Vorarlberg

Zwangsversteigerungen in Vorarlberg nehmen zu: “Nur die Spitze des Eisbergs”

14.11.2024 • 16:21 Uhr
Zwangsversteigerungen in Vorarlberg nehmen zu: "Nur die Spitze des Eisbergs"
Zwangsversteigerungen von Häusern oder Wohnungen sind immer nur der letzte Ausweg. wpa/symbolbild

Im vierten Quartal zeigen die Zahlen der Zwangsversteigerungen auch in Vorarlberg stark nach oben. “Da schlummert noch einiges”, meint Monika Konvicka vom Auswerter SmartFacts Data Services.

Eine schwierige wirtschaftliche Gesamtlage, das zweite Jahr mit einer Rezession und laufende Meldungen über Insolvenzen und Personalreduzierungen bei Unternehmen finden über früher oder später ihren Widerhall in der Anzahl der Zwangsversteigerungen von Immobilien. Das gilt auch für das Bundesland Vorarlberg, wenngleich hier die Uhren ein wenig anders ticken. Das zeigen Aufstellungen des auf die Auswertung von Zwangsversteigerungen spezialisierten Unternehmens SmartFacts Data Services in Wien.

Österreichweit um 30 Prozent mehr Termine

So offenbart die Datenauswertung von SmartFacts, dass die Anzahl der Zwangsversteigerungstermine in Österreich in den ersten drei Quartalen 2024 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um über 30 Prozent auf 760 Termine angestiegen ist. Dabei handelt es sich um Termine und nicht zwangsläufig um gleich viele Objekte, da ein Objekt im Laufe der Zeit auch mehrere Termine in der Ediktsdatei haben kann.

Darauf verweist SmartFacts-Geschäftsführerin Monika Konvicka im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur. Das könne etwa der Fall sein, wenn ein Versteigerungstermin aus welchem Grund auch immer verschoben werden muss. In der Regel liege die Anzahl der Termine und die Anzahl der zur Zwangsversteigerung vorgesehenen Immobilien jedoch nahe zusammen. “Wenn die Anzahl der Termine zunimmt, dann kann man davon ausgehen, dass auch das Zwangsversteigerungs-Geschehen ansteigt.”

Vorarlberg in den ersten drei Quartalen noch konstant

Vorarlberg hat sich diesem österreichweiten Trend zumindest in den ersten drei Quartalen 2024 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres noch widersetzt. So gab es im Vorjahreszeitraum 24 Termine und 23 Objekte in der Zwangsversteigerung, während sich die Vergleichszahlen heuer auf 23 Termine und 22 Objekte in der Zwangsversteigerung belaufen. “Wir sehen bis dahin in Vorarlberg also noch eine stabile und sogar leicht rückläufige Entwicklung.”

Seit dem vierten Quartal steigen die Zwangsversteigerungen

Das hat sich seit Beginn des vierten Quartals 2024 jedoch erkennbar geändert. Deutlich wird dies beim Vergleich mit den Zahlen für das Gesamtjahr 2023. So weist die Statistik für Vorarlberg im Jahr 2023 noch 30 Termine und 26 Objekte in der Zwangsversteigerung aus. Im heurigen Jahr liegt das westlichste Bundesland per Ende November bereits bei 31 Terminen und 30 betroffenen Objekten. Eine Prognose bis Ende November sei möglich, da ein Zwangsversteigerungstermin immer vier Wochen zuvor veröffentlicht werden muss. “Wir sehen, dass wir nach elf Monaten bereits klar über den Zahlen des gesamten Vorjahres liegen. Es gibt also auch in Vorarlberg einen deutlichen Trend nach oben”, sagt Konvicka.

Bei SmartFacts wird darauf verwiesen, dass die veröffentlichten Daten in der Ediktsdatei nur “die Spitze des Eisberges” seien. “Es wird gegenwärtig von den Banken noch viel gestundet, denn eine Zwangsversteigerung ist immer nur der letzte Ausweg.” Gleichzeitig würden die Wertberichtigungen bei den Finanzinstituten österreichweit steigen. “Wir müssen also davon ausgehen, dass hier noch einiges schlummert”, so Konvicka.

So sollte man sich auch im Hinterkopf behalten, dass in der Ediktsdatei öffentlich ersichtliche Zwangsversteigerungen in der Regel eine Vorlaufzeit von acht bis 16 Monaten haben. Die Fälle, die jetzt zur Zwangsversteigerung anstehen, haben ihren Ursprung mitunter also noch im Vorjahr.

Seit 2007 in diesem Nischenbereich tätig

Die SmartFacts Data Services GmbH dokumentiert seit 2007 den Gesamtmarkt der zu Versteigerung anberaumten Liegenschaften in Österreich. Dabei wird nicht nur die Anzahl der Fälle ausgewertet, sondern auch die Bewertungen einschließlich Verkehrsgutachten, Schätzwerten und Erlös- sowie Erfolgsquoten.

wpa/red.