Stadtamtsdirektoren gesucht, aber anders

Bregenz und Bludenz suchen derzeit neue Stadtamtsdirektoren, die Anforderungsporfile unterscheiden sich.
Alle Städte wären gleich, meinte Friedrich Torbergs Tante Jolesch einst, nur Venedig sei ein bisserl anders. Hätte die gute Tante je Vorarlberg besucht, wäre sie vielleicht zu einem anderen Urteil gekommen, denn hierzulande sind die Städte doch sehr unterschiedlich. Das fängt bei den Bürgermeistern an und geht bei den Stadtamtsdirektoren weiter, deren Positionen gerade in Bregenz und Bludenz nachbesetzt werden sollen.
Dass es einen solchen höchsten Beamten in den Städten geben muss, schreibt das Gemeindegesetz nicht vor. Dass es ihn geben kann, erfährt man aus der sogenannten Gemeindebediensteten-Amtstitelverordnung, die dem „mit der Leitung des inneren Dienstes des Gemeindeamtes betrauten Beamten“ in Städten den Titel Stadtamtsdirektor verleiht – wobei es mittlerweile freilich mehr Gemeindeangestelle und -bedienstete als Beamte gibt.
Verschiedene Anforderungen
Was ein Stadtamtsdirektor können muss, darüber scheiden sich wiederum die Geister. Denn auch hier verzichtet das Land darauf, den Gemeinden zu viele gesetzliche Vorgaben zu machen.
Daher entscheiden die Städte – wie alle Gemeinden – auch für sich, welche Qualifikationen ihr Amtsleiter mitbringen sollte. Dass es dabei unterschiedliche Vorstellungen gibt, zeigen die aktuelle Ausschreibungen aus Bregenz und Bludenz: Während man in der Landeshauptstadt einen Stadtamtsdirektor mit „ausgeprägtem juristischen Verständnis sucht“, sollte er in Bludenz Jurist oder Wirtschaftsrechtler sein – zumindest „vorzugsweise“, wie es in der Ausschreibung heißt. Bludenz verlangt von Bewerbern aber jedenfalls ein abgeschlossenes Studium, während Bregenz eine Person mit fertiger akademischer Ausbildung „oder beruflicher Qualifikation“ sucht.
In Dornbirn durfte es bei einer früheren Ausschreibung neben Jus auch ein Wirtschaftsstudium sein – wiederum vorzugsweise. In Feldkirch wurden hingegen sowohl 2013 als auch 2019, als die Stelle des Stadtamtsdirektors jeweils ausgeschrieben war, ausschließlich Juristen gesucht. Die Besetzung des Postens mit Rechtswissenschaftern ist auch österreichweit üblich. Hohenems suchte 2015, wie nun Bludenz, zumindest vorzugsweise Juristen, verlangte aber auch mehrjährige Führungserfahrung, während die Alpenstadt nur „Führungs- und Managementqualitäten“ sucht.
Führungserfahrung sollte man dafür wieder in Bregenz mitbringen, dessen Ausschreibung in diesem Punkt mit jener aus Hohenems praktisch wortgleich übereinstimmt.
Schnittstellenjobs zu vergeben
In vielen Punkten gleichen die Ausschreibungen jenen für Spitzenbeamte in ganz Österreich. Auf Bundesebene liegen Stellen mit politischem Naheverhältnis laut Ausschreibungen „an der Schnittstelle zwischen Politik und Verwaltung“. Diese Floskel findet sich sowohl in der Dornbirner Ausschreibung des Stadtamtsdirektors von 2013, als auch in jenen aus Ems und Bregenz. Stellen, deren Beschreibung diesen Halbsatz enthalten, werden in Bundesministerien, wie Vergleiche gezeigt haben, vorzugsweise an Parteifreunde der Minister vergeben.
Ob das in den Vorarlberger Städten ebenfalls so ist, wird das Ergebnis der laufenden Findungsprozesse zeigen.