankten sei wesentlich aufwendiger als bei den meisten anderen Intensivpatienten.
Wenn die Patienten eingeliefert würden, hätten sie meistens einen großen Lufthunger. Sie müssten sich erst an die künstliche Beatmung gewöhnen, außerdem müssten etliche Zugänge gelegt werden.
Das mache auch das Wenden der Patienten schwer, das aber dringend notwendig sei. Einen Covid-Intensivpatienten mit allen Schläuchen in Bauchlage zu bringen, sei häufig ein forderndes Manöver.

Operationen verschoben

Um die Intensivpfleger zu entlasten, wurden mehrere Operationssäle gesperrt. Das ansonsten dort tätige Anästhesiepersonal unterstützt nun die Pflege auf den Intensivstationen. Die Folge sind abgesagte Operationen für andere Patienten.
Bei den Krankenhäusern versteht man den Frust und die Verzweiflung, die bei den übrigen Patienten dadurch ent­stehe. Man sei in Vorarlberg aber in der glücklichen Lage, dass man Krebsoperationen nur ein bis zwei Wochen aufschieben müsse, erklärte Primar Wolfgang Hofmann vom LKH Feldkirch. Das Problem sei, dass man den Patienten vor schweren Eingriffen häufig kein Intensivbett für die Nachbetreuung garantieren könne.
Man bemühe sich aber, so viele Operationen abzuhalten wie möglich. Derzeit sind aus Personalmangel – die Pflegekräfte helfen bei der Intensivpflege der Coronapatienten mit – drei von zwölf Operationssälen am LKH Feldkirch geschlossen. In Bregenz ist die Intensivstation bereits voll, zwei Intensivpatienten müssen im Aufwachbereich versorgt werden. „Wir kommen regelmäßig zusammen, um die OP-Koordination zu besprechen und eine Prioritäten­liste festzulegen“ so Hofmann.

Für das Personal bedeutet die Pandemie eine Doppelbelastung: Einerseits kommen gewisse Notfallpatienten immer in die Spitäler, weil sich Hirnblutungen und ähnliche Erkrankungen nicht planen lassen, zum anderen müssen immer mehr Covid-Patienten versorgt werden. „Wir sind erschöpft“, erklärte Intensivpflegerin Bischof. Schon die erste Welle sei sehr fordernd gewesen. „Wir haben alles gegeben.“

Nachoperieren

Selbst nach dem Abflauen einer Infektionswelle ist das Spitalspersonal noch wochenlang gefordert, weil aufgeschobene Operationen neben dem alltäglichen Patientenaufkommen nachgeholt werden müssen. Gerald Fleisch appellierte erneut an die Bevölkerung, sich impfen zu lassen. Für eine Ent­lastung sei eine dauerhafte Immunität notwendig.
Die Situation in den Spitälern sei noch immer „sehr belastet“ erklärte der Geschäftsführer. Er danke allen Mitarbeitern, deren Zusammenhalt die Arbeit unter diesen Umständen überhaupt erst möglich mache. So müssten etwa Patienten von der Inneren Medizin auf andere Abteilungen verteilt werden, was eine enor­me Kooperation erfordere.
Derzeit gebe es zumindest einen ganz kleinen Hoffnungsschimmer: In den letzten beiden Tagen sanken die Neuaufnahmen in den Krankenhäusern. So wurden am Donnerstag 17 Patienten entlassen und nur sechs neu hospitalisiert, diese waren alle ungeimpft.