Mischwälder sollen zunehmen

Das Land möchte die Zahl der Mischwälder erhöhen. Fichtenmonokulturen müssen dafür weichen. Auch beim Ertrag ist noch Luft nach oben.
Es war wohl kein Zufall, dass Landeshauptmann Markus Wallner im dienstäglichen Pressefoyer nach der Sitzung der Landesregierung auf die Bedeutung des Waldes für das Klima verwies. Am selben Tag waren Schätzungen des Umweltbundesamtes bekannt geworden, nach denen Österreich die Klimaziele der Europäischen union mehr als deutlich verfehlen dürfte. Wer mehr Mischwald habe, könne auch bei den Klimazielen besser abschneiden, gab sich Wallner überzeugt. Man wolle die jährlich gepflegte Waldfläche auf 150 bis 200 Hektar steigern, um den Jungwald entsprechend aufzuforsten. Das seien „ehrgeizige Ziele“.

Mischwald resilienter
Der Mischwald gilt als klimafiter als die mancherorts noch immer vorherrschenden Monokulturen mit Fichten. Diese waren über Jahrzehnte wegen ihres schnellen Wachstums bevorzugt gepflanzt worden, sind aber als Flachwurzler weniger resistent gegen Stürme, Hitzeund sinkende Grundwasserspiegel.
Auch Landesrat Gantner blies ins Klimaschutzhorn, wenn auch auf seine Weise: „Unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern gehen nicht auf die Straße für den Klimaschutz, sie gehen in den Wald“, erklärte er bei der Pressekonferenz. Immerhin 38 Prozent der Landesfläche seien mit Wald bedekt. Im Internationalen vergleich ist das kein schlechter Wert, österreichweit liegt Vorarlberg aber nur an siebter Stelle, vor dem Burgenland und Wien. Die Steiermark ist zu 61,8 Prozent bewaldet.
Der Wald sei auch ein Schutzschild, hielt Landesforstdirektor Andreas Amann fest. Etwa 50 Prozent der heimischen Wälder sind Schutzwälder – ein deutlich höherer Anteil als in Innerösterreich, was auch die wirtschaftliche Nutzung erschwert. Dennoch könnte jährlich mehr Holz schlagen, erklärte Gantner. Schließlich wachse der Wald um 45.000 Festmeter pro Jahr. Tatsächlich verzeichnet Vorarlberg laut österreichischer Holzinventur mit 9,8 Vorratsfestmeter pro Hektar den größten Waldzuwachs unter den Bundesländern.
Der Wald sei auch ein Beschäftigungsfaktor, so Gantner. 750 Menschen arbeiteten in Vorarlberg direkt im und mit dem Wald insgesamt hängen 11.000 Arbeitsplätze an der Holzverarbeitung. Das land fördert den Zusammenschluss kleinerer Betriebe und setzt selbst 38 Forstaufseher zur Kontrolle der Waldbestände und des Borkenkäferbefalls ein.
„Unsere Waldbäuerinnen und Waldbauern gehen nicht auf die Straße für den Klimaschutz, sie gehen in den Wald.“
Christian Gantner, Landesrat
Holzpreis geht leicht zurück
Beim Holzpreis sah der Forstdirektor eine leichte Entspannung: „Im Moment gibt es Preisrücknahmen, aber auf einem guten Niveau.“ Beim Brennholz gehe der Preis derzeit deutlicher zurück, so Amman. Er werde aber auf einem höheren Niveau als vor der Energiekrise bleiben. Er empfehle, die Holzlager gleich nach dem Winter aufzufüllen, da man jetzt noch die Zeit habe, Angebote einzuholen und zu vergleichen.
Zum österreichischen Baum des Jahres wurde heuer die Eberesche gekürt, erklärte der oberste Landesförster. diese sei ein wichtiges Pioniergehölz und in Mischwäldern besonders wertvoll. „Die Eberesche ist eine typische Pionierbaumart in Vorarlbergs Wäldern. Sie ist ein Ökosystem-Dienstleister wie nur wenige Baumarten des heimischen Artenspektrums, weil sie einerseits saure und nährstoffarme Böden besiedeln kann und andererseits mit ihrem basenreichen Laub sehr zur Humus- und Bodenverbesserung – insbesondere in den Nadelwäldern im Gebirge – beiträgt.“
Dass die als Vogelbeeren bekannten Früchte des Baumes abseits ihrer Verarbeitung zu Schnaps und Marmelade giftig seien, sei allerdings eine Legende, so Amann. Die Beeren sind nur nicht gut bekömlich, bevor der erste Frost ihnen die Bitterkeit nimmt.