Sie sagen der “Schummelspinne” den Kampf an

Mit einer Kundgebung, einem amüsanten Dialog und einer musikalischen Einlage machte sich die Klimaschutzbewegung „GroßEltern für EnkelKinder“ gegen den Feldkircher Stadttunnel stark.
Die Landtagssitzung am Mittwoch nutzten abermals Klimaschutzbewegungen, um für eine wirksamere Klimapolitik zu demonstrieren. Mitglieder von „Extinction Rebellion“ ketteten sich etwa aus Protest gegen den Stadttunnel Feldkirch an die Absperrgitter am Landhausplatz. Einige hundert Meter entfernt luden die „GroßEltern für EnkelKinder“ ein, um am Bregenzer Kornmarktplatz eine Mahnwache abzuhalten. Etwa 100 Personen fanden sich ein, einige hatten Pappaufsteller in Form von Enkelkindern dabei.

Moderator Manfred Sutter zeigte zum Start direkt auf, worum es der Gruppe mit dieser Aktion geht: “Wir wollen eine nachhaltige Politik für uns und vor allem für die künftigen Generationen – eine enkeltaugliche Politik.” Die Entscheidungsträger sollen laut Sutter etwa die “Geschwindigkeitsbegrenzung 80/100” und die Forderungen des Klimarates umsetzen.

Zwei Unterstützer des Projekts, Karl-Heinz Zeiner und Bernhard Fritz, zeigten in ihren Redebeiträgen mit Zahlen- und Faktenmaterial die Auswirkungen des Klimawandels auf. Fritz alarmierte, dass “mehr als drei Milliarden Menschen auf dieser Welt keine Lebensgrundlage mehr haben werden. Seine Botschaft: “Wir müssen mit starken Klimaschutzmaßnahmen gegensteuern.”

Auch große Verkehrsprojekte wie die S 18 und der Stadttunnel Feldkirch sind der Protestbewegung ein Dorn im Auge. Letztere stand bei der Aktion in Bregenz besonders im Fokus. Karl-Heinz Zeiner kritisierte das UVP-Verfahren des Projekts: “Darin gibt es ein Kapitel, das ist überschrieben mit ‘Energie und Auswirkungen auf das Klima’. Die Texte darin sind so formuliert, dass ich mir gedacht habe, als vorwissenschaftliche Arbeit an einem Gymnasium würde das wahrscheinlich nicht durchgehen. Oft ist es sehr unschlüssig und ohne klar nachvollziehbare Rechnungen. Die Auswirkungen der zusätzlichen Emissionen werden so dargestellt, dass es einfach lächerlich wirkt.”

Anschließend an eine dreiminütige Schweigeunterbrechung, in der sich die Besucher Gedanken zum Klima machen konnten, gab es auch etwas zu lachen. Dafür sorgte Christoph Koch mit einem amüsanten Sketch, bei dem er ein Interview mit der “Tunnelspinne” inszenierte, die in Form einer aus Filz gebastelten Spinnenfigur Argumente für das Projekt vorbrachte. In einem witzigen Schlagabtausch entgegnete Koch, was gegen den Stadttunnelbau spricht und schloss mit den Worten: “Meine liebe Tunnelspinne, ich glaube, deine Zeit ist vorbei. Abgang jetzt, auf Wiedersehen!” Zum Schluss spielte er mit ein kleines Ständchen mit der Gitarre, bei dem Refrain stimmten die Besucher mit ein: “Tunnelspinne, Schummelspinne!”, hallte es über den Kornmarktplatz.

Bei der Veranstaltung dabei war auch Edith Auzinger. Die Feldkircherin engagiert sich seit 20 Jahren für den Klimaschutz. Alles fing mit einem Projekt an, das mittlerweile verworfen wurde: “Der Letzetunnel wäre bei mir unter der Küche geplant gewesen. Seitdem bin ich aufgestanden und habe mich engagiert.” Sie ist Mitglied der Bürgerinitiative “StattTunnel”, die sich gegen den Bau stark macht. “Vom Tunnel bin ich betroffen, weil ich eine Privatstraße bei der Liechtensteiner Straße habe, die teilweise wegmuss.” Auch die Emissionen und der Verkehr bereiten ihr Sorgen: „Ich fürchte, dass wir vor dem Tunnel bei der Grenze draußen Stau haben werden.“ Ihr Hoffnung ist, dass der Tunnelbau abgeblasen wird: „Das wäre schön, dann tanze ich auf der Straße.“

Franz Ströhle, Vorsitzender des „AlpenSchutzVerein“, unterstützt mit seinem Verein ebenfalls die Aktion. „Nachdem die Jungen bereits kriminalisiert wurden, ist es dringend, dass die ältere Generation sich solidarisch zeigt“, begründet er. Auch an Protesten vor dem Landhaus nahm er bereits teil. „An genau diesem Ort, im Landesparlament, fallen die Entscheidungen, deshalb ist es wichtig, dorthin zu gehen“, bekräftigt Stöhle.

Drei Fragen an Bernhard Fritz, GroßEltern für EnkelKinder:

1.) Welches Ziel verfolgen Sie und die Bewegung „GroßEltern für EnkelKinder“?
Bernhard Fritz: Ich bin schon seit längerem in der Bekämpfung des Klimwandels aktiv. Mein Schwerpunkt ist die Mobilität. Die Großelterngeneration beschäftigt das Mobilitätsthema und vor allem der Stadttunnel Feldkirch. Mit „GroßEltern für EnkelKinder“ habe ich eine Gruppe gefunden, bei der ich mich meinem Alter entsprechend sehr gut engagieren kann. Gemeinsam teilen wir Wissen und führen Aktionen durch.
2.) Warum ist es für Sie wichtig, Projekte wie die „Tunnelspinne“ zu stoppen?
Fritz: Weil durch den Bau und Betrieb der Tunnelspinne zigtausende bis Millionen Tonnen zusätzlicher Treibhausgase emittiert werden. Zudem wird mehr Verkehr generiert, was die Straßen von Bregenz bis Innsbruck belastet. Und wenn wir den Klimavertrag von Paris ernst nehmen, braucht es drastische Maßnahmen. Eine Straße nicht zu bauen, ist da wohl das Einfachste.
3.) Was erhoffen Sie sich von den anstehenden Wahlen und den neu gewählten Politikern?
Fritz: Zum einen erwarten wir, dass alle Parteien ein klares Statement zum Klimaschutz abgeben. Zum anderen hoffen wir, dass wir vor den Wahlen durch unsere Öffentlichkeitsarbeit manche zum Umdenken und zur Änderung ihrer Klimapositionen bewegen. Für die Wahlen selbst wünschen wir uns, dass vor allem die Parteien gewählt werden, die für den Klimaschutz einstehen.