Vorarlberg

BayWa Vorarlberg trotzt der Wirtschaftslage

19.11.2024 • 17:06 Uhr
BayWA
BayWa trotzt der Wirtschaftslage mit Investitionen in die Zukunft. wpa

Umsatzrückgang und Kaufzurückhaltung prägen das Geschäftsjahr der BayWa Vorarlberg.

Es gibt dieser Tage kaum ein Unternehmen, das sich der negativen wirtschaftlichen Gesamtlage entziehen kann. Und so hadert auch die BayWa Vorarlberg Handels GmbH mit der Investitions- und Kaufzurückhaltung ihrer Kundinnen und Kunden und mit dem anhaltenden Schwächeln der Vorarlberger Baubranche. “Das wirtschaftliche Umfeld ist bekannt und es wäre ein Wunder, wenn wir es nicht spüren würden”, so Geschäftsführer Martin König im Gespräch mit der Wirtschaftspresseagentur.com.

Umsätze rückläufig, aber Ertragslage immer noch positiv

So hat die BayWa Vorarlberg Handels GmbH im Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von 86,7 Millionen Euro erzielt, ein Minus von rund elf Prozent. Die Ertragslage ist zwar auch zurückgegangen. Allerdings blieb das EGT gemäß Gewinn- und Verlustrechnung eindeutig positiv. Für das Geschäftsjahr 2024 geht König von einem Umsatz zwischen 80 und 85 Millionen Euro aus. “Wachstum wird sich sicherlich keines ausgehen, aber bestenfalls können wir das Vorjahresniveau in etwa halten.” Die Ertragslage werde ebenfalls weiter darunter leiden, jedoch auch heuer wieder positiv ausfallen.

Schlechte Allianz: Stagnierende Umsätze und steigende Kosten

Dass die Erträge sinken, führt König auf die Kombination von rückläufigen oder stagnierenden Umsätzen bei gleichzeitig massiv gestiegenen Personalkosten, deutlich höheren Zinsen und hohen Energiekosten zurück. “Ich gönne jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter ein höheres Einkommen, weil ja auch ihre Lebenshaltungskosten gestiegen sind. Wir stehen aber unter Druck, denn am Ende des Tages müssen wir dieses Geld als Unternehmen auch verdienen können. Sonst ist irgendwann Schluss.”

Mehrere Geschäftsbereiche erlauben zumindest breite Aufstellung

Die BayWa Vorarlberg ist in den Bereichen Landtechnik & Agrar (30% des Umsatzes), Bau & Garten (30%), Baustoffe (20%) und Energie (20%) tätig. Dabei habe jeder Bereich andere Gründe für seine Entwicklung: So sei der Absatz der Baustoffe rückläufig, weil die Baukonjunktur nicht anspringt. Im Bereich Bau und Garten spüre man die Konsumzurückhaltung der Kundschaft. Aber auch das vergleichsweise schlechte Wetter im Frühjahr sei keine Hilfe gewesen. Die Sparte Landtechnik/Agrar sei dagegen vergleichsweise stabil, wenn auch die Landwirtinnen und Landwirte bei größeren Investitionen deutlich länger überlegen würden.

Pellets konkurrenzieren möglicherweise mit Luftwärmepumpen

Und im Energie-Bereich kommt es auf den Energieträger an. So sei der Heizöl-Markt per se rückläufig. Dagegen sehe man leichte Zuwächse im Geschäft mit Holzpellets, die samt und sonders von einem Produzenten in Vorarlberg bezogen und seit Mai 2024 mit einem eigenen Zustell-Lkw an die Kundschaft geliefert werden. Allerdings stehen Holzpellets nach Einschätzung von König möglicherweise vermehrt auch in Konkurrenz mit Luftwärmepumpen. Die Situation im Großhandel mit Diesel etwa für Frächter stelle sich eher verhalten dar, da weniger transportiert werde. “Dafür läuft die eigene Tankstelle sehr gut”, so König.

Großinvestition am Standort in Frastanz

Trotz der herausfordernden Situation glaubt man bei der BayWa Vorarlberg an eine positive wirtschaftliche Zukunft. Deshalb investiert das Unternehmen gegenwärtig rund 4,5 Millionen Euro in die Modernisierung und den teilweisen Neubau ihres Kompetenzzentrums für Landtechnik in Frastanz. Das Geld fließt dabei in eine Werkstätte, ein Ersatzteillager mit 55.000 Artikeln sowie in ein Bürogebäude. “Wir möchten der modernste Maschinenfachbetrieb in der Region werden”, so König zum Standort Frastanz, wo gegenwärtig 25 Beschäftigte tätig sind. Die offizielle Eröffnung sei für das Frühjahr 2025 geplant.

BayWA
BayWa Vorarlberg Geschäftsführer Martin König. wpa

Probleme der deutschen BayWa AG als Beispiel für wirtschaftliche Fragilität

Neben Frastanz und Lauterach unterhält die BayWa Vorarlberg weitere Standorte in Lustenau, Hittisau und Rankweil sowie in Bludenz. Aktuell werden rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die BayWa Vorarlberg Handels GmbH gehört zu 49 Prozent der Raiffeisenlandesbank Vorarlberg, 51 Prozent hält die Raiffeisen-Lagerhaus Investitionsholding GmbH in Korneuburg, hinter der wiederum die Raiffeisen Ware Austria RWA steht.

In dieser Gesellschaft befindet sich auch die Mehrheitsbeteiligung der deutschen BayWa AG. Deren jüngste wirtschaftliche Turbulenzen und die Wechsel auf Vorstandsebene würden die BayWa Vorarlberg in ihrem Tagesgeschäft nicht wirklich betreffen, so König. Allerdings zeige das Beispiel von BayWa Deutschland, wie fragil die wirtschaftliche Situation allgemein sei.

wpa/red.