Sägewerk Sutterlüty muss aus Egg weichen

Aufgrund hoher behördlicher Auflagen kann das seit 1889 bestehende Sägewerk keine großen Modernisierungsinvestitionen durchführen, um konkurrenzfähig zu sein.
Bei Nachrichten wie diesen glaubt man sich am Wirtschaftsstandort Vorarlberg in Zeiten von Energiewende und dem Fokus auf nachwachsende Rohstoffe aus der eigenen Region im falschen Film: Ausgerechnet im ländlich geprägten Bregenzerwald, dem Vorarlberger Zentrum des Holzbaus, wird das seit 1889 an seinem Standort in Egg bestehende Sutterlüty Holzwerk in den kommenden Jahren seine Pforten schließen müssen. Der Grund dahinter ist jedoch keine Auftragsflaute, sondern die mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten in Verbindung mit hohen behördlichen Auflagen, die einen wirtschaftlichen Betrieb verunmöglichen.
Fred Sutterlüty, zusammen mit seinem Bruder Rainer Sutterlüty geschäftsführender Gesellschafter des alteingesessenen Familienunternehmens, bestätigte auf wpa-Anfrage, dass man den Betrieb aufgrund fehlender Erweiterungs- und Entwicklungsmöglichkeiten im Zentrum von Egg einstellen und an einen anderen Standort verlegen müsse. „Der Maschinenpark ist 40 Jahre alt.

Aufgrund der vielen behördlichen Auflagen wegen unserer Lage in einem Wohngebiet hat sich ein großer Investitionsstau aufgebaut. Wir müssten einen zweistelligen Millionenbetrag in die Hand nehmen, um auf dem neuesten Stand zu sein. Das kommt an diesem Standort nicht in Frage.“
Kampf um Rundholzplatz
Seit vielen Jahren sei man in nachbarschaftliche Streitereien verwickelt, sei es wegen dem Körperschall des Sägewerkes oder dem benötigten Rundholzplatz, um den man seit etwa 20 Jahren vergeblich kämpfe. „Wir sind vermutlich das einzige Sägewerk unserer Größe, das ohne mechanisierten Rundholzplatz auskommen muss. Das macht unsere Abläufe sehr kompliziert und teuer, worunter unsere Wettbewerbsfähigkeit leidet. Jetzt ist es soweit: Wir werden gehen“, sagte Sutterlüty.

Momentan befindet sich der Betrieb mit 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der Suche nach einem neuen Standort, bevorzugt in der Region Vorderwald. „Wir hätten zwar zwei etwas entfernte Standorte im Allgäu angeboten bekommen, aber wir wollen unsere gut eingespielte und erfahrene Belegschaft auf alle Fälle behalten und in der Region bleiben.“ Außerdem befinde man sich im Bregenzerwald in einem guten Wuchsgebiet der Tanne, auf die man sich spezialisiert habe. Pro Jahr werden rund 30.000 Festmeter heimisches Holz verarbeitet.
Großes Grundstück gesucht
Der neue Standort müsste etwa zwei Hektar groß und einigermaßen gut erschlossen sein, ohne Nachbarschaft in der näheren Umgebung. „Bislang haben wir noch keinen geeigneten Standort gefunden, wenngleich es Gespräche gibt. Allerdings ist das nicht einfach“, erklärt Sutterlüty. Ein Sägewerk brauche nämlich vergleichsweise viel Platz, biete aber nur wenige Arbeitsplätze. Viele Kommunen wollten lieber das Gegenteil haben. Irgendwann werde man sich als Region aber entscheiden müssen, was man wolle. „Wer sich zu Nachhaltigkeit und zu Holz als Baustoff der Zukunft bekennt, der muss auch die Existenz eines Sägewerkes ermöglichen.“
Geschäftsführer im Pensionsalter
Sein Sohn Julian Sutterlüty wäre bereit, das Unternehmen an einem anderen Standort weiterzuführen. Allerdings müsse das betriebswirtschaftlich vertretbar sein. Und wenn sich kein geeigneter Standort findet? „Dann ist unser Sägewerk Geschichte“, sagt Fred Sutterlüty. Denn er und sein Bruder würden langsam in das Pensionsalter kommen.
Pläne für Nachnutzung des Areals
Die Standort- und Projektentwickler-Branche läuft sich unterdessen für das in den nächsten Jahren frei werdende Areal schon einmal warm. Denn die Gemeindevertretung von Egg und die Eigentümer des Holzwerkes Sutterlüty haben sich darauf verständigt, ein kooperatives Planungsverfahren mit einem Team aus Architekten und einer Landschaftsplanerin durchzuführen, um einen Rahmenplan zu erarbeiten. Vor wenigen Tagen hat die Marktgemeinde Egg auch zu einem öffentlichen Treffen eingeladen, wo Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen zur Entwicklung der Gegend einbringen konnten. Ein Planungsteam soll jetzt diese Ideen in den zu entwickelnden Rahmenplan integrieren. Das Ergebnis der Entwicklungsstudie „Sägewerksareal Sutterlüty +“ soll bis März 2024 vorliegen, heißt es in einem Infoschreiben der Gemeinde.