Endlich mal wieder „Blau machen“

Elf Lehrlinge aus verschiedensten Berufen durften sich beim Projekt „Blaumachen“ in der Juppenwerkstatt Riefensberg kreativ austoben.
Der Leiterin des Kultur- und Bildungsnetzwerks „Double Check“, Melanie Greußing, ist es zu verdanken, dass Lehrlinge aus verschiedenen Betrieben in Vorarlberg die Möglichkeit bekommen, sich künstlerisch an außerschulischen Orten der Bildung auszudrücken. Mit der Hilfe von Projektkoordinator Andreas Jähnert sind zehn künstlerische Projekte entstanden, und vier davon werden innerhalb dieses Jahres durchgeführt.
„Blaumachen“ in der Juppenwerkstatt in Riefensberg ist eines davon. Jähnert entschied sich für die Textilkünstlerin Anna Amanda Steurer, die dafür die alte japanische Stofffärbetechnik Shibori aufleben lässt. Sie arbeitete in einem zweitägigen Workshop mit elf Lehrlingen aus drei völlig unterschiedlichen Betrieben: dem Friseursalon Maischön in Bregenz, dem Gasthof und Hotel Krone in Hittisau sowie Sola Messwerkzeuge in Götzis.
Manipulation Blau
Bevor es kreativ zur Sache ging, sprachen die Jugendlichen mit der Künstlerin über die Bekleidungskultur in der Juppenwerkstatt, über Shopping, Nachhaltigkeit und Fast Fashion, aber auch darüber, wie manipulativ Blau in Firmenlogos, zum Beispiel von Banken oder Automarken, sein kann. Steurer erzählte, wie Google 200 Millionen Dollar mehr Umsatz erzielte, als es seine Links blau machte. Nach so vielen neuen Erkenntnissen durften die Lehrlinge dann endlich mit dem Färben beginnen.
Königin der Indigo-Farben
Die Künstlerin zeichnete Legetechniken für die Lehrlinge auf, die zeigten, wie der Stoff zu falten ist, um ein bestimmtes Muster zu erreichen. Als Stoff wurde der Nachhaltigkeit zuliebe Leinen benutzt. Anna Amanda Steurer zeigte den Lehrlingen, wie Shibori, eine alte japanische Färbetechnik, funktioniert. Gefärbt wurde mit Indigo, einem blauen Naturfarbstoff aus der Indigopflanze, die in Indien, Afrika und China beheimatet ist. Heute noch werden die meisten Markenjeans damit hergestellt.

Das Färben erforderte Genauigkeit und viel Geduld. Marie Rose Lang-Steurer unterstütze die Jugendlichen bei Unklarheiten. Nach der Einwirkzeit und oftmaligem Drehen der Stangen, an denen die Stoffe befestigt waren, konnten die Stoffbündel geöffnet und zum Trocknen aufgehängt werden. Ein aufregender Moment, denn jetzt konnte man die einzigartigen Muster erkennen. Jeder Lehrling druckte drei verschiedene Probestoffe im Kissen-Format, bevor er größere Objekte wie einen Wandbehang, einen Tischläufer oder ein Bild fertigte. Genäht wurde am zweiten Tag mit Hilfe von Martina Mätzler, der Leiterin der Juppenwerkstatt Riefensberg.
Neue kreative Eindrücke
Diverse Falttechniken, der Umgang mit dem Farbpigment Indigo und der Einblick in ein historisches Handwerk in der einzigartigen Juppenwerkstatt regten die Kreativität der Jugendlichen an, und so entstanden unterschiedlichste, einzigartige Stoffkreationen.

Jeder der jungen Künstler durfte mindestens drei Stoffkunstwerke mit nach Hause nehmen. Abgeschlossen wurde der Workshop mit einer interessanten Führung durch das Haus der Juppenwerkstatt.
Yasmin Ritter