Digital Campus: Kurse für eine Arbeitswelt am Puls der Zeit

Der Digital Campus setzt sich für Digitalisierung ein. Am Green Campus liegt der Fokus auf Nachhaltigkeitsthemen.
E in altes Gebäude, modern hergerichtet, mit ziemlich hippen Vintage-Büromöbeln und Sitzecken aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Das ist, was einem sofort ins Auge springt, wenn man den Digital Campus in Feldkirch betritt. Er ist in der neuen „Schaffarei“ untergebracht, die vielen Vorarlbergern noch als ehemaliges Jugendzentrum „Graf Hugo“ in Erinnerung sein dürfte. Zwischen Ardetzenberg und Innenstadt entsteht mit der Erweiterung des Arbeiterkammer-Komplexes ein ganz neues Quartier, das urbanes Leben mit Bildung, sozialem Austausch und Interessensvertretungen verbinden soll. Der Digital Campus ist in den oberen drei Etagen des Gebäudes untergebracht. Im Erdgeschoss lädt Kuche & Klub zu Kaffee, Snacks, Mittagessen und einem Feierabendgetränk ein. Im Keller ist außerdem ein Klub, der zu Events und Livemusik einlädt.
Es ist ein Zentrum, das große Schritte in Richtung modernes Arbeiten geht. Das merkt man sofort. Und damit ist der Digital Campus in der Schaffarei genau an der richtigen Stelle. Anders als eine Volkshochschule oder Fachhochschule hat sich der Digital Campus nur einem Thema verschrieben: die Digitalisierung vorantreiben. Der Digital Campus ist auf Initiative der Arbeiterkammer Vorarlberg (AK) gegründet worden und fungiert als gemeinnütziger Verein. Er wird sowohl von der AK als auch vom Land Vorarlberg finanziert. Um allen Themengebieten gerecht zu werden, gliedert sich der Digital Campus in Schwerpunkte. Auch diese werden als Campus bezeichnet. Angebote gibt es in den Bereichen des Coding Campus, Green Campus, Digital Marketing Academy und Digital Management Academy. Ebenso am Digital Campus beheimatet sind die Digital Studies, ein Studienangebot speziell für Berufstätige, die Digital Pioneers, die Möglichkeit eines freiwilligen, digitalen Jahres sowie E-Learning-Lehrgänge oder Basislehrgänge.

Green Campus
Diverse Kurse, die in den verschiedenen Campussen angeboten werden, fokussieren die moderne Arbeitswelt und die neuen Herausforderungen des Digitalen, die nicht zuletzt durch Künstliche Intelligenz enorm beschleunigt wurden. Am Coding Campus können Menschen von allen verschiedenen Fachrichtungen etwa das Programmieren oder auch Webdesign lernen. Ein Profi muss man für die Teilnahme am Kurs nicht sein. Vielmehr bedarf es einer ausreichenden Portion Wissenshunger. Der Kurs zum Software Developer findet am Coding Campus in Dornbirn statt und dauert fünf Monate in Vollzeit. In den 500 Unterrichtseinheiten lernen die Teilnehmenden alle Grundlagen, die es braucht, um als Softwareentwickler tätig zu werden. „Dieses Jahr sind alle Teilnehmenden in dem Kurs Lehrlinge von Vorarlberger Firmen“, erklärt Thomas Berchtold, Geschäftsführer des Digital Campus. Damit zu Beginn einer Lehre kein Mitarbeiter des Unternehmens als Betreuer für die Lehrlinge abgestellt werden müsse, um ihnen die Grundlagen des Programmierens beizubringen, schicken die Unternehmen ihre Auszubildenden an den Digital Campus. „Das spart wertvolle Personalressourcen“, so Berchtold. Der Green Campus liegt Berchtold besonders am Herzen – zumal das Thema in den nächsten Jahren verstärkt aufkommen wird, meint er. „Die Finanzbranche ist schon jetzt mit Nachhaltigkeitsstrategien vertraut, andere Unternehmen ahnen noch nicht, dass Auflagen auf sie zukommen werden.“ Um darauf vorzubereiten, wurde der Green Campus gegründet.

