Nach Corona: Rückgang um 30 Prozent

People’s- Geschäftsführer Thomas Krutzler über die Coronazeit, die sinkende Nachfrage der Linienverbindung nach Wien und die Ausrichtung des Flughafens Altenrhein.
Die People’s Air Group betreibt den Flughafen in Altenrhein und die Fluglinie – eine in der Flugbranche eher unübliche Konstellation. Was war das bisherige Erfolgsrezept?
Thomas Krutzler: Wir sind ein Infrastruktur-/Immobilienanbieter und Flughafen-Dienstleister, der zusätzlich eine eigene Fluglinie betreibt. Die eigene Fluglinie deckt ein nachhaltig bestehendes Marktbedürfnis ab, in dem wir zeitsparend, stressfrei und verlässlich die Regionen Vorarlberg, Ostschweiz und Liechtenstein mit Wien verbinden. Mit der Integration der Fluglinie im gesamten People’s-Verbund sind wir nicht nur kosteneffizient, sondern auch effektiv in der Lage, den Marktbedürfnissen rasch anzupassen. Wir bieten somit auch den Mitarbeitenden ein spannendes und sehr vielfältiges Arbeitsumfeld in verschiedensten Tätigkeitsfeldern.

Seit Covid leidet die gesamte Reisebranche an einer sinkenden Nachfrage. Wie konnten Sie die Coronazeit überbrücken?
Krutzler: Einerseits durch die staatlich/kantonal angeordneten finanziellen Unterstützungsmaßnahmen beidseits der Grenzen und andererseits durch genau nach Plan und konsequent umgesetzte Organisations- und Strukturanpassungen im gesamten Unternehmen.
Wie schaut die aktuelle Lage bezüglich Passagieranzahlen aus?
Krutzler: Wir erwarten im laufenden Geschäftsjahr rund 75.000 Passagiere, das sind gut 30 Prozent weniger als in der Vor-Coronazeit.
Spielt bei der rückläufigen Nachfrage auch das Thema alternatives Reisen eine Rolle?
Krutzler: Ja. Sowohl das steigende Zugsangebot als auch die vermehrte Anwendung von Online-Meetings führ(t)en zu einer geringeren Flugnachfrage.
Unter Vision ist auf der Homepage der People’s Air Group festgehalten, dass Altenrhein das bevorzugte Tor für Vorarlberg, die Ostschweiz und Liechtenstein sein will und die Region nachhaltig mit Wien und weiteren Destinationen verbinden will. Rechnet sich der Linienbetrieb nach Wien noch?
Krutzler: Wir haben, wie bereits erwähnt, die Zeit während Corona unter anderem auch dazu genutzt, uns organisatorisch und strukturell den neuen Gegebenheiten anzupassen. Wir sind dadurch inzwischen wesentlich kosteneffizienter und beweglicher. Die Fluglinie wird im laufenden Geschäftsjahr – trotz der geringeren Nachfrage – den Kostendeckungspunkt annähernd erreichen.
Auch die Swiss fliegt neben den Austrian Airlines die Strecke nach Wien wieder an. Also viel Konkurrenz auf dieser Verbindung.
Krutzler: Betrachtet man speziell die Angebotsseite, stimmt dies. Wir bieten hingegen für die Region ein unvergleichliches Angebot an effizientem, zeitsparendem, stressfreiem und verlässlichem Reisen zu wettbewerbsfähigen Preisen an.
Was braucht es jetzt für die Verbindung nach Wien?
Krutzler: Es braucht aus dem gesamten regionalen Markt ein nachhaltiges Bekenntnis zu der Linienverbindung zwischen Altenrhein und Wien.
Auch die Schweizer Politik sorgt unter den Regionalflughafen-Betreibern für eine Unsicherheit.
Krutzler: Wir sind hierzu laufend im engen Kontakt und Austausch mit den behördlichen und politischen Institutionen, um den Regionalflugplatz nachhaltig als Schlüsselinfrastruktur abzusichern.
Wie würde sich das auf den Flughafen Altenrhein auswirken?
Krutzler: Das hängt von den künftigen Rahmenbedingungen ab. Der Flugplatz St. Gallen-Altenrhein spielt inzwischen seit fast 100 Jahren eine entscheidende Rolle als Wertschöpfungstreiber der gesamten Region. Diese Wertigkeit und Wichtigkeit werden wir beibehalten können und müssen.
Wie sieht die zukünftige Planung für den Flughafen aus?
Krutzler: Es sind für die nächsten Jahre einige investitionsintensive Infrastrukturprojekte, darunter Sanierungen und Instandhaltungen, geplant. Neben den politischen Herausforderungen gilt es, diese entsprechend umzusetzen.
Was fliegt die People’s Fluglinie abseits der Linienverbindung nach Wien noch alles an?
Krutzler: Wir bieten in diesem Jahr insgesamt 13 Mittelmeer-Destinationen im Auslands- und zwei Destinationen im Inlands-Segment an. Letzteres im Ski-Charterbereich während der Wintermonate.
Wie schaut es hier aus?
Krutzler: Wir werden das Vor-Coronaniveau zumindest erreichen, möglicherweise sogar übertreffen.
Falls sich das Fluggeschäft nicht mehr rentieren würde. Gibt es Altenrhein auch ohne Fluglinie?
Krutzler: Ja. Die Unternehmensbereiche Infrastruktur/Immobilien und Flughafen-Dienstleistungen würden nachhaltig bestehen bleiben.