Das Weihnachtswunder in Krippenform

Krippen aus aller Welt zeigt das Krippenmuseum im Gütle in Dornbirn: bewegliche, aus Ton, Papier, Holz, Glas.
Der Weg durch die Rappenlochschlucht ist aus Sicherheitsgründen im Winter gesperrt. Eine Fahrt nach ganz hinten zum Talende im Gütle lohnt sich im Winter trotzdem, auch und gerade vor Weihnachten. Denn das Krippenmuseum, das dort passenderweise in einem ehemaligen Stall beheimatet ist, hat bis zum 6. Jänner außer montags von 10 bis 17 Uhr offen.
Hinter dem Museum steht der Verein Krippenmuseum Dornbirn. Mit vereinten Kräften und finanzieller Unterstützung der Stadt Dornbirn ist aus einem 150 Jahre alten Pferdestall ein zweistöckiger Ausstellungsraum geworden, der rund 120 Krippen aus aller Welt präsentiert.
Glaskrippe
Unter den Exponaten ist eine kalt wirkende Glaskrippe aus geschliffenen Glaselementen aus Japan ebenso wie zum Beispiel eine Spiegelkrippe, die beim Blick in eine Höhle in der Tiefe eine zweite, gespiegelte Krippe hinter der vorderen zeigt. Im oberen Stockwerk nimmt den Betrachter auf vier mal vier Metern und auch in der Höhe raumgreifend eine Krippe für sich ein, die rundumlaufend den Leidensweg Christi darstellt: die Szene auf dem Ölberg, die Verhaftung, Jesu Verurteilung und den Kreuzweg.

Für eine realistische Gestaltung wird eine styroporähnliche Masse zum Beispiel mit Messingbürsten bearbeitet und gefasst, so wird das Bemalen genannt. Damit kann eine Holzmaserung perfekt imitiert werden. Aus echtem Kork sind Bäume entstanden, Moos schafft einen natürlichen Untergrund. Aus Metall wird eine kleine Laterne hergestellt, die tatsächlich brennt.
Betriebskosten
Die Lichter sind eine Sache für sich. In den nächsten Jahren wird im Museum alles auf LED-Lampen umgerüstet. Überhaupt sind die Betriebskosten ein Thema: Die Räume müssen eine konstante Temperatur haben, also im Winter durchgehend geheizt und im Sommer gekühlt werden. Sonst gerät das viele bearbeitete Holz unter Spannung und kann reißen.

Da die Gründerfamilie des Museums gute Kontakte nach Italien hat, stammen viele der gezeigten Krippen von dort. Aber auch Österreich ist häufig vertreten, neben Mexiko, Simbabwe, Polen, Russland, Korea, Brasilien und Kenia. Auch die bis zu 8000 jährlichen Besucher des Museums sind international, kommen etwa aus Deutschland, der Schweiz oder Tschechien.
Fantasie
Beinahe sind es zu viele Eindrücke, Details und Wiederholungen des Sujets, die auf die Besucher bei einem einmaligen Besuch einwirken – man müsste gerade noch einmal kommen. Was das Museum in jedem Fall eindrücklich vermittelt: Die Fantasie der Schnitzer kennt kaum Grenzen, die verwendeten Materialien und Techniken sind beinah unglaublich vielfältig.

Da kommt beispielsweise Folienpapier zum Einsatz, das vielfach gefaltet ist und verführerisch bunt glänzt, ebenso Zirbenholz, das mit dem Messer bearbeitet wird und aus dem sogar kleinste Hände naturgetreu entstehen, bemalter Stoff, kunstvoll in Falten gelegt, filigraner Scherenschnitt, oder die gesamte Szenerie ist aus einem einzigen Baumstamm heraustretend geschnitzt. Mal ist ein riesiges Kakteenfeld die Kulisse, mal ist der Hintergrund auf die Rückwand gemalt. Mal ist ein ganzer Königszug mit Gefolge und samt Elefant dargestellt, einmal sitzt eine echt wirkende Taube auf dem Schieferdach.
Figuren
Etwa 150 Menschenfiguren bevölkern ihre Krippen, schätzen die anwesenden Verantwortlichen. Mit Hühnern, Schweinen, Hunden sowie Ochs und Esel müssen es deutlich mehr Figuren sein. „Ein Krippenbauer kann alles selbst herstellen: vom Eimerchen bis zum Kirchturm. Wir vom Verein bauen auch Krippen. Aber unsere Krippen auszustellen wäre, wie wenn du Picasso im Museum hast und dann heißt es: ,Du selber malst doch auch, oder?’“, erklärt Erich Kirner aus dem Führungstrio des Museums.

Im Prinzip täte mehr Platz gut. Auf dem Dachboden befinden sich nämlich noch weitere 60 Krippen, die meisten in restaurierungswürdigem Zustand. „700 Stunden kann man da locker mit der Restaurierung einer einzigen Krippe zubringen“, versichert Kirner. Das kann freilich auch ein Vergnügen sein: „Wenn dich das Krippenfieber einmal gepackt hat, lässt es dich nicht mehr los.“
Nachwuchs
Damit auch der Nachwuchs des Vereins gesichert werden kann, bietet dieser zwei Mal im Jahr Krippenbaukurse an. Wenn dann von Jänner bis Mai das Museum geschlossen wird, legt man sich hinter den Toren keineswegs auf die faule Haut. Im Gegenteil: Es wird gewartet und umgeräumt, umgebaut und restauriert. Auf dass die Krippen wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Krippenmuseum, Gütle 11c, Dornbirn. Geöffnet Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, geschlossen am 24., 25. und 31. Dezember sowie am 1. Jänner. www.krippenmuseum-dornbirn.at