Vorarlberg

Neue Pläne für älteste Südtirolersiedlung

22.11.2023 • 20:09 Uhr
Die Südtirolersiedlung an der Rheinstraße in Bregenz ist 80 Jahre alt. Für die Wohnungen finden die Stadt kaum mehr Mieter. <span class="copyright">hartinger</span>
Die Südtirolersiedlung an der Rheinstraße in Bregenz ist 80 Jahre alt. Für die Wohnungen finden die Stadt kaum mehr Mieter. hartinger

Vogewosi und Stadt Bregenz legen Masterplan für Siedlung an der Bregenzer Rheinstraße vor. Anlage soll größtenteils abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden.

Dass die Südtirolersiedlung an der Rheinstraße in Bregenz zum überwiegenden Teil abgerissen werden soll, kommt für die Mieter nicht ganz überraschend. Bereits vor eineinhalb Jahren wurden sie darüber informiert, dass die Wohnanlagen im Rahmen eines Pilotprojekts für eine Nachnutzung untersucht werden sollen.

Am Dienstag, einen Tag vor dem gestrigen Pressetermin, informierte die Vogewosi die Bewohner in einem Infofolder über die Ergebnisse dieser Untersuchung. Die Reaktionen der Mieter seien bislang durchwegs positiv gewesen, sagt Vogewosi-Prokuristin Carina Welzig-Steu. Sie rechnet zwar auch mit kritischen Stimmen, versichert aber schon jetzt, dass man das Gespräch mit jedem einzelnen Bewohner suchen werde, sobald konkretere Pläne vorliegen.

Wie viele Wohnungen entstehen

Der von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe erarbeitete Masterplan sieht vor, die 80 Jahre alte Siedlung größtenteils abzureißen, nachzuverdichten und durch gemeinnützige Neubauten zu ersetzen. Die direkt am Südtirolerplatz gelegenen Gebäude und Wohnungen sollen saniert werden und so als städtebauliches Element erhalten bleiben. Nach Fertigstellung werden laut Vogewosi 400 leistbare Wohnungen zur Verfügung stehen, das sind 120 Wohnungen mehr als heute. Rund 320 Wohnungen werden neu errichtet. Der Masterplan dient als Grundlage für eine Architekturwettbewerb, der im kommenden Jahr ausgeschrieben werden soll. Die Bauarbeiten werden frühestens 2026 starten und abschnittsweise erfolgen. Der künftige Mietpreis für die Wohnungen hängt davon ab, wie hoch die Baukosten ausfallen – und die könnten derzeit noch nicht abgeschätzt werden, sagt Vogewosi-Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz.

VOGEWOSI Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz. <br><span class="copyright">Boehler PR</span>
VOGEWOSI Geschäftsführer Hans-Peter Lorenz.
Boehler PR

,,Auch im sozialen Wohnbau sind die Anforderungen an Komfort und Nachhaltigkeit besonders hoch.”

Hans-Peter Lorenz, Geschäftsführer Vogewosi

„Richtungsweisend“

Bürgermeister Michael Ritsch (SPÖ) spricht von einem richtungsweisenden Projekt, das modernen und leistbaren Wohnbau mit his­torischem Städtebau verbinde. Erfreut zeigt sich Ritsch auch darüber, dass der Stadtrat den Masterplan für die Erneuerung der Südtirolersiedlung an der Rheinstraße einstimmig befürwortet hat. In Bregenz gibt es insgesamt 1000 Südtirolerwohnungen.

Bürgermeister Michael Ritsch. <span class="copyright">hartinger</span>
Bürgermeister Michael Ritsch. hartinger

Die Gründe für den Abbruch der Ende der 1980er-Jahre sanierten Siedlungshäuser sind technischer und wirtschaftlicher Natur. Außerdem wird es immer schwieriger, die veralteten Wohnungen zu vermieten. „Seit Corona sind Wohnungen ohne Balkon kaum mehr an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen“, weiß Anette Fritsch, Stadträtin für Soziales und Wohnen. Neben Balkonen und Terrassen fehlen aber auch Lifte, Fahrradabstellplätze, Parkplätze, und auch sonst lässt die alte Bauweise der Südtirolersiedlung vieles vermissen, was heute selbstverständlich ist. Holz, Öl oder Kohle müssen zum Heizen vom Keller hinauf in die Wohnung getragen werden, noch dazu sind die Wohnungen sehr hellhörig. So kommt es, dass die Stadt Bregenz trotz großen Bedarfs meistens Absagen erhält, wenn sie so eine Wohnung anbietet. Auch das Kriterium der Durchmischung könne in den Siedlungen immer weniger erfüllt werden, heißt es.

Wohnbau-Stadträtin Annette Fritsch. <br><span class="copyright">petra rainer</span>
Wohnbau-Stadträtin Annette Fritsch.
petra rainer

,,Die Wohnungen sind aus heutiger Sicht veraltet und daher sehr schwierig zu vermieten.”

Annette Fritsch, Wohnbau-Stadträtin

In Zukunft möchte die Vogewosi am Standort nicht nur leistbare, sondern auch „zeitgemäße und energieeffiziente“ Mietwohnungen anbieten. Obwohl die Anlage an der Rheinstraße nicht unter Denkmalschutz steht, war es der Vogewosi wichtig, den baukulturellen Wert der Südtirolersiedlungen zu beachten. „Deshalb haben wir auch das Bundesdenkmalamt in die Arbeitsgruppe eingeladen.“ Lorenz hob diesbezüglich den Erhalt des Südtirolerplatzes hervor.