“Wir konnten alle unterbringen, auch die Großfamilie aus Syrien”

Bürgermeisterin Irmgard Hagspiel lobt die Caritas und die Einsatzkräfte nach dem Großbrand in Kennelbach und schildert, wie sie die Ereignisse miterlebt hat.
Im sonst beschaulichen Kennelbach wachten viele Anwohner in der Nacht auf Mittwoch mit einem Schock auf: Das ehemalige Gasthaus “Zum Schützen”, in dem 21 Geflüchtete, darunter Familien mit kleinen Kindern lebten, wurde durch einen Vollbrand vollkommen zerstört. Bürgermeisterin Irmgard Hagspiel wohnt nur unweit des Brandortes, auch sie wurde aus dem Schlaf gerissen.
Lautes Knistern
Sie habe ein lautes Knistern gehört, aber der Brandmelder in ihrem Haus sei nicht angegangen, berichtet sie im Telefonat mit der NEUE. Als Irmgard Hagspiel nach draußen ging, sah sie bereits, wie Flammen aus dem Haus in der Nähe schießen. “Innerhalb von 10 Minuten stand das Gebäude in Vollbrand”, berichtet sie. Kurze Zeit sei schon eine Decke im Holzgebäude eingestürzt.

Die 21 Bewohner, darunter eine achtköpfige und eine fünfköpfige Familie aus Syrien, konnten rechtzeitig das Gebäude verlassen. Einige – die Bürgermeisterin spricht von “mindestens fünf Personen” – wurden zur Abklärung einer möglichen Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus gebracht. “Uns war wichtig, dass das genau abgeklärt wird, besonders bei einer Mama und ihrem zwei Monate alten Baby”, so Hagspiel. Glücklicherweise sollte sich herausstellen, dass niemand eine schwere Rauchgasvergiftung erlitt.
Nachbargebäude leicht beschädigt
Für die Einsatzkräfte gibt es von Irmgard Hagspiel lobende Worte: “Alle Achtung an die Feuerwehr für das schnelle Handeln. Da sieht man, wie wichtig gutes Zusammenarbeiten der Einsatzkräfte ist.” Zwar wurde das ehemalige Gasthaus vollkommen zerstört, allerdings konnte ein Übergreifen der Flammen auf Nachbargebäude verhindert werden. “Ein anliegendes Haus wurde leicht in Mitleidenschaft gezogen, da gingen einige Fensterscheiben wegen der Hitze kaputt”, erzählt die Bürgermeisterin. Ansonsten konnte das Schlimmste abgewendet werden, worüber sie sehr dankbar ist.

VLACH/VOL.AT
Auch die Suche nach einer Unterkunft für die 21 Bewohner des Gebäudes verlief schnell und unkompliziert. Zunächst richteten Rettungskräfte ein Notquartier im alten Gemeindeamt in Kennelbach ein. “Am Vormittag habe ich mit der Caritas telefoniert, da wir keine Notwohnungen im Dorf haben. Diese hat gleich reagiert. Bis auf die achtköpfige Familie konnten wir sofort für alle Bewohner eine Unterkunft finden”, so Hagspiel. Einige seien in Hohenweiler, andere in Rankweil untergebracht.
Fingerspitzengefühl
Am Nachmittag konnte schließlich auch für die Großfamilie eine Wohnung gefunden werden. “Die Geflüchteten wurden mit sehr viel Fingerspitzengefühl betreut. Gerade wenn Leute, die aus einem anderen Land geflohen sind, um hier eine Bleibe zu finden, so etwas erleben, ist das wichtig. Ein großes Lob an die Caritas!”, zeigt sich die Bürgermeisterin dankbar. Mittlerweile hätten sogar schon Leute bei ihr angerufen, die sich bereit erklärten, Personen bei sich aufzunehmen und zu spenden.

Was nun mit dem ehemaligen Gasthaus “Zum Schützen” passiert, ist unklar. “Das Gebäude ist in Privatbesitz, die Eigentümerin wollte es ursprünglich abbrechen und neu bauen”, weiß Hagspiel. Auch wenn das Gasthaus seit rund einem halben Jahrhundert nicht mehr bewirtschaftet wird, befindet die Bürgermeisterin: “Eine Ära geht zu Ende.” Immerhin: Die Tafel, auf der “Zum Schützen” steht, konnte gerettet werden.