WC-Drama in Bregenz: “Der erste Eindruck ist entscheidend”

Der Aufenthalt von Hans Hammerers Reisegruppe in Bregenz wurde durch ein defektes WC am Hafen-Bahnhof getrübt.
Weit über 250.000 Besucher können die Bregenzer Festspiele in diesem Jahr verbuchen. Auch heuer sind dafür wieder zahlreiche Gäste aus dem Ausland auf Urlaub in der Landeshauptstadt. Für Hans Hammerer bedeutet das Hochsaison: Der Dornbirner ist Reiseleiter und besucht Bregenz oft mit Reisegruppen. Doch einen Aufenthalt vor kurzer Zeit hat er in schlechter Erinnerung.

Wenn Hammerer mit seiner Reisegruppe aus dem Bregenzerwald in der Landeshauptstadt ankommt, haben viele Gäste zunächst eine bestimmte Sache im Sinn: Sie müssen die Notdurft verrichten. “Die Leute sind ungefähr eine Stunde von Schoppernau und Mellau nach Bregenz mit dem Reisebus unterwegs, direkt nach dem Frühstück”, erklärt der routinierte Reiseführer. “Da müssen sie natürlich zuallererst auf das WC. Erst danach geht es zur Schifffahrt oder zur Festspielbühne.”
Böse Überraschung
Nachdem Hammerer vor zwei Wochen mit seiner Reisegruppe wie gewöhnlich per Reisebus vor dem Hafen-Bahnhof in Bregenz angekommen war, nützten die Touristen wie üblich die Sanitäranlage bei der Unterführung. Dort erwartete die Reisenden eine böse Überraschung.

“Das Herren-WC war gesperrt. Also sagte ich, die Frauen sollen zuerst auf das Damen-WC gehen und anschließend die Herren auch dort. Doch die Vorrichtung, um die Münzen einzuwerfen, war defekt. Eine Dame war ein 50-Cent-Stück ein, das blieb stecken. Sie hat es mit einer Pinzette wieder herausgefischt. So konnte niemand auf die Toilette gehen”, schildert Hans Hammerer die Lage.
Stimmung gekippt
Schnell war “ein Anfraß da”, beschreibt der Reiseleiter die Stimmung in der Touristengruppe. “Die Leute haben geschimpft, warum man das die Reiseleiter nicht besser organisiert haben. Aber wir können ja auch nichts dafür.” Auf der Suche nach einer Lösung hatte er Glück: Nach Absprache mit dem Personal des “Pier69 Hafenrestaurant”, das nebenan liegt, durfte die Reisegruppe das Gäste-WC im Lokal benützen. “Das war die Rettung”, war Hammerer erleichtert.

“Bregenz bietet viel Schönes, was man als Reiseleiter erklären kann. Aber das Dringendste für die Gäste – dass man auf ein WC gehen kann – wird total vernachlässigt. Das ist schon länger der Fall, aber so wie vor 14 Tagen war es noch nie”, fasst Hammerer die Situation zusammen. Auch die Sauberkeit in und vor dem WC sowie in der Unterführung bemängelt der Reiseleiter. “Wenn wir mit dem Reisebus ankommen, ist das der erste Eindruck, den die Menschen von Bregenz haben – und der erste Eindruck ist bekanntlich entscheidend.”
Lokalaugenschein
Bei einem Lokalaugenschein der NEUE vor Ort ist das Herren-WC wieder geöffnet. Wie es scheint, wurde die Sanitäranlage einer gründlichen Reinigung unterzogen. “Man hat was gemacht. Wenn es immer so ist, wäre es in Ordnung”, stellt Hans Hammerer fest.

Auf dem Damen-WC hingegen fällt auf: Besagte Münzvorrichtung, in der das Geld bis vor kurzem noch stecken blieb, wurde aufgebrochen. Interessant ist auch: Nur auf dem Damen-WC müssen 50 Cent für die Benutzung eingeworfen werden. Das Herren-WC ist kostenfrei.

Die Mängel an Sauberkeit in der Unterführung am Hafen-Bahnhof bestätigen sich teilweise: Man findet Abfälle am Boden, die Wände der Unterführung sind mit Graffitis mit teils unangebrachtem Inhalt besprüht.


Stadt will Situation überprüfen
Auf Anfrage teilt die Stadt Bregenz zum Sachverhalt mit, dass man direkt am Montag selbst einen Lokalaugenschein in der Unterführung vornehmen und bei Bedarf entsprechende Maßnahmen einleiten will. Die Zuständigkeit für die Unterführung ist dabei keine leichte Frage: Die Stadt Bregenz, die ÖBB und die Vorarlberg Lines haben vor Ort Eigentum. Die betroffene WC-Anlage gehört laut der Stadt letzteren.

Hans Hammerer formuliert abschließend einen Wunsch: “Es wäre wichtig, wenn den Grundbedürfnissen wie dem WC-Gang ein höherer Stellenwert eingeräumt wird. Bei unseren Reisen sind viele ältere Menschen dabei, und für die ist ein funktionierendes WC wichtig.”