Fördermittel
Wirft man einen Blick auf die Webseite des Campus, springen einen insbesondere beim Kurs „Software Developer“ die hohen Preise, in diesem Fall die Summe von 8250 Euro, an. Berchtold ist es wichtig zu betonen, dass die Preise nicht gewinnbringend für den Digital Campus sind. „Wir arbeiten als gemeinnütziger Verein. Rechnet man unsere Personalkosten sowie die Raummieten zusammen, wird schnell deutlich, dass unser Konzept keine großen Gewinne generiert“, meint er. Dennoch muss eine solche Summe erst einmal aufgebracht werden – in vielen Fällen von den Teilnehmenden selbst. „Es gibt zahlreiche Fördermittel. Im speziellen Fall des Software Developers ist es möglich, den Betrag durch den Skills-Scheck für Unternehmen finanzieren zu lassen. Die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) fördert mit dem Skills-Scheck alle Unternehmen – mit Niederlassungen in Österreich – mit bis zu 80 Prozent Bildungscashback pro Weiterbildung. Das sei vielen Unternehmen nicht bewusst, meint der Geschäftsführer. Aber nicht nur für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zu Fortbildungsmaßnahmen an den Digital Campus senden, sondern auch für Privatpersonen gibt es Förderungsmöglichkeiten. Im Rahmen des AK-Stipendiums und des AK-Bildungsgutscheines erhalten Mitglieder der Arbeiterkammer Vorarlberg beispielsweise einen Zuschuss zu Weiterbildungsprogrammen. Welche Kurse förderbar sind, fasst der Digital Campus auf seiner Webseite zusammen. Auch im Rahmen der Bildungskarenz oder -teilzeit ist eine Förderung des Angebots möglich. Auskunft dazu erteilt das AMS.

Veränderungen
Die größte Herausforderung, der sich der Digital Campus derzeit gegenüber sieht, ist die stetige Veränderung und das Fortschreiten. „Wir bringen selten ein Kursprogramm raus, das so aussieht, wie vorher“, meint Berchtold. Viel mehr müsse das Team darauf achten, auf Entwicklungen zu reagieren und die richtigen Trainer zu finden. „Beim Thema KI waren wir im Mai dieses Jahres eine der ersten Einrichtungen, die Weiterbildungsangebote dazu angeboten haben“, meint er. Nun, da sich KI auf dem Arbeitsmarkt etablieren wird, kämen aber ganz neue Fragen auf. „Wie sieht es zum Beispiel mit der Besteuerung aus, wenn eine KI die Aufgaben eines besteuerten Mitarbeiters übernimmt? Dann müssen die Maschinen besteuert werden, sonst macht der Staat Verluste.“ Insbesondere solchen Themen oder etwa neuen Technologien in der Fotobearbeitung widme sich der Digital Campus, um am Puls der Zeit zu bleiben und „in Vorarlberg führend“ zu sein – denn das ist das Credo, was in der Schaffarei gelebt wird.
Wer nun aber darf an den Campus gehen, um sich weiterzubilden? Braucht es eine Matura oder gar ein abgeschlossenes Hochschulstudium? „Nein“, sagt Berchtold. Die Voraussetzungen seien zwar je nach Kurs unterschiedlich und etwa für die Digital Studies bedürfe es einer Matura, weil es sich um ein anerkanntes Studium handelt. Wer sich in puncto Nachhaltigkeit, beispielsweise im Bereich Sustainable Communication fortbilden möchte, muss keine besondere Ausbildung mitbringen. Der Fokus, so betont der Geschäftsführer, liege aber deutlich auf der Erwachsenenbildung. „Deshalb gehen wir auch seltener an Schulen, um dort Werbung zu machen“. Die Schülerinnen und Schüler könnten eher auf öffentliche Bildungsangebote zurückgreifen. „Wir wollen arbeitenden Menschen die Möglichkeit geben, sich beruflich weiterzuentwickeln und führend in der Digitalisierung und modernen Welt zu sein.“ Und das schätzen die Vorarlberger offenbar. Fast 500 Bürgerinnen und Bürger werden bis Jahresende Kurse am Digital Campus absolviert haben. „Und wir hoffen, es werden noch mehr“, lacht Berchtold.